Wegen der Corona-Krise erlebt die Zürcher Fremdkapital-Plattform Loanboox einen Run auf ihre Dienste. In dieser kritischen Zeit ist CEO Stefan Mühlemann selber an Covid-19 erkrankt. Mit finews.ch spricht er über seine Erfahrungen.

Im Lockdown hat Loanboox-CEO Stefan Mühlemann oft mehrere Stunden pro Tag telefoniert. Es ging dabei allerdings nicht um Geschäftliches: Bekannte meldeten sich zuhauf, um zu erfahren, wie es ihm mit seiner Coronavirus-Erkrankung ergehe.

Im März wurde das Virus bei Fintech-Entrepreneur und seiner Familie festgestellt, allesamt gingen sie in Quarantäne. Was folgte, fasst Mühlemann gegenüber finews.ch mit «eine der mühsamsten Krankheits-Erfahrungen überhaupt» zusammen.

Symptome wie bei einer Allergie

«Mein Immunsystem reagiert stark über, ich entwickelte am Anfang Symptome wie bei einer Allergie. Es folgten über zehn Tage starke Kopfschmerzen und Fieber», berichtet Mühlemann. Darauf sollte allerdings noch ein schlimmere zweite Phase folgen, bei dem ihm das Atmen zunehmend schwer fiel. Eine Hospitalisierung sei glücklicherweise nicht nötig geworden, sagt er. Aber noch heute spürt er die Folgen. «Es fühlt sich zuweilen an, als hätte ich einen Backstein in meiner Lunge.»

Mehr Glück als der Chef hatte das Loanboox-Team. Bereits vor dem bundesrätlichen Lockdown ins Homeoffice geschickt, hat bisher keiner der Mitarbeitenden Covid-19-Symptome gezeigt. Dafür gab es genug zu tun, glaubt man Mühlemann: «Die Nachfrage nach Krediten hat massiv zugenommen – gegenüber dem März 2019 verzeichneten wir das doppelte Anfrage-Volumen und 180 Prozent mehr Abschlüsse auf der Plattform.»

Konzerne suchen überall nach Liquidität

Loanboox bringt auch ausserhalb der Schweiz Kreditnehmer vor allem aus dem öffentlichen-rechtlichen Sektor mit institutionellen Investoren zusammen. Letztes Jahr wurde auf der 2016 lancierten Fintech-Plattform ein Anfragevolumen von 15 Milliarden Franken platziert. Sehr aktiv seien derzeit Konzerne, so Mühlemann. Die Grossfirmen zapfen derzeit alle möglichen Liquditätsquellen an – sie stellen bei Loanboox rund 10 Prozent des Volumens.

«Dass unsere Plattform vollständig digital funktioniert, hat uns in der Corona-Krise extrem geholfen», so Mühlemann weiter. Kreditnehmer aus dem öffentlich-rechtlichen-Bereich können aus dem Homeoffice Anfragen platzieren. Dies, während laut dem Fintech-Gründer herkömmliche Broker oftmals nur über Umwegen über die Geschäftsnummer oder auf dem Papierweg erreicht werden können.

Gemeinden mit mehr Schulden

Seitens Gemeinden und Körperschaften dürfte die Nachfrage nun noch weiter zunehmen, erwartet er – da sich wegen den drohenden Steuerausfällen die Verschuldungsquote erhöht.

Eine erhöhte Vorsicht stellt Mühlemann auf der anderen Seite des «Deals» fest, bei den Geldgebern. Diese seien weiterhin aktiv, strebten aber etwa Anleihen von höhermargigen Branchen an. «Dabei sind die Zinsen für Kredite an öffentlich-rechtliche Körperschaften bis zu 0,5 Prozent gestiegen und wären damit attraktiv», gibt er zu bedenken.

Keine Kurzarbeit

Alles in allem scheint Loanboox in der Krise über die Runden zu kommen. Bisher musste das Startup weder zu Entlassungen noch zu Kurzarbeit greifen, und auch die Finanzierung ist gesichert, sagt der Chef.

Einer der wenigen Wermutstropfen ist da, dass das Fintech nicht direkt ins milliardenschwere Notkreditpaket für die Schweizer Firmen eingebunden wurde. «Wir haben unsere Plattform für die Vergabe von Notkrediten angeboten. Der Bund entschied sich jedoch, sich auf den Bankenkanal zu stützen», so Mühlemann.

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