Nach dem neuerlichen Rückschlag im ersten Quartal 2022 stehen der Credit Suisse immer weniger Optionen für ein Weiterkommen offen.

«Diese Bank gehört liquidiert!», stellte ein finews.ch-Leser am (heutigen) Mittwoch auf den Sozialen Medien fest, nachdem die Credit Suisse (CS) einen weiteren Quartalsverlust angekündigte hatte. Fast könnte man sich an diese desolate Entwicklung gewöhnen respektive an die Tatsache, dass die zweitgrösste Bank der Schweiz fast schon im monatlicher Kadenz mit negativen Schlagzeilen aufwartet.

Kommt hinzu, dass CS-Chef Thomas Gottstein bereits im Februar erklärte hatte, dass 2022 zu einem «Übergangsjahr» werde, und die Bank gleichwohl einen Gewinn erzielen werde. Alles bestens, also.

Wohl kaum, denn bei genauerem Hinsehen stellt sich rasch einmal heraus, dass die Probleme mittlerweile doch um einiges tiefer liegen. Auffallend sind gleich verschiedene Dinge.

Krise in der Königsdiziplin

Erstens, dass die CS allein schon aufgrund erhöhter Rückstellungen einen Quartalsverlust erleidet. Das wiederum lässt darauf schliessen, dass die Geschäftsaktivitäten massiv abgenommen haben. Für ein Finanzinstitut, dass sich in einem epochalen Turnaround befindet, sind dies keine ermutigenden Aussichten.

Zweitens fällt auf, dass die CS praktisch an allen Fronten mit Problemen konfrontiert ist. Die jüngsten Rückstellungen, welche die CS bedauerlicherweise nicht im Detail ausweist, stammen für einmal nicht aus dem per se riskanteren Investmentbanking, sondern aus der Vermögensverwaltung, wie aus CS-internen Kreisen zu vernehmen ist – also aus der Königsdisziplin der Bank.

Anhaltende Widersprüche

Die Rückstellungen sollen mit «vielen kleinen Fällen» zu tun haben, die zum Teil zehn Jahre zurückliegen, sowie mit der Affäre um den früheren und mittlerweile verstorbenen CS-Kundenberater Patrice Lescaudron, der Kundengelder veruntreut hatte. Allein in diesem Zusammenhang droht der CS noch eine Busse von rund 500 Millionen Dollar, wie auch finews.ch bereits früher meldete. 

Daraus lässt sich folgern, dass die CS allein in den vergangenen zehn Jahren in sämtlichen Sparten – möglicherweise mit Ausnahme des Schweiz-Geschäfts – zweifelhafte oder gar strafrechtlich relevante Praktiken angewendet hat. Dies wiederum steht im Gegensatz zu den etlichen Beteuerungen vieler CS-Chefs und -Präsidenten, die immer wieder versichert hatten, die jeweils aufgeflogenen Affären bloss Einzelfälle seien, wie dies zuletzt auch CEO Gottstein im vergangenen Jahre im Zusammenhang mit den Debakeln rund um Greensill und Archegos beteuerte.

Keine gute Zeit für Fusionen

Wenn nun, drittens, über das weitere Schicksal der CS spekuliert wird, dann stehen gar nicht mehr so viele Optionen offen, wie es den Anschein machen könnte. Denn die zahlreichen Planspiele rund um eine Fusion mit einem anderen europäischen Bankhaus dürften sich spätestens in diesem Jahr aufgrund des Ukrainekriegs, der enormen Inflationen und der Zinswende an den Finanzmärkten eher verflüchtigt haben. Zu zahlreich sind die Unwägbarkeiten, als dass sich zwei Grossinstitute nun in ein solches Abenteuer stürzen wollten.

So bleibt an der Spitze ein Management, das zwar gewisse personelle Veränderungen vollzogen hat, mit CEO Gottstein und dem Chefjuristen Romeo Cerutti noch zwei Vertreter ausweist, die – jeder auf seine Weise – nicht unwesentlich am Debakel der jüngsten Zeit einen Anteil tragen. Unter diesen Prämissen erweist sich jeder Neustart als wenig glaubwürdig.

Personelle Wechsel drängen sich auf

Dass in Zürcher Finanzkreisen seit einigen Wochen die Rede davon ist, dass Cerutti seinen Posten verlassen könnte, überrascht kaum, angesichts der vielen Rechtsfälle, mit denen die CS mittlerweile konfrontiert ist. Sollte es soweit kommen, wäre die logische Folge, dass auch Gottstein seinen Platz räumen würde. Erst ein neuer operativer Chef könnte sich eingestehen, dass die zweitgrösste Bank in Zukunft wesentlich kleinere Brötchen backen sollte.

 

 

 

 

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