Die UBS liegt seit längerem mit Guo Wengui, einem zweifelhaften Tycoon aus China, im Konflikt. Der einstige Kunde mit Kontakten zu Steve Bannon fordert 500 Millionen Dollar von der Schweizer Grossbank zurück. Nun hat er ein Gericht gefunden, das seine Klage annahm.

Der im US-Exil lebende chinesische Geschäftsmann Guo Wengui hat gegen die UBS eine Klage in der Höhe einer halben Milliarde Dollar an Schadenersatz eingereicht – und zwar in London, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» am Freitag berichtete. In den USA blitzre Guo mit seiner Klage bereits ab. Doch worum geht es?

Guo wirft der Schweizer Grossbank vor, durch einen Margin Call 500 Millionen Dollar verloren zu haben. Konkret: Im Jahr 2015 kaufte er mit einem UBS-Kredit beträchtliche Anteile am Hongkonger Broker Haitong Securities. Ein massiver Absturz der Haitong-Aktien an der Börse löste bei der UBS einen Margin Call aus.

Illustre Figur mit Kontakten zu Steve Bannon

Guo behauptet nun, in den Kreditverträgen seien Margin Calls ausdrücklich nicht enthalten gewesen. Die UBS widerspricht dieser Darstellung in einem Statement und will sich mit allen Mitteln dagegen zur Wehr setzen.

Der chinesische Tycoon ist eine illustre Figur: Er ist eng befreundet mit dem früheren Berater und Wahlkampfleiter von Donald Trump, dem umtrittenen Steve Bannon. Bannon war im vergangenen Sommer auf Guos Yacht gewesen, als er wegen Veruntreuung von Spendengeldern verhaftet wurde.

Kürzlich haben Medienberichte aufgezeigt, wie Guo und Bannon über ein eigenes Mediennetzwerk falsche Informationen und Verschwörungstheorien über Hunter Biden, den Sohn des möglicherweise künftigen US-Präsidenten Joe Biden, verbreitet haben.

Mitgliedschaft in Donald Trumps Golfclub

Guo ist auch Mitglied des Golfclubs Mar-a-Lago des derzeitigen US-Präsidenten Trump. Dieser verzichtete auf eine Auslieferung Guos an die chinesischen Behörden, nachdem er von dessen Mitgliedschaft erfahren hatte.

Guo, der sein Vermögen mit Immobiliengeschäften machte, floh 2014 in die USA, nachdem er sich immer wieder über die grassierende Korruption in China ausgelassen hatte. In Manhattan kaufte er sich ein Apartment für mehr als 67 Millionen Dollar. Für die «New York Times» liess er sich als «mysteriöser Milliardär» porträtieren.

Spektakulär schief gelaufen

Ob Guo überhaupt noch Milliardär ist, ist nach dem spektakulär schief gegangenen Haitong-Investment allerdings unklar. Das Wirtschaftsmagazin «Forbes» hatte den Fall 2017 nachgezeichnet: Demnach wollte der Tycoon für rund eine Milliarde Dollar Haitong-Aktien kaufen. Er behauptete anschliessend, die UBS habe ihn dazu überredet, das Investment mit Hilfe eines Kredits der Bank zu stemmen und den Kauf über die halbstaatliche Investmentgesellschaft Haixia Capital zu tätigen.

Im Juli 2015, als die Turbulenzen an der Hongkonger Börse immer stärker wurden, sackten die Haitong-Aktien innerhalb weniger Tage um mehr als 35 Prozent ab. Die UBS gab den Margin Call heraus und verlangte von Guo, innerhalb von 24 Stunden 200 Millionen Dollar nachzuschiessen.

Die UBS warf die Aktien auf den Markt

Guo konnte jedoch nicht zahlen. In der Folge geschah etwas, das weltweit für Schlagzeilen sorgte: Haitong-Aktien im Wert von 800 Millionen Dollar waren plötzlich mit einem Discount von 20 Prozent auf dem Markt.

Der Haitong-Kurs brach erneut ein. Chinesische Anleger stiessen die Papiere anderer Broker und Unternehmen ebenfalls ab – Chinas Börsen crashten. Innert kurzer Zeit wurden mehr als drei Billionen Dollar an Anlagegeldern vernichtet.

Die UBS hatte den «Ausverkauf» der Haitong-Aktien selber eingeleitet, weil sie befürchtete, den Kredit an Guo abschreiben zu müssen. Gemäss den Gerichtsunterlagen erhielt Guo von der UBS noch 4,7 Millionen Dollar zurück. Seine 500 Millionen Dollar dagegen gingen flöten.

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