Bei der Credit Suisse haben sie sich kennengelernt. Nun wollen die beiden Ex-Bankerinnen mit ihrem Schweizer Fintech die Anlageberatung neu definieren. Das soll erst noch Spass machen, sagen die Gründerinnen zu finews.ch.

Angefangen haben Tonia Zimmermann und Luba Schönig mit einem weissen Blatt Papier. Auf dieses notierten sie Schmerzpunkte, so genannte Pain points: Warum, fragten sich die beiden Finanzexpertinnen, macht Anlageberatung so wenig Spass? Und wie liesse sich das ändern?

Das war im Jahr 2019, wie die beiden Ex-Bankerinnen im Gespräch mit finews.ch berichten. Ein Jahr darauf, mitten in der Corona-Krise, lancierten Zimmermann und Schönig ihr eigenes Fintech Umushroom, um endlich die Antwort auf diese Fragen zu finden.

Als nächstes Krypto

Im vergangenen August 2021 erfolgte nun die Alpha-Version des Angebots, erste Partner im Banking und Asset Management konnten gewonnen und die Seed-Finanzierung sichergestellt werden.

Inzwischen arbeiten zwölf Personen für das Startup, einen App ist in Vorbereitung, und die beiden Gründerinnen haben nach eigenen Angaben sämtliche in der Schweiz handelbaren Fonds auf der Plattform integriert. Als nächstes sollen Krypto-Währungen folgen.

Kunden und Banken reden aneinander vorbei

Das es dieses Angebot braucht, davon sind die Gründerinnen mit Blick auf ihre Bank-Karrieren überzeugt. Schönig
arbeitete während 20 Jahren für Häuser wie die in der Finanzkrise untergegangene US-Bank Lehman Brothers, die Grossbank Credit Suisse (CS) und die Zürcher Privatbank Julius Bär.

Zimmermann hatte Führungspositionen bei der amerikanischen Grossbanken J.P. Morgan und Goldman Sachs inne und wirkte ebenfalls bei der CS. Dort haben sich die beiden bei der Strukturierung von Finanzprodukten für Superreiche kennengelernt.

Rückblickend stellen sie fest, dass Banken und Kunden bei der Vermögensberatung oftmals an einander vorbeireden. Und dass sie damals die meiste Arbeitszeit mit der Ausbildung der Klientel zubrachten. «Viel Geld zu haben, heisst noch lange nicht, dass man etwas vom Investieren versteht», erklärt Schönig.

Wie ein Tripadvisor für Investments

Noch ist Umushroom klein, aber Zimmerman und Schönig haben grosse Vorbilder. Die Social-Media-Plattformen Facebook und Instagram etwa, das Karriere-Netzwerk Linkedin – und natürlich der Hotel- und Restaurant-Bewerungsdienst Tripadvisor.

Umushroom soll künftig einen Marktplatz stellten, auf dem sich eine «Community» von Nutzerinnen und Nutzern über Investments austauschen und dort auch Zugang zu professionellem Research und zu den Informationen von Anbietern finden. «Der Marktplatz soll allen das Leben erleichtern», findet Zimmermann.

Kanal für Banken und Vermögensverwalter

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, muss die Plattform einiges können. Da ist die Suchfunktion, welche die Bausteine liefert, damit die Nutzer ihre eigenen Wertschriften-Portefeuilles aufbauen und die dabei verwendete Aktien, Fonds und Anlage-Strategien bewerten können. Anschliessend wird dieses Wissen mit anderen Nutzern geteilt. «Financial Literacy» ist nämlich auch ein Ziel, dem sich die Gründerinnen verschrieben haben.

Zu den Endnutzern (B2C) kommen auf der Plattform noch die Firmenkunden hinzu (B2B): Banken, Broker und Vermögensverwalter sollen die Lösung als Dashboard und als Kommunikations-Kanal zu ihren Kundinnen und Kunden einsetzen können. Den Zutritt zu Umushroom erhalten jene Kunden gegen Entgelt, während auf der Endnutzerseite mit einem «Freemium»-Modell – Gratis-Basisdienste und kostenpflichtige Zusatzfunktionen – operiert wird.

Mächtig in der Masse

Investoren, die sich via Internet verbünden: Das hat man schon gehört. Insbesondere der Social-News-Aggregator Reddit hat diesbezüglich von sich reden gemacht. Anfang 2021 versammelten sich dort Kleinanleger zu mächtigen Gruppen wie WallStreetBets, um Verlierer-Aktien wie Gamestop hochzujubeln und so Hedgefonds auszumanövrieren, die mit Leerverkäufen auf sinkende Kurse gewettet hatten.

Die Gamestop-Saga beschäftigt zweitweilig gar den amerikanischen Kongress. Mittlerweile sind diese Gruppierungen in den Börsenturbulenzen wegen des Ukraine-Kriegs wieder höchst aktiv geworden.

Mit Studierenden spielen

Indes, Umushroom will kein zweites Reddit sein, sagt Schönig. Kommentare von Nutzern werden nur in geordneter Form angenommen; es wird klar vorgeben, was eine und einer schreiben darf, und die Rating-Kriterien sind fix. Mit dieser «geordneten» Funktion hoffen die Gründerinnen, sich vom Social-Media-Lärm abzuheben und zu mehr Klarheit beim Anlegen beizutragen.

Ob das bei den Endnutzern verfängt, muss sich weisen – bekanntlich sind Online-Plattformen in der Masse ihren Nutzer mächtig. Um eine solche Basis um sich zu scharen, setzt Umushroom unter anderem auf die Kooperation mit Universitäten, wo Studierende über die Plattform an Börsenspielen teilnehmen können.

Derzeit läuft gerade ein solcher Wettbewerb, noch bis zum 6. Mai 2022. Zimmermann und Schönig haben offensichtlich Spass damit. «Es ist eine Riesenfreude, von jungen Talenten zu lernen», erklären sie.

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