Peter Raskin will als Mitbesitzer und mit potenten Aktionären die Bergos Berenberg Privatbank schweizerischer machen, wie er im Interview mit finews.ch sagt – als eine Alternative zu den Grossbanken.


Herr Raskin, wie fühlt es sich an, Mitbesitzer einer Bank zu sein?

Das fühlt sich sehr gut an. Es ist wohl der Traum eines jeden Bankers und für mich ist er wahr geworden.

Was hat das Mutterhaus Berenberg in Hamburg dazu bewogen, die Schweizer Tochter zu verkaufen?

Die Berenberg-Partner in Hamburg haben schon vor einiger Zeit begonnen, sich Gedanken zu machen, wie sie die regulatorische Komplexität in der Bank reduzieren können. Dabei stand auch die Schweizer Tochter zur Diskussion.

Daraufhin habe ich mir auch Gedanken gemacht und eine unternehmerische Lösung vorgeschlagen, also einen Verkauf an Personen, welche die Bank unabhängig weiter voranbringen können. Dieser Vorschlag stiess bei den Partnern auf offene Ohren. Denn einerseits war und ist Berenberg Schweiz bereits ein sehr unabhängig operierendes Institut, was einen Verkauf einfach macht.

«Es war naheliegend, die Idee an die Verwaltungsräte heranzutragen»

Andererseits gibt es zahlreiche Gebiete, in denen wir kooperieren und voneinander profitieren. Insofern ist der Verkauf eine Win-Win-Lösung für beide Seiten: Die regulatorische Komplexität reduziert sich für das Mutterhaus massiv, gleichzeitig bleiben die beiden Banken geschäftlich miteinander verbunden.

Sie mussten dann aber ihre Verwaltungsräte Michael Pieper, Adrian Keller und Claus-G. Budelmann von dieser Lösung überzeugen – und als Käufer gewinnen.

Es war relativ naheliegend, mit dieser Idee an die Verwaltungsräte heranzutreten. Sie kennen Berenberg Schweiz sehr gut. Herr Budelmann hat sie vor 30 Jahren gegründet, Michael Pieper ist seit 25 Jahren, Adrian Keller seit zwölf Jahren im Verwaltungsrat. Das machte sehr viel Sinn.

Was hat es gebraucht, um diese Unternehmerpersönlichkeiten, zu denen auch Andreas Jacobs gehört, zu überzeugen, in eine Bank zu investieren?

Dafür brauchte es gar nicht so viel Überzeugungsarbeit. Denn die Herren kennen die Bank und ihren Ansatz ja durch und durch. Sie haben lange mit dem bestehenden Management zusammengearbeitet, kennen die Ergebnisse und wissen, was wir in den letzten Jahren geleistet haben.

Berenberg Schweiz wäre sonst wohl von einer grösseren Bank geschluckt worden.

Ja, wenn sie den derzeitigen Bankenmarkt betrachten, wäre das wohl das Szenario gewesen. Auslandsbanken verkaufen oder schliessen ihre Schweizer Tochter, kleine Banken werden aufgekauft, mittlere und grosse Banken werden noch grösser.

«Das darf ich Ihnen nicht sagen»

Diese Entwicklung führt dazu, dass Kunden irgendwann nur noch die Wahl zwischen Grossbanken und grösseren Banken haben. Also macht es sehr viel Sinn, dass hier ein kleineres, unabhängiges Institut entsteht.

Wenn man es nicht besser wüsste, liesse sich sagen: Drei Milliardäre kaufen sich als neues Spielzeug eine Privatbank...

Sicherlich nicht. Es war und ist nicht geplant, dass sich die genannten Herren nun eine Bank leisten und diese – etwas plakativ gesagt – mit ihrem Geld zuschütten. Sie investieren in eine Privatbank, die ihren Ansatz weiter wie bisher verfolgen soll.

Lassen die Verwaltungsräte und jetzt Besitzer Pieper und Keller einen Teil ihres Vermögens von Bergos Berenberg verwalten?

Das darf ich Ihnen nicht sagen.

Die Bank wird nun Bergos Berenberg heissen. Was bedeutet Bergos?

Bergos steht für Berenberg Gossler. Das Stammhaus heisst ja mit vollem Namen Berenberg, Gossler & Co. Die Bank wurde vor 428 Jahren gegründet. Wir können mit unserem neuen Namen also an die Tradition anknüpfen und gleichzeitig ein neues Kapitel aufschlagen.

Berenberg, Gossler & Co. behält knapp 20 Prozent an Bergos Berenberg. Welche geschäftlichen Verknüpfungen wird es noch geben?

Es war das Ziel dieses Projektes, dass sich aus Kundensicht absolut nichts verändert. Das heisst, wir können weiterhin die gesamte Expertise, die wir benötigen, aus dem Stammhaus nutzen. Umgekehrt arbeiten wir dort zusammen, wo unsere Hilfe benötigt wird. So machen wir hier beispielsweise das Art Consulting für die ganze Gruppe und arbeiten eng mit den Abteilungen Shipping und Corporate Finance zusammen.

Bergos Berenberg ist nun eine Bank, die von Unternehmern geführt wird. Was bedeutet dies für die Strategie und die Ausrichtung auf die Kunden?

Wir werden immer eine Bank bleiben, die sich vor allem mit Privatpersonen auseinandersetzt. Wir werden weder heute noch morgen Corporate Banking, Finanzierungs- und Kapitalmarktgeschäfte selbst anbieten. Unser Fokus bei Privatpersonen liegt auf Unternehmern und Familien.

«Wir machen diese Art von Kundensegmentierung nicht»

Unsere Strategie ist, die Kunden ganzheitlich zu erfassen und zu beraten, in allen Belangen, welche Auswirkungen auf das Vermögen haben könnten. Dies im Unterschied zu den meisten anderen Privatbanken, welche nur die Anlageseite berücksichtigen.

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