Pharma unter Druck: Wie ING Schweiz von der Verunsicherung profitiert
Rund 38 bis 40 Prozent der Schweizer Warenexporte stammen aus der Life-Sciences-Branche, der Beitrag der Pharmaindustrie zur Wertschöpfung liegt bei bis zu 5,8 Prozent des BIP. Mit einem Exportvolumen von über 30 Milliarden Dollar sind die Vereinigten Staaten der wichtigste Absatzmarkt – doch der ist ins Rutschen geraten.
Druck in den USA steigt
Seit Wochen kursieren in Washington Pläne zur Einführung von Strafzöllen auf Medikamentenimporte – als Teil eines Pakets zur Senkung der Medikamentenpreise im Inland. «Die USA haben ein strukturelles Preisproblem», sagt Stephen Farrelly, ING Global Head of Healthcare. «Bei verschreibungspflichtigen Medikamenten gehen bis zu 50 Prozent der Kosten an Zwischenhändler. Dieses System steht zunehmend in der Kritik – und der regulatorische Druck steigt.»
Für Schweizer Unternehmen ist das ein Alarmsignal. Noch hat US-Präsident Donald Trump keine neuen Zölle verhängt, obwohl die Frist zur Einreichung konkreter Vorschläge vor wenigen Tagen abgelaufen ist.
Deutlich gestiegene Nachfrage bei ING
Doch die Branche rechnet mit unvorhersehbaren Wendungen – und sucht nach Absicherung. «Wir spüren eine deutlich gestiegene Nachfrage nach Beratung», sagt Gregory Lambillon, Leiter der Schweizer ING-Niederlassung. «Besonders Unternehmen aus dem Pharma- und Healthcare-Bereich suchen das Gespräch – von multinationalen Konzernen bis zu mittelgrossen Spezialisten.»
Der Trend sei allerdings nicht nur durch die aktuelle Handelspolitik getrieben. «Viele Kunden haben sich schon im Zuge des Credit-Suisse-Debakels nach neuen Bankpartnern umgesehen. Die Unsicherheit hat sich seither weiter verstärkt – nun suchen Unternehmen nicht nur Stabilität, sondern auch Branchenkompetenz und internationale Vernetzung», so Lambillon.
Mit lokalen Ansprechpartnern verknüpfen
ING hat ihre Position im Schweizer Gesundheitssektor gezielt gestärkt. Neben klassischen Kreditlösungen bietet die Bank Beratungsleistungen für Kapitalmarkttransaktionen, M&A-Prozesse sowie Treasury-Dienstleistungen wie Währungsabsicherung, Liquiditätsmanagement und Zahlungsverkehr an. Besonderen Fokus legt ING auf ESG-konforme Finanzierungen – ein zunehmend entscheidender Faktor in der Branche.
«Unser grösster Vorteil liegt in der Kombination aus sektorspezifischem Know-how und globaler Struktur», betont Lambillon. «Wir haben in allen wichtigen Märkten lokale Ansprechpartner, mit denen wir Kunden direkt zusammenbringen können – gerade in einem global aufgestellten Sektor wie Pharma ist das ein klarer Wettbewerbsvorteil.»
Tatsächlich zählt die Schweiz zu den innovationsstärksten Standorten weltweit, wie Diederik Stadig, Healthcare Economist bei ING, betont: «Neben Japan und China gehört die Schweiz zu den Ländern mit der höchsten Forschungsintensität im Pharmabereich. Das macht sie nicht nur für Investoren attraktiv, sondern auch für Banken, die über spezialisierte Lösungen Zugang zu diesen Märkten bieten.»