Der Chef der Credit Suisse, Tidjane Thiam, ist angeschossen. Die Attacken und Medienberichte gegen ihn sind gezielt. Die Urheber sind Vertreter des Zürcher Wirtschafts-Establishments.

Tidjane Thiam ist ausser Kontrolle geraten: Der Chef der Credit Suisse (CS) hebelte am Wochenende alle Regeln der Kommunikationspolitik aus, schlug persönlich auf seinem neuen Social-Media-Account auf Instagram zurück und bezeichnete einen Artikel der «NZZ am Sonntag» (Artikel bezahlpflichtig) als «falsch und rufschädigend».

Dort stand, Thiam habe von seinem früheren Wealth-Management-Chef Iqbal Khan verlangt, er solle «schmutziges Material» gegen Claudio de Sanctis, dem früheren Europa-Chef, sammeln. Weil Khan sich geweigert habe, sei er anschliessend von Thiam «gemobbt» worden. Dies die vermeintliche Vorgeschichte, die zur Beschattung von Khan führte, für die sich die CS und Thiam entschuldigt haben. Seither bricht das mediale «Spygate»-Trommelfeuer nicht ab.

Im Bad der internationalen Polit-Prominenz

Thiams Reaktion auf Instagram mag menschlich wirken, doch trägt sie den Hauch der Verzweiflung. Der Social-Media-Post illustriert auf dramatische Weise, dass eine kleine Armee von hoch bezahlten Kommunikations- und PR-Leuten die Kontrolle über das «Spygate»-Narrativ verloren hat.

Es ist wohl kein Zufall, dass der CS-Chef das WEF in Davos aussuchte, um seine Instagram-Präsenz zu starten. Dort zeigte er sich mit Kristalina Georgieva, der neuen Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), und der US-Präsidententochter Ivanka Trump. Thiam, die globale Wirtschaftsgrösse, fühlt sich überaus wohl in den elitären Kreisen der kosmopolitischen Polit- und Wirtschaftsintelligenzia.

Eisiger Wind in Zürich

Weniger ist dies der Fall, wo sein Arbeitgeber CS verwurzelt ist: in Zürich. Dem 58 Jahre alt werdenden Franko-Ivorer schlägt hier ein eisiger, ablehnender Wind entgegen. Zürich, das ist immer noch das Zentrum und Wirken des Schweizer Banking- und Wirtschaftsestablishments, das ein engmaschiges Netzwerk von Meinungsmachern und Entscheidungsträgern bildet.

Zwar hat dieses Establishment mit dem Niedergang der FDP und namentlich der Swissair im Jahr 2001 an Macht und Einfluss eingebüsst. Doch es sind weiterhin dem Freisinn nahestehende, liberale Wirtschaftsführer und Ökonomen sowie Akademiker der Universität Zürich, die ihre kollektive Stimme in der «Neuen Zürcher Zeitung» finden und ihren Einfluss geltend machen. Bei der CS, oder vielmehr der «alten» Schweizerischen Kreditanstalt (SKA) laufen viele Fäden dieses Netzwerks zusammen.

Das Ziel: Thiam loswerden

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