Seit dem Amtsantritt von Colm Kelleher als Verwaltungsratspräsident der UBS im vergangenen April wandelt sich das Machtgefüge innerhalb der Bank sukzessive. Die Spekulationen über Iqbal Khan sind das jüngste Beispiel dafür. 

Die Agenturmeldung, wonach Iqbal Khan die Leitung der UBS-Vermögensverwaltung im Alleingang übernehmen könnte, kam Anfang dieser Woche etwas sehr vage daher, wie auch finews.ch berichtete. In Zürcher Finanzkreisen wird jedoch schon seit mehreren Wochen darüber spekuliert. Das kommt nicht von ungefähr, sprechen doch einige Gründe für eine Wachablösung, die über kurz oder lang auch dazu führen dürfte, dass Khan den aktuellen CEO Ralph Hamers ablöst.

Erstens hat die UBS in den oberen Chargen ein Altersproblem. Viele Manager in diesen Positionen sind über 50 Jahre alt und in den Augen zahlreicher Mitarbeitenden nicht (mehr) im Stande, den digitalen Wandel und die Annäherung an die Next Generation zu vollziehen. Dem Vernehmen nach üben sich allzu viele von ihnen in der Besitzstandswahrung, weil sie vor ihrer nahenden Pensionierung keine neuen Risiken eingehen wollen. Der «Laden» laufe gut, heisst es allenthalben, was wolle man mehr.

Grosse Gefolgschaft

Mit seinen 46 Jahren gehört Khan einer anderen Generation an. Er verkörpert in Reinkultur, wohin die UBS mit ihrer digitalen «Power» in der Vermögensverwaltung hinwill. Erfüllt er die Vorgaben, wird er schneller als man denkt, den CEO-Posten erklimmen. Das Rüstzeug dafür bringt der schweizerisch-pakistanische Doppelbürger mit, der beruflich zunächst bei EY Banken beriet, bevor er 2013 zur Credit Suisse (CS) stiess und 2019 zur UBS wechselte.

Bereits jetzt verfügt Khan im Hause über eine grosse Gefolgschaft, was ihm intern sehr viel Durchsetzungsvermögen verleiht, das er wohldosiert zu spielen weiss, indem er, wie es intern häufig heisst, seinen Untergebenen eine hohe persönliche Wertschätzung zukommen lässt. Ausserdem verfügt Khan im Vergleich zu seinem Chef Hamers schon jetzt über ein vermutlich breiteres Know-how im Banking.

An der Wall Street gestählt

Hamers bisheriger Banken-Background beschränkt sich vereinfacht gesagt auf das europäische Geschäft sowie auf die Digitalisierung. Das ist nicht zu unterschätzen, aber möglicherweise nicht adäquat genug, um langfristig den globalen Marktführer im Wealth Management zu führen. Dieser Ansicht ist offenbar auch Colm Kelleher, seit etwas mehr als einem Jahr Verwaltungsratspräsident der UBS.

Der gebürtige Ire aus Cork ist ein an der Wall Street gestählter Banker, der 30 Jahre lang beim US-Finanzgiganten Morgan Stanley in verschiedenen Schlüsselpositionen arbeitete. Massgeblich trug er dazu bei, dass das amerikanische Finanzinstitut heute eine rund dreimal so hohe Marktkapitalisierung hat wie die UBS. Dass ihm der zupackende Khan ausnehmend gut gefällt, ist intern bekannt und kommt nicht von ungefähr, hat Khan doch bereits bewiesen, dass er auf der Klaviatur der Vermögensverwaltung, also der Königsdisziplin im Swiss Banking, geschickt zu spielen weiss.

Sich ein Denkmal setzen

Für den 65-jährigen Kelleher dürfte das Präsidentenamt bei der UBS der letzte grosse Job in seiner Karriere sein. Umso mehr will er noch etwas bewegen, im Mindesten seine Spuren hinterlassen, und bestenfalls sich ein Denkmal setzen – etwa mit einer (Teil-)Übernahme der CS.

Khan könnte ihm dabei eher behilflich sein als Hamers. Denn sollte es zu einer Annäherung der beiden Schweizer Grossbanken kommen, würde Khan den «Juniorpartner» aufgrund seiner früheren Tätigkeit für die CS sehr gut kennen – und auch die schweizerische Mentalität.

 

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