Trotz Fintech-Boom machen Vermögensverwalter vieles noch wie vor 30 Jahren. Mit Etops startet Pius Stucki nun von neuem – und will einen Teil der Handarbeit abschaffen.

Es ist gut 15 Jahre her, dass Pius Stucki als Wirtschaftsinformatiker bei der Zürcher Kantonalbank zu arbeiten begann. Seitdem hat sich der Alltag durch Technologie grundlegend verändert.

Was sich Stuckis Meinung nach zu wenig verändert hat, ist die Arbeitsweise in der Finanzbranche. Die Zahlenjongleure verwenden immer noch dieselben Werkzeuge wie zur Jahrtausendwende.

«Es hat sich nichts verändert. Immer noch arbeiten alle mit Excel», sagte er im Gespräch mit finews.ch. «Wo sind jetzt all die Fintechs geblieben?»

Seit Kurzem allein unterwegs

Tatsächlich ist Stucki nun selbst Eigentümer eines Fintech-Unternehmens. Etops erbringt verschiedene Backoffice-Dienstleistungen für Vermögensverwalter und kann auch massgeschneiderte Software liefern.

Das Unternehmen, welches Stucki seit wenigen Monaten allein führt, hat 41 Mitarbeiter, davon zehn in der Schweiz, der Rest ist in Bratislava angestellt. Etops war davor Teil von Nectar, einem Unternehmen, welches sich jüngst vor allem als digitaler Vermögensverwalter positionieren wollte.

Grund für die Trennung waren unterschiedliche Ansichten zur Strategie, wie auch finews.ch berichtete. Indem Stucki sein jetziges Unternehmen aus Nectar herauskaufte, trennten sich die Wege zweier Fintech-Unternehmer der ersten Stunde.

Excel-Nische erobern

Stucki und Nectar-CEO Michael Appenzeller haben die Firma 2010 unter dem Namen Etops gegründet. 2016 folgte dann das Rebranding zu Nectar, Appenzeller wurde CEO und Verwaltungsratspräsident, Mitgründer Stucki begnügte sich mit dem Vize-Präsidium. Die beiden arbeiteten bereits davor zusammen, unter anderem bei Horizon21, dem Hedgefonds von Rainer-Marc Frey.

Unter den Angestellten von Etops sind auch sechs Software-Entwickler in der Schweiz. Mit deren Hilfe will Stucki eine Nische erobern, welche vermutlich vielerorts noch durch händisches Ausfüllen von Exceltabellen besetzt wird: Das Aggregieren von mehreren Bankkonten und anderen Vermögenswerten auf einer Plattform.

Keine Angst vor Credit Suisse

Dass sich in diesem Bereich bereits einige Konkurrenten tummeln – darunter Canopy, welche mit der Credit Suisse zusammenarbeitet – schreckt Stucki nicht. Etops habe einen Algorithmus entwickelt, der die als PDF erstellten Bankauszüge lesen könne.

Damit könne er den Kunden zwei Vorteile bieten, die der Konkurrenz abgehen: Etops verarbeitet Transaktionen untertags im Rhythmus von 15 Minuten, womit sich den Kunden ein aktuelleres Bild bietet als bei Konkurrenzprodukten.

Zudem lässt sich genau ersehen, welche Transaktion den Vermögensstand wie beeinflusst hat, statt lediglich die Summe zu erhalten. In der Nutzeroberfläche am PC oder der Smartphone-App lassen sich die eigentlichen Auszüge ausserdem anschauen.

Profitables Wachstum

Noch hat die Anwendung nicht mehr als eine gute Handvoll Nutzer. Den grössten Teil des Umsatzes erzielt Etops mit den Outsourcing-Dienstleistungen, die das Unternehmen seit nunmehr neun Jahren anbietet.

«Ich bin sicher, dass ich bis Ende Jahr 30, 40 oder 50 Nutzer haben kann», sagt der Unternehmer. Risikokapital, etwa von einer Bank, brauche er dafür allerdings nicht. «Wir sind profitabel und wachsen stabil, dies im Gegensatz wohl zu den meisten Fintechs» sagt er dazu.


Temporeiche Karriere

Steiner Team

Pius Stucki macht nicht nur als Unternehmer von sich reden. Der Schweizer glänzt auch sportlich: Bereits sein Studium in den USA finanzierte er sich über ein Stipendium als Läufer. Zurück in der Schweiz wechselte er aufs Fahrrad, wo er unter anderem das 1'000-Kilometer Nonstop-Rennen Tortour im Jahr 2017 als Teil eines vierköpfigen Teams gewann (Bild oben mit Stucki ganz rechts). Das Training sei für ihn Entspannung, er schwingt sich gern zum Beispiel über Mittag aufs Velo.

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