Kernbankensysteme sind aus dem Maschinenraum der Banken nicht wegzudenken. Die Auswahl ist allerdings begrenzt, was zu gefährlichen Abhängigkeiten führt.

Schweizerische und Liechtensteinische Retail-Banken haben nach wie vor hohes Vertrauen in die Anbieter von Kernbankensystemen. Zwei Drittel der Institute gehen davon aus, dass neue Geschäftsmodelle durch ihr bestehendes Kernbankensystem unterstützt werden.

Immerhin ein Drittel der Banken zweifelt aber an der Zukunftsfähigkeit ihrer Kernbanken-IT. Dies ist der Befund einer Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen (IFZ) der Hochschule Luzern.

Problematische Abhängigkeit

Zwar passen für viele Banken die traditionellen Kernbankensysteme nicht mehr zu den strategischen Herausforderungen der nächsten Jahre.

Viele Banken sind jedoch in eine Abhängigkeit von ihren Anbietern geraten. Das nagelt die Institute quasi fest und stärkt sie in ihrer Entwicklung stark ein, ausser sie nehmen hohe Wechselkosten in Kauf.

Innovationsfeindlicher Markt

In einem Kernbankensystem werden die Kundenstammdaten, die Verträge und die Positionsführung sowie die Transaktionen verwaltet und abgewickelt.

Besonders Vertreter von Neobanken monieren in der Studie, dass die Schweizer Finanzwelt bei der zentralen Markt‐Infrastruktur und den Zugängen stark monopolisiert ist. Namentlich die Schweizer Börse SIX und einige wenige IT‐Provider würden diesen Markt dominieren.

Diese etablierten Akteure würden lieber den Status quo verteidigen, statt die digitale Transformation voranzutreiben und damit den Schweizer Finanzplatz zu stärken.

Das Korsett abstreifen

Es gibt aber auch noch andere Gründe für die Unzufriedenheit. Banken verspüren gemäss den Studienautoren einen zunehmenden Druck an der Kundenschnittstelle, möchten an Ökosystemen teilnehmen, für branchenfremde Partner eingebettete Bank‐Lösungen realisieren und fühlen sich mit ihrer bestehenden IT‐Lösung zunehmend in ein Korsett gezwängt.

Ausserdem führen veränderte Ökosysteme und neue Geschäftsmodelle namentlich im Open Banking zu einem Bedarf an verteilten Lösungen, die etwa eine verteilte Datenhaltung erfordern, heisst es.

Kein weiterer Big Bang

Als wichtigste Anforderungen an moderne Kernbankensysteme nennen die befragten Banken darum Standardschnittstellen, Flexibilität zur Einführung neuer Produkte in kurzer Zeit, Cloud‐native Architektur (inklusive Microservices) und modulare Software‐Architektur

Bei der Mehrzahl der Institute wurden die jetzt betriebenen Kernbankensysteme vor knapp 20 Jahren mit einem Big Bang eingeführt.

Nach Ansicht der überwiegenden Mehrheit der interviewten Experten werden die Veränderungen in Zukunft nicht mit einer plötzlichen Migration, sondern durch kontinuierliche Transformationsprozesse herbeigeführt werden.

Kunden nicht vergraulen

Anders als bei den Banken ist die Situation für die Hersteller von Kernbankensystemen recht komfortabel, denn sie können weiterhin mit einer stabilen Kundenbasis rechnen.

Dennoch dürfen sie dieses Vertrauen nicht verspielen, heisst es. Besonders die Kritik wegen fehlender Offenheit der Systeme, mangelnder Flexibilität und veralteter Technologie müssten rasch beseitigt werden.

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