Die Schweizerische Nationalbank greift den Banken unter die Arme und reduziert ihre Belastung durch den Strafzins. Zudem prüft sie, ob der antizyklische Kapitalpuffer gelockert werden kann.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) reagiert auf den wirtschaftlichen Einbruch als Folge des Coronavirus: Sie erhöht per 1. April 2020 den Freibetrag für die Banken, was die Negativzinsbelastung für das Bankensystem reduziert, wie sie in ihrer Mitteilung am Donnerstag schreibt. So steigt der sogenannte Freibetragsfaktor von 25 auf neu 30.

Zudem prüft die SNB, ob der antizyklische Kapitalpuffer gelockert werden kann, um den Spielraum der Banken zu vergrössern. Die Währungshüter sehen die Finanzindustrie zwar als gut gerüstet für die schwierige Lage, möchten die Banken aber in ihrer zentralen Rolle unterstützen. Die SNB wird die Prüfung vor allem mit Blick auf die Risiken am Hypothekar- und Immobilienmarkt ausführen.

Verstärkte Interventionen

Der Leitzins bleibt bei minus 0.75 Prozent, da eine expansive Geldpolitik für die Gewährleistung angemessener monetärer Bedingungen in der Schweiz nötiger denn je ist, wie die Bank schreibt. Sie interveniert jedoch verstärkt am Devisenmarkt, um zur Stabilisierung der Lage beizutragen.

Die SNB verzichtet darauf, eine Voraussage für das Wirtschaftswachstum zu geben. Sie rechnet mit einem «starken Rückgang der Wirtschaftsaktivität in der ersten Jahreshälfte», gefolgt von einer allmählichen Normalisierung.

Strukturerhaltung im Fokus der SNB

Das Finanzsystem sei mit ausreichend Liquidität ausgestattet und die SNB werde bei Bedarf zusätzliche Massnahmen zur Sicherung der Liquidität treffen. Die Währungshüter sind überdies im engen Kontakt mit dem Bundesrat, mit dem Ziel, die Wirtschaft bestmöglich zu unterstützen und soweit die Strukturen zu erhalten, dass der Aufschwung nach der Krise bestmöglich erfolgen kann.

Auf die Frage nach der Einrichtung eines Fonds zur Unterstützung der Wirtschaft, wie von den ETH-Professoren Hans Gersbach und Jan-Egbert Sturm gefordert, gab es am Donnerstag noch keine Antworten. In einer Telefonkonferenz mit Journalisten betonte SNB-Präsident Thomas Jordan, dass Gespräche über weitergehende Massnahmen zur Unterstützung der Volkswirtschaft mit dem Bundesrat geführt würden und dass es zu früh sei, um Details bekanntzugeben. Der Bundesrat wird morgen Freitag ihre wirtschaftspolitischen Massnahmen bekanntgeben.

Neue Mittel nicht für Dividenden und Boni verwenden

Sollte die SNB beschliessen, die Regeln über den antizyklischen Kapitalpuffer zu lockern, würde dies den Banken einen zusätzlichen Betrag von vielleicht 5 bis 6 Milliarden Franken befreien. Jordan erklärte allerdings, dass es gegenwärtig genügend grosse Puffer im System gäbe und dass die Banken etwa 50 Milliarden Franken für die Kreditvergabe zur Verfügung hätten.

Klar ist, dass die SNB von den Banken erwartet, dass zusätzliche Mittel nicht für Dividenden oder Boni verwendet würden, sondern eben um die Volkswirtschaft zu unterstützen. Jordan zeigte sich überzeugt, dass die Banken sich ihrer Rolle absolut bewusst seien.

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