Eine Transformation der UBS unter CEO Ralph Hamers funktioniert nur über einen Kulturwandel, sagt Headhunter Reto Jauch im Interview mit finews.tv. Erfolgreiche Beispiele dafür gebe es auf dem Schweizer Finanzplatz.

Mit der Wahl des derzeitigen Chefs der ING-Bank Ralph Hamers zum Nachfolger von Sergio Ermotti an der UBS ist für Beobachter klar: Der Niederländer wird die digitale Transformation der grössten Schweizer Bank beschleunigen.

Reto Jauch, Managing Partner bei der Zürcher Headhunter-Boutique Schulthess Zimmermann & Jauch, widerspricht dieser Auffassung im Interview mit finews.tv nicht.  Doch sei Hamers bei der UBS «eher eine Kulturbesetzung als eine Besetzung durch einen digitalen CEO».

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Auf die Frage, welche Massnahmen Hamers ergreifen wird, um den Kulturwandel bei der UBS einzuleiten, sagt Jauch: «Die Schlagwörter einer solchen Entwicklung sind Agilität, Transparenz sowie Veränderungen in der Hierarchie. Ich gehe davon aus, dass Hamers zunächst an diesen Themen arbeiten und die stark hierarchisch geprägten Strukturen in der UBS aufweichen wird, um überhaupt durchzukommen.»

Softe Faktoren und Persönlichkeitselemente

Die Chancen für diesen Kulturwandel sieht Jauch intakt. Verwaltungsratspräsident Axel Weber habe bereits daran gearbeitet. «Mit der Kombination Chairman-CEO kann diese Entwicklung nun stärker bestimmt werden.»

In den vergangenen Jahren sei bei einer Nachfolgeplanung die Evaluation vermehrt auch auf Persönlichkeitselemente und weiche Faktoren fokussiert worden.

Urs Berger bei Mobiliar als Vorbild

Ein Beispiel für eine gute Personalbesetzung und einen erfolgreichen Kulturwandel mitsamt Transformation sei der genossenschaftlich organisierte Versicherer Mobiliar. Verwaltungsratspräsident Urs Berger habe relativ früh mit «signifikanten Entscheiden» ein Führungsteam geschaffen, welches die Transformation vorangetrieben habe. «Bei der Mobiliar fällt auf, dass die Themen Agilität und Transparenz umgesetzt worden sind und dass man Teamformen gefunden hat, um unabhängig von Hierarchien arbeiten zu können», so Jauch.

Während in den Grossbanken im operativen Bereich viel Substanz bezüglich Technologie und Digitalisierung vorhanden sei, fehle es in den Verwaltungsräten der UBS und der Credit Suisse noch daran. «Auf Stufe Verwaltungsrat hat man Versuchsballone steigen lassen», beobachtet Jauch. «Aber man hat auch gesehen: Das verpufft.»

Ein Konzept à la «Wir holen jemand von Google oder Amazon» verfange nicht so einfach. Die Komplexität des Finanzgeschäftes mit seinen Regulatorien bedinge entsprechendes Know-how und Fähigkeiten. «Man kann also nicht von sehr weit ausserhalb der Finanzbranche geeignete Bankenmanager holen», so Jauch.

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