Spärliche Updates, technische Probleme, Kritik von Nutzern: Das einst von der Credit Suisse gehypte digitale Sparkässeli Digipigi rangiert online mittlerweile unter ferner liefen.


Mithilfe: Antonio Prosperati


Heute Donnerstag ist wieder Zukunftstag. In der ganzen Schweiz sind Primarschüler unterwegs, um das Berufsleben kennenzulernen – auch im Banking, auch bei der Credit Suisse (CS). Die Grossbank hält für ihren «Kids Day» eine besondere Attraktion bereit: Sie führt den jungen Besuchern das Digipigi vor, das erste Schweizer Sparsäuli mit integrierter Finanz-App.

Das Kässeli kichert, wenn man es mit Münzen füttert. Dabei mehren sich die Anzeichen, dass es ums 2017 mit grossem Brimborium lancierte Angebot nicht so rosig steht, wie man es vom Äusseren eines Schweinchens ableiten würde. Unlängst zeigten Recherchen von finews.ch, dass wichtige Fürsprecher des Digipigi die Bank verliessen und die Nachfrage nach dem digitalen Sparschwein deutlich abgenommen hat.

Dennoch betonte die CS damals, dass mit dem Digipig alles zum Besten stehe. «Das Digipigi fühlt sich pudelwohl bei uns und ist fester Bestandteil unseres Produktangebots», hiess es bei der Bank.

Verbindungsprobleme behoben

Seitens der finews.ch-Leserschaft stiess dies in der Folge auf Widerspruch. Die Applikationen, welche das digitale Kässeli erst zum Leben erweckten, seien nicht mehr mit neuen Smartphone-Betriebssystemen kompatibel, lautete eine Zuschrift. Eine kurze Recherche im Internet bestätigte den Hinweis; die zum Betrieb des Digipigi notwendigen Apps werden selten gewartet. In Nutzer-Rankings läuft das Angebot, mit dem die CS einst 1 Millionen Kinder in der Schweiz erreichen wollte, unter ferner liefen.

In der Tat: Auf dem iPhone, mit über 40 Prozent Nutzeranteil weiterhin das beliebteste Smartphone der Schweiz, erfuhr die Kinder-App «Digipigi Kids» seit Ende 2018 über lange Monate hinweg kein Update mehr. Das gleiche galt für das Eltern-Pendant «Digipigi Parents», was dazu führte, dass die Applikation auf dem Apple-Betriebssystem iOS 13 nicht mehr funktionierte.

Am letzten Dienstag erfolgte nun aber doch noch ein Update, um die «Verbindungsprobleme» für die iOS-13-Nutzer zu beheben. Dass dieses Update just mit der erneuten Anfrage von finews.ch zusammenfiel, ist laut der Bank rein zufällig. «Das Digipigi ist zentraler Bestandteil unseres Viva Kids Produkt-Pakets, das sich an unsere jüngsten Kunden und deren Eltern richtet», so die CS.

«Zwei enttäuschte Kids»

Dennoch fällt auf: Im Gegensatz zum Digipigi wurde die Mobile-Banking-App CS Direct Banking in diesem Jahr nicht weniger als zehn Mal auf den neuesten Stand gebracht. Und die Credit-Suisse-Version der Bezahl-App Twint erfuhr immerhin drei Mal ein Update.

Das bleibt nicht ohne Wirkung bei den Nutzern. Im iOS-Appstore rangiert die Kinder-App auf Rang 200, jene für Eltern auf Platz 89. Die letzten Nutzerkommentare waren negativ. «Echt peinlich für die CS. Funktioniert auf dem iPhone nicht. Fazit: Zeit verloren und zwei enttäuschte Kids.»

Aufseiten des Google-Angebots Android steht das Digipigi nur wenig besser da. Das neueste Update der Kinder- und Eltern-Applikation für Android-Smartphones erfolgte vergangenen Februar. Auch hier sind die letzten Kommentare bissig.

Besonderes Lob des Chefs

«Die Installation braucht etwa drei Anläufe, bis die Verbindung zwischen Kässeli und App zustande kommt. Im Gebrauch lässt es sich kaum mehr verbinden. Bereits x-Mal über längere Zeit neuinstalliert. Bringt alles nichts. Sehr instabil, sehr schade!», enervierte sich ein Nutzer der Kinder-App vergangenen Juni.

Das mögen Einzelstimmen aus der Masse von laut der Bank 30'000 Nutzern sein. Aber zusammengenommen mit den spärlichen Updates und den unspektakulären Nutzer-Rankings verfestigt sich der Eindruck, dass der Hype ums erste digitale Sparschweinchen der Schweiz gründlich verflogen ist.

Zur Erinnerung: An der Entwicklung des Digipigi arbeiteten bei der CS Schweiz einst über 100 Personen, mit dem Bau des Kässelis wurden die Digitalprofis der Firma Zühlke beauftragt, und der Finanzdidaktik-Überbau wurde zusammen mit der Stiftung Pro Juventute erarbeitet. Auch Schweiz-Chef Thomas Gottstein liess es sich nicht nehmen, den Effort in einem internen Memo besonders zu loben.

Geteilte Aufmerksamkeit

Umso mehr verwundert, dass die Grossbank nach dem gelungenen Start des Produkts die Zügel schleifen lässt. Die wahrscheinlichste Erklärung dafür ist wohl, dass in einem Finanzkonzern noch zahlreiche anderen Initiativen beworben werden müssen: In der Vorsorge, für KMU, in der Ausbildung und so fort.

Allerdings ist auch ein pessimistisches Szenario denkbar. Immer wieder zeigt sich nämlich im Banking, dass neuartige Angebote sang- und klanglos verschwinden, wenn sich der Erfolg nicht sofort einstellt.

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