Der ehemalige Schweizer Chef des Private Banking der Credit Suisse wechselt zur Genfer Konkurrentin Lombard Odier. Ist Serge Fehr dort ein «Collardi-Effekt» zuzutrauen?

Serge Fehr wird kommenden August zum erweiterten Kreis der Partner von Lombard Odier stossen. Dies bestätigte die Genfer Privatbank auf Anfrage von finews.ch.

Vergangenen Sommer abgelöst

Dem Vernehmen nach ist der Romand dort für den Schweizer Heimmarkt zuständig – Andreas Arni, der Leiter der Zürcher Geschäftsstelle des Traditionshauses, wird demzufolge ebenfalls an Fehr berichten. Der Finanzblog «Inside Paradeplatz» hatte zuerst über den für die hiesige Private-Banking-Szene wichtigen Wechsel berichtet.

Dass Lombard Odier auf die gebräuchliche Vorankündigung des designierten Partners verzichtete, ist ein Indiz für die Nervosität, welche die Personalie begleitet. Dies ist auch insofern bemerkenswert, als der Austritt Fehrs bei der Credit Suisse (CS) schon länger bekannt ist. Bereits vergangenen Sommer hatte auch finews.ch berichtet, dass der Veteran, der die Leitung der Schweizer Private Banking seit Ende 2015 innehatte, abgelöst wird.

Jobabbau erscheint unausweichlich

Das hatte schon damals CS-intern für Aufregung gesorgt – seine Untergebenen fürchteten einen Personalabbau, nachdem sich der Westschweizer Manager immer vehement vor seine Mannschaft gestellt hatte. Mit der Zwangsübernahmen der Grossbank durch die UBS scheinen solche Massnahmen nun unausweichlich: Die Käuferin UBS hat ihren Aktionären versprochen, bis Ende 2027 rund 8 Milliarden Franken pro Jahr an Synergien zu genegieren.

Damit haben die Fliehkräfte unter den Mitarbeitenden nochmals markant zugenommen. In der Branche ist mittlerweile von Blindbewerbungen bei der Konkurrenz zu hören: «CS-Banker suchen nach einem Plan B», beschreibt ein Zürcher Headhunter das Treiben. In einem solchen Umfeld kommt dem Antritt von Fehr bei der Konkurrentin Lombard Odier Signalwirkung zu, was auch die CS-Führung so sehen dürfte.

Rekrutieren bei der Konkurrenz

So ist der Personalie durchaus ein «Collardi-Effekt» zuzutrauen: Als der einstige CEO Boris Collardi im Jahr 2017 die Privatbank Julius Bär verliess und Partner bei Pictet wurde, zog er zahlreiche Bär-Banker zur Genfer Konkurrentin nach. Laut Beobachtern könnte nun Genfer Private Banker der CS versucht sein, ihrem einstigen Chef Fehr zu Lombard Odier zu folgen. Letzteres Institut hat in der Vergangenheit verschiedentlich wechselwillige Kundenberater und Kader der Grossbank rekrutiert.

Solche Absetzbewegung wären in der jetzigen Lage nicht nur der CS, sondern auch der UBS vermutlich ein Dorn im Auge.

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