Das Abseitsstehen von China gegenüber den Russland-Sanktionen lässt das Land selber zur Zielscheibe des Westens werden. Schon ist bei Schweizer Banken ein Unwohlsein bemerkbar – zurecht, den auf dem Massenmarkt ruhen enorme Hoffnungen.

Die neuen Sanktionen der USA gegen China kamen überraschend – und eben doch nicht. Wie auch das Finanz-Portal «finews.asia» berichtete, hat das amerikanische State Departement Visa-Restriktionen gegen chinesische Regierungsmitglieder erlassen; als Ursache wurden die Menschenrechts-Verstösse in der Volksrepublik genannt.

Doch für Beobachter lässt das Timing der Massnahme tief blicken. Washington unternimmt derzeit einige Anstrengungen, um Peking zur Teilnahme an den westlichen Sanktionen gegen Russland zu bewegen. Nun haben die USA den Druck erhöht.

Das dürfte auch die schon mit den Sanktionen gegen russische Oligarchen schwer beschäftigten Compliance-Abteilungen von Schweizer Banken belasten. Denn mit dem US-Sanktionsregime will sich niemand anlegen – und die Frage steht im Raum, was da künftig noch kommt.

Prominente Kritikerin

Bereits zeigt sich, dass die Kritiker des Regimes in Peking wegen dessen Russland-Politik auf die Barrikaden gehen. Dabei zielen sie jetzt schon auf die Finanzbranche: In der Londoner «City» weibelt die bestens vernetzte Ex-Managerin und Aktivistin Baronin Helena Morrissey gegen China-Investments. Wer jetzt noch Geld an chinesische Firmen verleihe, werde angesichts der Russland-Sanktionen «auf der falschen Seite der Geschichte stehen».

Würde der Wind gegenüber China drehen, wäre dies für das Swiss Banking verheerend. Denn sowohl an das Business mit chinesischen Superreichen wie an den Massenmarkt mit Vermögenden in der Volksrepublik knüpfen sich hohe Hoffnungen, zumal der grössten Player: Die UBS ist im Private Banking die Nummer eins in Asien, die Credit Suisse (CS) folgt ihr auf dem zweiten Platz.

Vermögen bis 2025 verdoppeln

Die Projektionen für den Markt sind gewaltig. So geht eine UBS-Schätzung vom vergangenen Jahr davon aus, dass sich die Vermögen von Chinas Reichen bis 2025 auf 18’000 Milliarden Franken verdoppeln. Und auf 54'000 Milliarden Dollar werden die möglichen Erträge im China-Banking geschätzt. Demgegenüber schätzte die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) die russischen Vermögen bei Schweizer Banken auf 200 Milliarden Franken – ein ungleich tieferer Einsatz.

UBS-Chef Ralph Hamers hat Asien denn auch neben den USA als Fokusmarkt für zukünftiges Wachstum definiert. Dieser Tage vermeldete die Agentur «Reuters», dass die Grossbank ihr wegweisendes Joint-Venture im Wertschriften-Brokerage mit einem chinesischen Gegenpart nun zu 67 Prozent kontrolliert.

Auffallend zurückhaltender CS-Chef

Bei der CS hat sein Pendant Thomas Gottstein ebenfalls entschieden, die Mittel der Bank schwergewichtig für den Ausbau in China einzusetzen. Als Bestandteil eines 2020 in Angriff genommen Fünfjahres-Plan will das Institut 500 neue Kundenberater im Markt einstellen und die Mehrheit am eigenen China-Joint-Venture übernehmen. Der Chef der neuen Vermögensverwaltung-Sparte Wealth Management, Francesco De Ferrari, hat sinnigerweise den wichtigsten Teil seiner Karriere in Asien verbracht.

Auch angesichts der Turbulenzen an Chinas Börsen hat CEO Gottstein sich jüngst an einer Konferenz aber auffallend zurückhaltend gegenüber dem Boom-Markt geäussert. Der Bankchef benannte gerade auch die Herausforderungen dort – unter anderem die geopolitischen Risiken. Ebenfalls führte er aus, dass es in der Region noch zahlreiche andere Märkte gebe, welche die CS ausbauen wolle. Im Fokus steht demnach Singapur.

Wie bei einer Kernschmelze?

Als «China-Syndrom» wurde in den USA umgangssprachlich die (völlig unrealistische) Folge eines Atom-Unfalls bezeichnet – der Rekator frisst sich durch den Erdkern hindurch bis nach China. Nun muss sich weisen, welchen Effekt die US-Sanktionen dort zeitigen, und wie dies auf die Grosswetterlage für das Bankgeschäft durchschlägt.

Eines haben die Schweizer Banken seit der Affäre um die Nachrichtenlosen Vermögen und im Steuerstreit mit dem Ausland sicherlich gelernt: Wie teuer es ist, auf der falschen Seite der Geschichte zu stehen.

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