Vor Kurzem wurden die Fondsmanager von Merian zu Eigentümern. Wichtige Elemente für ihren Erfolg: Die Grossbank UBS und Leute, für die sich die Finanzindustrie sonst nicht interessiert.

Erst im Sommer wurden Ian Heslop und fünf weitere Fondsmanager zu Miteigentümern von Merian Global Investors. Sie sprechen für die über hundert Angestellten, denen zusammengenommen mehr als die Hälfte des Unternehmens direkt gehört.

Die Firma, insgesamt hat sie etwa 245 Mitarbeitende, hiess davor Old Mutual Global Investors und war Teil des südafrikanischen Versicherungskonzerns Old Mutual, der im vergangenen Juni zerstückelt wurde. Eine Minderheitsbeteiligung an Merian ging an TA Associates, ein Private-Equity-Unternehmen. 

Die Grösse der Beteiligungen, die den Mitarbeitern zum Kauf angeboten wurden, orientiert sich dabei an deren Anteil am Einkommen des Unternehmens. Heslop, der als Head of Global Equities mehr als die Hälfte der verwalteten Vermögen verantwortet, dürfte entsprechend zu den grössten Aktionären zählen. Diejenigen Angestellten, welche keine eigenen Anteile halten, partizipieren über ein Investmentvehikel. 

Wichtige Schweizer

Auch wenn die Schweiz der zweitletzte Stopp auf Heslops globaler Ochsentour zu Investoren und Medien ist: Der hiesige Finanzplatz gehört für Merian zu den wichtigsten. Die UBS ist der grösste Kunde des Fondsanbieters, wie Heslop im Interview mit finews.ch sagt.

Statt sich auf den Massenmarkt zu stürzen und in Konkurrenz mit Unternehmen wie Schroders zu treten, hat sich Merian die grossen Vermögensverwaltungsbanken als eine Zielgruppe ausgesucht. Banken wie Credit Suisse, Julius Bär, Santander oder eben die UBS haben die Fonds der Engländer im Angebot.

Vermögensverwalter schauen genau hin

Das dürfte nicht zuletzt der Grund dafür sein, dass das Verkaufsteam des Unternehmens für die deutschsprachige Welt in Zürich sitzt. Merian profitiere dabei auch vom Knowhow der Schweizer Vermögensverwalter, die das Informationsmaterial tendenziell genauer prüfen würden, als dies anderswo der Fall ist, sagt Dominik Issler, der die hiesige Niederlassung leitet.

Um den langfristigen Erfolg seines Unternehmens sicherzustellen, setzen Heslop und seine Kollegen auf Vielfalt. Merian hat keinen Investmentchef, keine von der Unternehmensspitze mandatierte Sicht auf die Märkte. Stattdessen soll jeder Portfoliomanager nach seinen Überzeugungen investieren können.

Geschlossene Finanzwelt

Eine Vorbedingung für die Vielfalt der Meinungen ist die sogenannte Diversity im Unternehmen. Heslop, der selbst nicht privilegiert aufgewachsen ist, legt neben dem Ausgleich zwischen den Geschlechtern besonderen Wert auf die Förderung von Talenten, denen die Hochfinanz nicht in die Wiege gelegt wurde.

«Historisch gesehen war die Finanzwelt recht in sich geschlossen», sagt er. «Wir versuchen auch Leute einzustellen, die sich nicht auf eine Finanzkarriere eingeschossen haben, seitdem sie fünf Jahre alt waren.»

Weisse Männer in Anzügen

Diese Leute zu erreichen sei allerdings nicht einfach, gerade auch für ein relativ kleines Unternehmen. Merian versucht, durch Werbung abseits der üblichen Universitäten und Praktikumsangebote eine breitere Schicht von Kandidaten zu erreichen.

Während der Ausgleich der Geschlechter in der Geschäftsleitung bereits Tatsache ist, gestaltet sich das bei den Portfoliomanagern schwieriger. Um der eigenen – oft unterbewussten – Präferenz für «weisse Männer in Anzügen – entgegenzuwirken, wählt Merian die Bewerber aufgrund anonymisierter Lebensläufe aus.

Dabei will Heslop aber wählerisch bleiben, wie er erklärt. Auf mehr als 300 Angestellte wolle man nicht wachsen.

 

 

 

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