Der gefeierte Private Banker Francesco De Ferrari verliess vor gut zwei Jahren die Credit Suisse in Richtung Australien. Nun ist er seinen Job dort los – ist die Zeit reif für seine Rückkehr in Schweizer Verhältnisse?

Francesco De Ferrari kehrt dem in Sydney beheimateten Vermögensverwalter AMP bereits nach zweieinhalb Jahren den Rücken. Wie einer Mitteilung des australischen Finanzunternehmens vom Donnerstag zu entnehmen ist, gibt der schweizerisch-italienische Doppelbürger Mitte Jahr den Chefposten ab.

«Francesco hat AMP durch eine ausserordentlich schwierige Zeit geführt und gleichzeitig ein komplexes Transformations-Programm umgesetzt», lobte AMP das Wirken des Managers. Das kann allerdings nicht übertünchen, dass De Ferrari in Sydney einen Scherbenhaufen hinterlässt.

Von der Credit Suisse geholt

Dabei hatte der Verwaltungsrat ihn 2018 aus seiner Funktion als Chef des asiatischen Private Banking der Credit Suisse (CS) geholt, um den Vermögensverwalter nach einem riesigen Finanzskandal wieder auf die Beine zu bringen. AMP hatte Kunden getäuscht und die Aufsicht belogen.

Im Zuge der Aufräumarbeiten musste der in seiner CS-Zeit mit Lorbeeren überhäufte Banker umgerechnet 460 Millionen Franken an frischem Kapital bei den AMP-Aktionären aufnehmen und mit harter Hand Stellen abbauen. Vergangenen Herbst erlitt De Ferraris Turnaround-Plan dann einen schweren Rückschlag: Beim Vermögensverwalter wurde eine Reihe von Übergriffen publik, der Chef musste Gefolgsleute entlassen und geriet ins Fadenkreuz der Politik.

Durchzogener Leistungsausweis

Nach Veränderungen im Verwaltungsrat fasste AMP ein neues Ziel: Das Unternehmen strebte den Verkauf von Tochterfirmen an. Mit Blick auf diese Zerschlagung stellte finews.ch schon im vergangenen September die Frage, ob sich De Ferrari nach einen neuem Job umsehen müsse. Diese Frage hat nun eine Antwort gefunden – der Chef verlässt das Unternehmen mit einem durchzogenen Leistungsausweis.

Laut australischem Finanzblatt «AFR» hat De Ferrari die Lebensversicherungs-Einheit unter Wert verkauft. Dieses Jahr blieben dann Verhandlungen über den Verkauf der AMP-Fondstochter AMP Capital mit dem amerikanischen Private-Equity-Haus Ares stecken; dies, nachdem offenbar Millionen Australische Dollar an Beratungsgebühren ausgegeben worden waren.

Köpferollen bei der Credit Suisse?

Beim Vermögensverwalter, der in den vergangenen Monaten unter Verdacht einer üblen Macho-Kultur geriet, übernimmt nun eine Frau: Alexis George, die zuletzt für die Australia and New Zealand Banking-Gruppe (ANZ) tätig war. Ihr Basissalär wird mit umgerechnet 1,2 Millionen Franken tiefer ausfallen als dasjenige ihres Vorgängers De Ferrari, der zuletzt noch 1,5 Millionen Franken kassierte.

Unklar ist nun, wo es den einst so erfolgreichen Private Banker hinzieht. Das lädt zu Spekulationen ein. Seine alte Arbeitgeberin CS steht derzeit nur wenig besser da als AMP. Beobachter erwarten inzwischen ein Köpferollen im Top-Management der Schweizer Grossbank. Davon betroffen könnte nicht zuletzt auch der Asien-Chef Helman Sitohang sein, glaubt man den Recherchen der britischen Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig).

Heikle Nähe

Wegen seiner mutmasslichen Nähe zum umstrittenen japanischen Tech-Investor und Softbank-Gründer Masayoshi Son interessiert sich eine bankinterne Untersuchung offenbar auch für ihn. Die Frage ist allerdings, ob nach dem Abstecher nach Australien der Ruf von De Ferrari noch zugkräftig genug ist, um ihn bei der CS als potenziellen Retter in der Not aussehen zu lassen.

Diese Frage liesse sich auch in Bezug auf Ulrich Körner stellen. Der frühere Kadermann der CS, der dann zur UBS wechselte, soll ab sofort die lädierte Asset-Management-Einheit wieder auf Vordermann bringen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.43%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.29%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.19%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.47%
pixel