Er war einer der reichsten Chinesen. Doch ein missratenes Geschäft mit der UBS hat Guo Wengui seinen Milliardärs-Status gekostet. Nun will er von der Schweizer Bank Geld sehen.

Guo Wengui ist nicht das, was man sich unter einem Vorzeigeunternehmer vorstellt. Der chinesische Geschäftsmann hat es zwar mit Grundstück- und Immobilieninvestments zu Reichtum gebracht. Allerdings haben ihm dabei beste Beziehungen zu hochrangigen Mitgliedern der Kommunistischen Partei verholfen – Mitglieder, die im Zuge der Anti-Korruptionskampagne von Präsident Xi Jinping ins Gefängnis kamen.

Guo Wengui, der sich zeitwilig auch Guo Haoyun oder Miles Kwok nennt, verliess China im Jahr 2013. Im Jahr 2015 widmete ihm die chinesische Wirtschaftspublikation «Caixin» einen Enthüllungsartikel, in welchem seine Verbindungen zur Politik und sein Aufstieg zu einem der reichsten Männer des Landes kritisch gewürdigt hatte.

Geschäft mit der UBS

Inzwischen hat China die internationale Kriminalbehörde Interpol eingeschaltet und den Mann zur Verhaftung ausgeschrieben, wie «Caixin» vergangene Woche berichtete. Die Gerichtsunterlagen offenbaren ein Geflecht von Korruption und Schmiergeldzahlungen – und gehen auch auf ein Geschäft Guos ein, das dieser mit der UBS abwickelte.

Das Wirtschaftsmagazin «Forbes» hat den Fall nachgezeichnet: Demnach wollte Guo über eine karibische Investmentgesellschaft für rund eine Milliarde Dollar Aktien des chinesischen Brokers Haitong kaufen. Guo war über seine Zenith-Gruppe bereits im boomenden chinesischen Brokerage-Geschäft tätig.

Ein Margin Call...

Gemäss Unterlagen behauptet Guo, die UBS habe ihn dazu überredet, das Investment mit Hilfe eines Kredits der Bank zu stemmen und den Kauf über die halbstaatliche Investmentgesellschaft Haixia Capital zu tätigen. Der Deal kam zustande: Guo kaufte über eine Haixia-Tochter für 500 Millionen Dollar Haitong-Aktien und mit einem UBS-Kredit von 775 Millionen Dollar weitere Anteile.

Im Juli 2015, als die Turbulenzen an der Hongkonger Börse immer stärker wurden, sackten die Haitong-Aktien innerhalb weniger Tage um mehr als 35 Prozent ab. Die UBS gab einen sogenannten «Margin Call» heraus. Konkret: Weil Guongs Investment nun massiv an Wert verloren hatte, wollte die Grossbank mehr Sicherheiten für ihren Kredit haben und verlangte innerhalb von 24 Stunden einen Transfer von 200 Millionen Dollar.

...und ein Börsen-Crash

Aber Guong konnte nicht zahlen. Nun geschah etwas, was international Schlagzeilen machte: Haitong-Aktien im Wert von 800 Millionen Dollar waren plötzlich mit einem Discount von 20 Prozent auf dem Markt. Der Haitong-Kurs brach erneut dramatisch ein, chinesische Anleger verkauften panisch Aktien anderer Broker und Unternehmen. Chinas Börsen crashten. Innert kurzer Zeit waren über 3 Billionen Dollar Anlagegelder vernichtet.

Zunächst war in Finanzkreisen angenommen worden, dass die UBS den Verkauf nur organisiert hatte. Nicht bekannt war indessen gewesen, dass die Grossbank den Verkauf selber eingeleitet hatte, weil ihr Kredit an Guo drohte, faul zu werden. Gemäss den Unterlagen erhielt Guo von der UBS noch 4,7 Millionen Dollar zurück. Seine 500 Millionen Dollar musste er abschreiben.

Klage in New York abgelehnt

Das will der inzwischen in den USA lebende Chinese nicht akzeptieren. Er hat daher den Star-Anwalt David Boies engagiert, um gegen die UBS zu klagen. Doch das ist nicht einfach: Denn ein New Yorker Gericht hat die Klage bereits abgelehnt und zwar mit der Begründung, die Geschäftsbeziehung zur UBS habe in Hongkong bestanden und dort seien auch die Transaktionen erfolgt.

Das Imperium Guos bröckelt inzwischen: Gemäss «Forbes» hat ihn ein Hongkonger Hedgefonds auf 88 Millionen Dollar verklagt, weil ein weiteres Darlehen auf eine seiner Firmen geplatzt ist.

Während Guo seinen Milliardärs-Status wohl verloren hat, muss er nicht darben: Er residiert in einem Luxus-Apartment des Sherry-Netherland Hotels in Manhattan, das er für 67,5 Millionen Dollar gekauft hat, und spielt regelmässig Golf im Mar-a-Lago-Resort von US-Präsident Donald Trump in Florida.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.57%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.88%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.97%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.04%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.55%
pixel