Beim Umbau der Credit Suisse ist nicht länger CEO Thomas Gottstein die wichtigste Personalie, sondern der künftige Chef der Super-Division in der Vermögensverwaltung. Er steht in den Startlöchern und soll am Donnerstag vorgestellt werden. Es ist ein bekannter, früherer Credit-Suisse-Kadermann, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Die Sitzungskadenz im Verwaltungsrat der Credit Suisse (CS) war in den vergangenen Tagen enorm, ging es doch darum, die endgültigen Beschlüsse für die Reorganisaton zu fällen und gleichzeitig einen obersten Verantwortlichen für die zentrale Sparte Global Wealth Management zu designieren, die insgesamt mehr als 850 Milliarden Franken verwaltet.

Wie Recherchen von finews.ch zeigen, hat Francesco De Ferrari das Rennen gemacht. Dabei handelt es sich um den früheren Asien-Chef der CS, der 2018 die Bank verliess, um die Führung des im australischen Sydney ansässigen Vermögensverwalters und Family Office AMP zu übernehmen.

Rohrkrepierer in Australien

Allerdings erwies sich dieser Plan als Rohrkrepierer, da die Situation dieses Unternehmens viel schlechter war als ursprünglich angenommen, wie auch finews.ch verschiedentlich berichtete. Der Wechsel war für De Ferrari ein Fiasko. Inzwischen hat der schweizerisch-italienische Doppelbürger Australien wieder verlassen und seinen Wohnsitz in Mailand.

De Ferrari könnte sich als Glücksfall für die CS entpuppen, Er stiess vor bald 20 Jahren zur Bank, wo er zunächst in Italien tätig war. Vor gut zehn Jahren wechselte er nach Asien, wo er von Singapur aus die Verantwortung für das Private Banking übernahm. Später stieg er zum CS-Leiter für Südoastasien und die Frontier Markets auf. 

Unterstützung vom CEO

Aufgrund seiner internen Kenntnisse könnte er die Lancierung der neuen Super-Division im Wealth Management durchaus orchestrieren. Dieser Meinung ist offenbar auch CEO Thomas Gottstein, der die Ernennung zu «500 Prozent unterstützt», wie eine mit der Angelegenheit vertraute Person gegenüber finews.ch erklärte.

Wie weiter zu erfahren war, soll der vor einigen Monaten noch angezählte Gottstein nunmehr von CS-Präsident António Horta-Osório die volle Unterstützung erhalten haben, was wiederum für die Nomination De Ferraris spricht.

Wer aus dem Rennen ist

Früher genannte Kandidaten wie Schweiz-Chef André Helfenstein oder der Brite Peter Charrington, bis vor kurzem noch Wealth-Management-Chef bei der amerikanischen Citigroup, sind nicht mehr im Rennen. Auch der aktuelle Chef der internationalen Vermögensverwaltung (IWM), Philipp Wehle, scheint keine realistischen Aussichten mehr zu haben.

Ausserdem sollen am Donnerstag für die neue Global-Wealth-Division ein Verantwortlicher für die EMEA-Region (Europa, Naher Osten und Afrika) sowie ein Finanz- und Strategiechef bekannt gegeben werden.

Die CS wollte so kurz vor der Strategie-Bekanntgabe auf Anfrage von finews.ch keine Stellungnahme abgeben.


Mitarbeit: Katharina Bart und Claude Baumann

 

 

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