Seit der letzten Finanzkrise vor zwölf Jahren wurden Banken weltweit unzählige zusätzliche Vorschriften auferlegt. Angesichts der Corona-Krise versuchen die Institute nun, diesen Trend umzukehren. 

Die Kapitalvorschriften, welche seit der Finanzkrise von 2008 zunehmend verschärft wurden, sind ein Grund dafür, dass die Banken in den letzten Jahren nicht mehr an die Renditen aus der Zeit davor herankamen. Die dicken Kapitalpolster sorgen aber auch dafür, dass die Finanzindustrie angesichts der wirtschaftlichen Verwerfungen durch die Coronavirus-Pandemie nicht vor dem Kollaps steht.

Doch in der Krise sehen die Finanzinstitute auch eine Chance. So laufen in den USA, im Euroraum und in Grossbritannien Anstrengungen, von den Regulatoren Zugeständnisse zu bekommen, wie die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) schrieb. Die Vorschriften sollen entschärft werden oder verzögert in Kraft treten. 

Gleich lange Spiesse

Als Chairman der globalen Banken-Lobby Institute of International Finance ist auch UBS-Präsident Axel Weber an diesen Bemühungen aktiv beteiligt  Zusammen mit Tim Adams, dem CEO der Organisation, zu welcher die grössten Schweizer Banken und Versicherer gehören, forderte er gestern Mittwoch global koordinierte Massnahmen der Regulatoren.

«Koordiniertes Handeln würde nicht nur sicherstellen, dass die Massnahmen, die sich letztlich auf die Märkte weltweit auswirken, effektiver sind, sondern würde auch für gleich lange Spiesse sorgen, indem Wettbewerbsverzerrungen auf ein Minimum reduziert werden», schrieben sie. «Wir leben in einem integrierten, globalen System und alles ausserhalb eines globalen, integrierten Ansatzes wird erfolglos bleiben.»

Von Libor bis Rechnungslegung

Zu diesem Ansatz müssten auch «gezielte aufseherische und regulatorische Massnahmen» gehören, so die Forderung. Die «FT» berichtete, dass die Banken weltweit auf einen Aufschub der Einführung der nächsten Stufe von Kapitalvorschriften – den sogenannten Basel-IV-Regeln – hinarbeiten. Dasselbe gilt für neue Rechnungslegungs-Grundsätze und das Ende des Referenzzinssatzes Libor.

Ob die Regulatoren so weit gehen, wie sich dies die Bankchefs erhoffen, ist noch nicht klar. Erste Erleichterungen wurden der Industrie allerdings schon gewährt. 

Schweiz noch zurückhaltend

In der Schweiz hat die Finanzmarktaufsicht die Reporting-Regeln für Trader im Home Office etwas gelockert, wie der Regulator am Donnerstag bekanntgab. Bei den Kapitalpuffern wurden die Institute allerdings zur Vorsicht gemahnt. Das Deutsche Gegenstück zur Finma, die Bafin, geht derweil laut «FT» einen Schritt weiter und hat auch die Kapitalvorschriften für Banken gelockert. 

Gleichzeitig hat die Europäische Zentralbank ihre Stresstests verschoben. Angesichts des tatsächlichen Stress-Szenarios, mit dem sich die Banken konfrontiert sehen, wären diese im Moment möglicherweise tatsächlich überflüssig gewesen. 

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