Die Konsolidierung im Schweizer Private Banking ist, abgesehen vom Zwangsverkauf der Credit Suisse, zuletzt weitgehend zum Stillstand gekommen. Nun sorgt eine Auslandsbank für Spekulationen.

Im Heimmarkt hat CEO Slawomir Krupa das Messer bereits angesetzt: Wie auch finews.ch berichtete, will die Grossbank Société Générale (SocGen) in Frankreich Hunderte Stellen einsparen. Dies, nachdem der neue Bankchef die Ziele seines Vorgängers Frédéric Oudéa über Bord geworfen und den Aktionären versprochen hatte, die Organisation des Finanzkonzerns effizienter und einfacher zu gestalten.

Handlungsbedarf ist gegeben, hat sich doch der operative Ertrag der gesamten Gruppe zum Vorjahr um ein Viertel auf 7,5 Milliarden Euro verringert.

Offenbar Rothschild-Investmentbanker mandatiert

Offenbar treffen diese Absichten nun auch das Private Banking im Ausland. Wie die Agentur «Reuters» mit Verweis auf anonyme Quellen berichtete, hat SocGen die französisch-britische Investmentbank Rothschild & Co mandatiert, den Verkauf ihrer britischen Privatbank Kleinwort Hambros in die Wege zu leiten. Als Interessentin gilt im Königreich die Grossbank Barclays.

Doch das ist nicht alles. Laut dem Bericht erwägen die Franzosen ausserdem, ihre Schweizer Privatbank-Tochter abzustossen. Die Diskussionen in diese Richtung seien aber noch in einem sehr frühen Stadium, die Plänen könnten sich auch wieder zerschlagen.

Ganze Bankenpalette in der Schweiz

Auf Anfrage von finews.ch bei der Schweizer Tochterbank von SocGen hiess es, das Unternehmen kommentiere Gerüchte nicht.

Die Grossbank dreht in der Schweiz ein grosses Rad, zumal in der Finanzierung des Rohwarenhandels am Genfer Hub, im Firmenkundengeschäft und Investmentbanking. Fix dazu gehört die eigene Schweizer Privatbank Société Générale Private Banking (Switzerland), die von Genf und Zürich aus operiert und deren Chefs oftmals auch im europäischen Ausland zu Sagen haben. Das Institut bietet eine breite Palette von Offshore-Diensten feil, betreut aber auch hiesige Kunden.

Fokus auf Finanzintermediäre

Aktuelle Zahlen zum Geschäftsverlauf der Schweizer Privatbank liegen nicht vor. 2023 vermochte das gesamte Private Banking von SocGen die verwalteten Vermögen um 4 Prozent zu steigern, was in etwa dem Branchentrend entspricht, und betreute Ende Jahr Kundengelder von 143 Milliarden Euro. Gemessen an den gesamten Kundeneinlagen der Gruppe kommt das Geschäft mit wohlhabenden Privatleuten auf gerade mal 4 Prozent.

Zur Stossrichtung in der Schweiz hiess es zuletzt, das Institut wolle seine Präsenz bei Schweizer Single- und Multi-Family Offices verstärken und die geschäftlichen Synergien mit anderen Privatbank-Einheiten in Europa sowie mit der Corporate and Investmentbank der Gruppe erhöhen.

Führungswechsel im Private Banking

Ebenfalls ist es jüngst zu Führungswechseln gekommen, was ebenfalls darauf hindeuten könnte, dass das Geschäft in Bewegung ist. So wurde Benoît Teutsch vergangenen September als neuer Leiter Private Banking angekündigt, während Franck Bonin weiterhin als Chef der Privatbank wirkt. Zu Jahresbeginn wurde dann Antoine Blouin zum neuen Leiter der Zürcher Niederlassung berufen. Dies allerdings mit der Begründung, sein Vorgänger habe das Ende seiner Amtszeit erreicht.

Wie die Jahresergebnisse führender Schweizer Privatbanken wie UBS, Julius Bär, Vontobel oder Lombard Odier zuletzt zeigten, hat die Branche derzeit mit den Folgen der Zinswende, der Frankenstärke und zurückhaltender Kundschaft zu kämpfen. Dass da die Zentrale einer Auslandsbank über die Bücher geht, wäre nicht erstaunlich.

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