Superreiche Ex-Kunden der Credit Suisse machen mit einer Geschädigten-Organisation mobil – und veröffentlichten dazu einen brisanten Geheimbericht. Die Grossbank hat dessen weiteren Verbreitung nun einen Riegel vorgeschoben.

Mit Blick auf die Generalversammlung und den Präsidenten-Wechsel hatte das Personal bei der Credit Suisse (CS) vergangene Woche alle Hände voll zu tun. Dennoch fanden Juristen der Grossbank Zeit, vor einem Gericht in London eine bestehende Klage gegen «CS Victims» zu verlängern.

Wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) am Montag weiter berichtete, wird diese Geschädigten-Organisation zudem daran gehindert, einen einst für die Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) erstellten Prüfbericht zu verwenden und auf ihrer Webseite zu publizieren.

Eine Milliarde Dollar an Schaden angemeldet

Wie auch finews.ch meldete, geriet im vergangenen Februar ein Papier an die Öffentlichkeit, das von einer Schweizer Anwaltskanzlei im Auftrag der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) erstellt worden war.

Der 2017 verfasste Bericht spürte dem Fall von Patrice Lescaudron bankintern nach: Der Kundenberater hatte bei der CS in Genf reiche Privatkunden der Bank betrogen; die Opfer sprechen von einer Schadenssumme von bis zu einer Milliarde Dollar. Unter den Geschädigten findet sich auch Bidzina Ivanishvili, der frühere Premierminister und reichste Mann Georgiens.

Lescaudron verbüsste eine zweijährige Untersuchungshaft und wurde 2019 entlassen. Er hat sich im vergangenen Jahr umgebracht.

Warnsignale ignoriert

Der «geleakte» Bericht legte damals nahe, dass die Grossbank jahrelang Warnsignale zu ihrem Kundenberater ignoriert hatte. Im Herbst 2018 war die CS von der Finma gerügt worden: Sie habe Lescaudron unzureichend kontrolliert.

Die jüngsten Vorfälle bei der Grossbank rund um die New Yorker Finanzfirma Archegos und den Greensill-Fonds bestärken die Lescaudron-Opfer in ihrem Vorwurf, die Bank habe die Risiken nicht in Griff.

In einer international koordinierten Klageaktion versuchen sie seit Monaten, sich an der CS schadlos zu halten. Dazu haben sie jüngst sogar die Firma des bekannten Schweizer Beraters und Lobbyisten Thomas Borer engagiert.

Erstmals in der Offensive

Die Bank hingegen hat sich in der Vergangenheit stets auf den Standpunkt gestellt, von Lescaudron getäuscht worden zu sein. Ein Genfer Strafgericht hatte die CS ebenfalls als Opfer Lescaudrons anerkannt. Mit der Klage gegen die Ex-Kunden geht das Institut nun aber erstmals in die Offensive.

Sinnigerweise gilt das Publikations-Verbot nur gegen den Ex-Kunden Ivanishvili und die als Koordinator von CS Victims auftretende britische Firma Metigen; die diversen Medienunternehmen, denen der Prüfbericht zugespielt wurde, können weiterhin frei aus dem Papier zitieren. Ein Umstand, den die «CS Victims» gegenüber «Bloomberg» als «unerhört» kritisierten.

Sie haben am Londoner Gericht bereits wegen einer Berufung sondiert.

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