Liontrust hat als einziger Akteur ein Angebot für die krisengeschüttelte Schweizer Konkurrentin GAM stehen. Das britische Fondshaus sieht sich nun aber im eigenen Geschäft herausgefordert.

Die Asset Managerin Liontrust, welche die Schweizer Fondsanbieterin GAM übernehmen will, hat am Mittwoch das Jahresergebnis vorgelegt, das bei der britischen Firma im vergangenen März endete. Demnach ging der Reingewinn zum Vorjahr auf 87,1 Millionen Pfund (98,6 Millionen Franken) zurück; das Volumen der verwalteten Vermögen sank um 6 Prozent auf 31,4 Milliarden Pfund.

Bis zum 16. Juni nahmen die Vermögen nun nochmals auf 30,5 Milliarden Pfund (34,5 Milliarden Franken) ab.

Mit Übernahmen aufgefallen

Wie auch finews.ch berichtet, hat Liontrust im vergangenen Mai ein Übernahmeangebot für das krisengeschüttelte Schweizer Fondshaus formuliert. Die Briten wollen GAM mittels eines Aktientauschs übernehmen, welcher das Institut mit 107 Millionen Franken bewertet. Liontrust ist dabei vorab an den GAM-eigenen Fonds sowie dem globalen Vertriebsnetz der Firma interessiert.

Die Briten haben sich bisher stark auf den Heimmarkt fokussiert, wo sie bereits mit diversen Übernahmen aufgefallen sind.

Vertiefter Verlust

Dem Kaufinteresse von Liontrust haben sich hierzulande diverse Investorengruppen in den Weg gestellt. Diese sähen bei der Fondsfirma lieber einen Turnaround aus eigener Kraft. Am (heutigen) Mittwoch vermeldete GAM, am 25. August eine ausserordentliche Generalversammlung abhalten zu wollen. Dies auch als Reaktion auf eine Forderung von Investoren, die sich gegen den Verkauf stellen.

Ebenfalls veröffentlichte GAM die Zahlen für das erste Jahresquartal 2023. Demnach erhöhte sich der operative Verlust vor Steuern zum Vorjahr von 10,6 auf 11,2 Millionen Franken. Die verwalteten Vermögen verringerten sich im Vergleich zu Ende 2022 von 75 auf 71,7 Milliarden Franken. Insofern hat sich der Trend beim Fondshaus nochmals verschlechtert.

«Nie eine gerade Linie nach oben»

Am 7. Juli muss Liontrust von den eigenen Aktionären eine Kapitalerhöhung bewilligen lassen, um den Aktientausch und damit die GAM-Übernahme zu stemmen. Ob sich die Eigentümer angesichts der aktuellen Dynamik im Geschäft davon überzeugen lassen, wird sich weisen. Der Aktienkurs von Liontrust ist in den für die Branche insgesamt schwierigen letzten zwölf Monaten vielen europäischen Konkurrenten hinterher gehinkt.

In der Meldung liess sich Liontrust-Chef John Ions zitieren, der Weg zum Wachstum sei «nie eine gerade Linie nach oben». Die geplante Übernahme von GAM werde dem Unternehmen aber helfen, die strategischen Ziele zu erreichen. Dies, indem die beiden Firmen die globale Vertriebspräsenz, die Erweiterung der Anlageklassen, Prozesse und Anlagekapazitäten sowie die gemeinsame Geschäftsinfrastruktur nutzen würden.

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