Beim Versicherer Zurich und dem Fondshaus GAM stellen künftig Frauen die Hälfte des Verwaltungsrats. Doch die wirklich gute Nachricht für den Schweizer Finanzplatz ist eine andere.

Die gute Nachricht verkündet man beim grössten Schweizer Versicherers gerne laut. Mit der Wahl der Ex-Alpiq-Chefin Jasmin Staiblin zur Verwaltungsrätin von Zurich sitzen seit dem (gestrigen) Mittwoch fünf Frauen im elfköpfigen Gremium – ein Anteil von 45 Prozent (Bild unten). Das ist nicht nur im Branchenvergleich eine respektable Quote, sondern auch gegenüber den Schweizer SMI-Bluechip-Firmen viel. Dort liegt der Frauenanteil bei 24 Prozent liegt.

Am (heutigen) Donnerstag nominierte das Schweizer Fondshaus GAM Katia Coudray, Jacqui Irvine und Monika Machon als künftige Verwaltunsgrätinnen; werden sie von den Eigner bestätig, sind Frauen im Gremium künftig 4:3 in der Überzahl.

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Bei Banken untervertreten

Damit sind Zurich und GAM am notorisch von Männern domininerten Schweizer Finanzplatz weit vorgeprescht. Der Frauenanteil in den Verwaltungsräten beträgt bei den Schweizer Banken 21 Prozent, wie finews.ch unlängst in einer Analyse von 44 Schweizer Instituten ermittelte. Dass Frauen überhaupt in Finanz-Verwaltungsräte einziehen, ist eine Entwicklung der letzten Jahre und wohl zu guten Teilen dem Druck von Gesellschaft und Aktionären geschuldet.

Operativ sieht das Verhältnis noch schlechter aus. Der durchschnittliche Frauenanteil in der Geschäftsleitung einer Schweizer Bank beträgt magere 11 Prozent, wie finews.ch weiter ermittelte. Auch die Zurich und GAM werden übrigens von Männern gelenkt – vom Italiener Mario Greco respektive dem Angelsachsen David Jacob.

Dem CEO auf den Zahn fühlen

Doch die Dinge sind in Bewegung, wie nun die Entwicklungen bei den beiden Firmen zeigt. Die dort erreichten Marken legen nahe, dass die Branche inzwischen bereit ist, Männermehrheiten in den Teppichetagen zu Opfern. Frauen sind in der bei GAM und Zurich erreichten Zahl definitiv kein Alibi mehr für die Machtfülle angegrauter Anzugträger.

Doch die wirklich gute Nachricht für den Schweizer Finanzplatz ist nicht der Wasserstand bei der Quote. Sondern der Umstand, dass mit den neuen Verwaltungsrätinnen Knowhow in die Strategiegremien gelangt, das jeder (männliche) CEO ernst nehmen muss. Das bringt das Unternehmen weiter, ganz unabhängig vom Geschlecht.

Vom Fach und mit Umsatzerfahrung

Besonders augenscheinlich ist das bei GAM, wo die einstige Fondssparte-Chefin Coudray, die Ex-Chefjuristin Irvine und die Finanzerin Machon zum Gremium stossen. Alle blicken auf eine lange Karriere im Asset Management zurück.

Staiblin bei Zurich kommt als frühere Managerin von Alpiq und ABB zwar nicht «vom Fach». Sie bringt aber wertvolle operative Führungserfahrung ins Strategiegremium der Versicherung mit. Ex-Chefinnen sind auch die Verwaltungsrätinnen Joan Amble und Catherine Bessant, letztere als Technologie-Leiterin (CTO) bei der Bank of America.

Monica Mächler schliesslich muss am Schweizer Finanzplatz niemandem vorgestellt werden, sie war sowohl in der Aufsicht von Behörden wie der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma tätig wie auch im Verwaltungsrat der Deutschen Börse, der Cembra Money Bank und GAM.

Allen diesen Frauen ist gemeinsam, dass sie in Rollen tätig waren, in denen sie die Strategie und den Umsatz der jeweiligen Unternehmen direkt beeinflussen konnten. Und dies ist genau jene Qualifikation, bei der die Schweizer Finanzbranche den grössten Nachholbedarf aufweist.

Frauen mit Leuchtturm-Funktion

Nur zwei Schweizer Banken werden zurzeit von Frauen gelenkt. Es sind dies Marianne Wildi (Hypothekarbank Lenzburg) und Sandra Lienhart (Bank Cler). Und nur die wenigsten Managerinnen in den Geschäftsleitungen von Schweizer Häusern haben Umsatzverantwortung. Genau diese gilt jedoch als zwingend für den Sprung nach ganz oben.

Diesbezüglich ist ein weiterer Effekt wichtige, der sich einstellt, wenn Frauen in Finanzfirmen das Sagen bekommen: sie ziehen Managerinnen nach. Das zeigt sich deutlich bei Ariane de Rothschild, die der Genfer Privatbank Edmond de Rothschild lange als Chefin vorstand und nun deren Schweizer Einheit als Präsidentin leitet. Dort sind zwei von sieben Geschäftsleitungsposten durch Frauen besetzt, unter anderem amtiert dort eine Vizechefin.

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