Der echte «Wolf of Wall Street» kommt im Mai nach Zürich. Im Interview mit finews.ch verrät er, was er den hiesigen Bankern beibringen kann, wer sein grösstes Schweizer Idol ist, und warum er zu einem glühenden Trump-Anhänger mutierte.


Jordan Belfort arbeitet heute als Verkaufstrainer und tritt im kommenden Mai in Zürich auf. Mehr dazu unter diesem Link. Anmeldung mit Frühbucher-Rabatt bis 31. Januar 2017.


Herr Belfort, Schweizer Banker kommen in Ihrem Buch nicht besonders gut weg. Was wollen Sie ihnen beibringen, wenn Sie im Mai als Verkaufstrainer in Zürich auftreten?

Damit es vorab schon mal klar ist: Ich werde nicht über die Finanzmärkte sprechen. Ich würde mir auch nie anmassen, den Bankern das Banking erklären zu wollen. Ich werde über Verkaufspraktiken und Einfluss sprechen. Das ist das Schöne an meinem Job. Mein Vortrag eignet sich für jede Branche, für jedes Geschäft; was ich beibringe, ist für alle nützlich und lehrreich.

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Ich werde also nicht sagen, wie man ein besserer Banker wird, sondern wie man eine bessere Beziehung zu seinen Kunden aufbaut. Und wie man die Kunden davon überzeugen kann, dass sie einem mehr Geld anvertrauen, das man dann ethisch-moralisch vertretbar investieren kann. Heutzutage lege enorm viel Wert auf ethische Prinzipien.

Sie haben bereits 2007 den Niedergang des Schweizer Bankgeheimnisses in Ihrem Buch vorausgesagt, also lange bevor es geschah. Wie haben Sie das kommen sehen?

Die Leute dachten, ich sei eine Dumpfbacke. Und als sie dann mein Buch lasen, fanden sie, ich würde übertreiben. Was, kein Bankgeheimnis mehr? Viele Leute hielten mich für verrückt. Dabei bekam ich recht.

Deswegen sind Einfluss und Überzeugungskraft heute auch so viel wichtiger. Denn die übergeordnete Trumpfkarte, wonach man Geld ungestraft verstecken kann, ist weg. Eigentlich hatte ich immer sehr viel Respekt für die Schweizer. Sie waren immer sehr zivilisiert und sehr kontrolliert, in dem was sie machten.

Was kommt Ihnen sonst noch in den Sinn, wenn Sie an die Schweiz denken?

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Wenn ich jemanden verehre, dann ist es Roger Federer. Ich bin ein riesiger Fan von ihm. Tennis ist schon seit vielen Jahren eines meiner Hobbys. Federer ist einfach fantastisch. Es ist ganz einfach inspirierend, ihm beim Spielen zuzusehen. Aber auch im Alltag ist er ein Vorbild, so wie er lebt. Er und Raphael Nadal, hatten sie je einen Ausrutscher? Nein. Es sind elegante Champions, von denen es nicht viele gibt. Selbst Novak Djokovic hat nicht diese Klasse. Darum auch liebe ich die Schweiz.

Als Ihre Verlobte Anne Koppe sagte, sie würde Donald Trump wählen, dachten Sie zunächst, sie erlaube sich einen Scherz mit ihnen. Später haben Sie selber Ihre Meinung geändert. Warum haben Sie im vergangenen Jahr Trump gewählt?

Je mehr die Medien gegen ihn angeschrieben haben, desto mehr begann ich, ihn zu mögen. Die Medien lösten eine Gegenreaktion aus – bei mir, aber auch bei vielen anderen Menschen in diesem Land, die ihn ebenfalls gewählt haben. Ehrlich gesagt, ich fing an, die Medien richtiggehend zu hassen.

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So schlimm?

Ja. In diesem Land ist etwas faul, weil die Medien nicht länger mehr ihre Aufgabe wahrnehmen. Die Medien haben besondere Rechte und Privilegien, und das steht ihnen zu, weil es ihre Aufgabe ist, die Öffentlichkeit objektiv zu informieren. Und eine gut informierte Bevölkerung ist auch mündig genug, einen Präsidenten zu wählen, dem man zutraut, das Land zu führen.

Wenn die Medien jedoch von ihrer Aufgabe abweichen, dann bricht die Ordnung zusammen. Je mehr ich die US-Medien konsumierte, desto wütender wurde ich. Ich sagte, wenn Trump diese Wahlen nicht gewinnt, geht dieses Land unter.

Warum brauchen die USA Trump?

Trotz seiner zahlreichen Irrungen und Wirrungen ist Trump ein Mensch, der hinsteht und die Dinge beim Namen. Er unterbindet radikal, was heutzutage in unserem Land schlecht läuft. Grundsätzlich bin ich ein liberaler Mensch (politisch liberal und entsprechend der demokratischen Partei nahestehend, Red.).

Ich habe grösstenteils liberale Ansichten, etwa was Abtreibungen anbelangt, und andere solche Dinge. Ich bin in einer liberalen Familie aufgewachsen. Ich bin nicht per se für Abtreibungen, aber ich finde, eine Frau sollte selber entscheiden können, was für sie richtig ist. Aber ich bin gegen eine unkontrollierte Einwanderung, wegen der Terrorismusgefahr.

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Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Im Laufe des US-Wahlkampfs mutierte ich von einem passiven Zuschauer zu einem vehementen Anhänger Trumps. Und als ich dann sah, was nach seinem Wahlsieg geschah, habe ich mir gesagt, dieses Land ist noch viel schlimmer als ich es mir je vorgestellt hätte. Ich denke, die Liberalen (Anhänger der Demokratischen Partei in den USA, Red.) haben nun ein riesiges Problem.


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