Der ehemalige CEO der Credit Suisse wurde infolge der Spionage-Affäre der Grossbank geschasst. Tidjane Thiam verliess die Bank zwar erhobenen Hauptes. Doch Vertraute sagen: Er leidet.

Geld alleine macht nicht glücklich: Der ehemalige CEO der Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS), Tidjane Thiam, befindet sich gerade in einer unschönen Zeit. Zwar hat er ein überaus attraktives Abschiedspaket von bis zu 30 Millionen Franken verhandelt, nachdem der Verwaltungsrat der CS in der Folge der Beschattungsaffäre rund um mehrere ehemalige Kadermitglieder der Grossbank ihn zum Rücktritt bewegt hat.

Doch hat Thiam dieser Tage nicht viel zu lachen, wie aus einem Porträt hervorgeht, das das afrikanische Magazin «The Africa Report» über Thiam geschrieben hat. «Er ist fassungslos über das, was passiert ist», bestätigte einen Mitglied seines engsten Umfelds darin.

Fremdkörper in der Schweiz

So nutze Thiam seinen Aufenthalt in den USA derzeit gerade, die Affäre und den Abgang bei der Grossbank zu verdauen. Dieser sei gerade für einen Strategen wie ihn überaus überraschend gekommen, heisst es. Thiam habe bis kurz vor der entscheidenden Verwaltungsrats-Sitzung noch geglaubt, dass er die Spygate-Affäre als CEO überdauern könne, da er in den letzten vier Jahren den Turnaround der Grossbank erfolgreich gemeistert habe.

Doch eigentlich sei er nicht daran gescheitert, glaubt «The Africa Report». Denn Thiam sei Zeit seiner Karriere das Opfer von üblem Rassismus gewesen. So habe ihn bereits ein Verwaltungsrat von Prudential, wo Thiam zwischen 2009 und 2015 CEO war, in einer hitzigen Sitzung «Nigger» genannt. Auch als Chef der CS sei Thiam stets ein Fremdkörper in der eigentlich enorm weissen Schweiz gewesen. Was sich auch mit Informationen deckt, die finews.ch Anfang Jahr erhalten hat.

Banker oder Politiker?

Thiams Karriere dürfte nach einer kurzen Auszeit an einem anderen Ort weitergehen, da sind sich «The Africa Report» und auch finews.ch einig. Doch wo genau, das steht noch in den Sternen. Zwar sind derzeit noch einige CEO-Posten von Grossbanken zu besetzen, wie zum Beispiel jener der HSBC oder von Barclays. Thiam hat aber bereits 2019 klar gemacht, dass er nach der CS keine Grossbank mehr führen will.

Noch immer kursiere sein Name in der Nachfolge für die ehemalige Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde. Ihr Posten müsste Ende März neu besetzt werden. Ausserdem wird Thiam auch für einen Chefposten bei der Afrikanischen Entwicklungsbank gehandelt. In seiner ursprünglichen Heimat, der Elfenbeinküste, wird sogar gemunkelt, dass Thiam Aussichten auf das Präsidentenamt haben könnte, das in den nächsten Monaten neu besetzt wird, wenn er sich denn zur Wahl stellen würde. 

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