Die Übernahme des Schweizer Geschäfts der UBS mit US-Kunden ist für Vontobel ein Coup. Die Grossbank beweist hingegen, dass es ihr ernst ist mit der Fokussierung.

Mehr als verdoppeltes Vermögen, neues Büro in Miami: Das Investmenthaus Vontobel rückt mit der Übernahme des in der Schweiz gebuchten UBS-Geschäfts mit reichen Amerikanern zur Nummer eins in diesem Business auf. Dies, nachdem die Zürcher vor zwei Jahren bereits das US-Vermögensverwaltungs-Portfolio von Lombard Odier übernommen hatten.

Aus Sicht der UBS – der weltgrössten Privatbank mit rund 3,2 Billionen Dollar an investierten Vermögen in der Vermögensverwaltung – sind die zuletzt 7,2 Milliarden Franken Kundengelder in der Einheit UBS Swiss Financial Advisers (SFA) allerdings nicht mehr als eine Nische. Winzig erscheint dieses Geschäft auch im Vergleich zum Onshore-Banking mit reichen und superreichen Amerikanern. Dort erreichten die investierten Vermögen bei der UBS per Ende September 2021 rund 1’736 Milliarden Dollar.

Americas first

Gegenüber finews.ch wiederholte ein Sprecher die von Bankchef Ralph Hamers im vergangenen Frühling formulierte Fokussierungs-Strategie. «Die UBS will sich in ihrem Global Wealth Management auf ihre grossen Geschäfte oder Marktregionen konzentrieren, also auf Americas, Asien, Europa und die Schweiz.» Das Geschäft mit verwalteten Vermögen von 7 Milliarden Franken sei hingegen zu klein für eine Grossbank wie die UBS, heisst es weiter.

Vor diesem Hintergrund stösst das Institut kleinere Geschäfte ab, wie das bereits mit dem örtlichen Private Banking in Österreich und letztens in Spanien der Fall war. Im europäischen Markt gibt es feste Renditeziele, welche die Ländereinheiten nun erreichen müssen – ansonsten wird nach einer Lösung für sie gesucht.

20 Milliarden bleiben 20 Millarden

An Abnehmern mangelte es bisher nicht. Das Österreich-Business ging an die Liechtensteiner Fürstenbank LGT, die spanischen Kunden an die örtliche Singular Bank. Ein Referral-System, wie das nun mit Vontobel weiterbesteht, gibt es auch mit dem spanischen Partner.

Mit den US-Offshore-Geldern wechseln nun die rund 60 bei der SFA beschäftigten Mitarbeitenden unter Jürgen Wegner zu Vontobel. Ein Stellenabbau bei der als profitabel geltenden Einheit ist nicht geplant. Mit der Integration in die Einheit Vontobel Swiss Wealth Advisors (VSWA) verschwindet jedoch einer der grössten Akteure im hierzulande gut 30 Mitbewerber zählenden Geschäft. Dessen Volumen wird von Kennern seit Jahren auf rund 20 Milliarden Franken geschätzt. Vontobel würde demnach bald die Hälfte dieser Nische kontrollieren.

Klinkenputzen für Neugeld

Das Business mit (voll deklarierten) US-Offshore-Vermögen hat sich nach dem Steuerstreit mit den USA zu einem lukrativen, allerings nur schwach wachsendem Markt entwickelt. Wer Neugelder holen will, muss in Übersee bei den «Gatekeepern» der grossen US-Vermögen Klinken putzen gehen. Das gilt als aufwändiger und langwieriger Prozess. Da erscheint es zielführender, vermittels Abwerbung von Teams oder mit der Übernahme ganzer Einheiten Volumen zu gewinnen.

Noch 2018 hatte SFA-Chef Wegner gegenüber finews.ch selber solche Wachstumspläne geäussert. «Wir könnten offen sein, wenn sich ein Konkurrent aus dem Geschäft verabschieden will.» Nun ist es für seine Einheit ganz anders gekommen.


Mitarbeit: Claude Baumann

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