Ihrem Credo mehr als 20 Jahre treu geblieben zu sein, hält Erika Kessler für die beste Entscheidung in ihrem Berufsleben. Einiges hat sie auch von Roger Federer gelernt. Die Geschäftsführerin von Swiss Fund Data hätte auch noch ein paar Fragen an Warren Buffett. 


Erika Kessler, was war die beste Entscheidung in Ihrer beruflichen Laufbahn?

Meinem Produkt und meiner Firma treu zu bleiben. Über 20 Jahre und über drei Firmen hinweg habe ich mich stets für dasselbe Produkt engagiert und mich in der Sache auch laufend weiterentwickelt. Von Helpdesk-Aktivitäten bis hin zur Geschäftsführung habe ich alle Funktionen durchlebt.

Hätte ich mich während der vergangenen zwei Dekaden von manchen spontanen Impulsen à la «Wäre es nicht mal Zeit, etwas Anderes auszuprobieren?» leiten lassen, hätte ich nie in einer solchen Tiefe und Intensität die Swiss Fund Data und unser Produkt erleben dürfen. Durch mein langes Engagement habe ich auch viele langjährige Arbeitskollegen und das daraus entstandene freundschaftliche Zusammenarbeiten entspricht mir sehr.

Haben Sie jemals eine berufliche Entscheidung bereut?

Ich bereue grundsätzlich sehr wenig, da ich als Mensch immer ganz bewusst meine Entscheidungen in Anbetracht aller möglicher Konsequenzen treffe und auch immer nach vorne fokussiert bin.

Vielleicht ein Punkt: Ich habe nie im Ausland gearbeitet – diesen Part würde ich retrospektiv einbauen, wenn ich könnte. Ich kompensiere ihn nun aber umso mehr mit vielen Reisen um den Globus.

Welcher Mensch kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie das Wort erfolgreich hören?

Tönt nach Klischee, aber es ist Roger Federer. Ich bin in Basel aufgewachsen und ich mag mich gut daran erinnern, als damals ein junges, fast schon cholerisches Tennistalent öfters sein Racket ins Netz geworfen oder an der Wand respektive am Boden des TC Old Boys zerstört hat. Seine Energie war immens, aber quasi unkontrollierbar, und verpuffte, ohne Erfolg auf dem Tennisplatz zu bringen.

Es wurde ihm ein Mental-Trainer zur Seite gestellt, und er hat es geschafft, diese Energie zu bündeln und komplett in den Tennis-Match einzubringen – der Start seiner Karriere. Was dann kam ist Geschichte. Noch heute bewundere ich – neben seiner grandiosen sportlichen Leistung –, wie er den Jungen mit dieser enormen Freude am Sport in sich erhalten hat, wie karitativ er ist, wie stark er neben all dem Erfolg seinen Fokus auf Familie und Freunde legt. Für mich ein echtes Vorbild.

Auf welchen Werten beruhen Ihre täglichen Handlungen, Entscheidungen, Pläne?

Respekt, Empathie, Ehrlichkeit und Authentizität stehen für mich im Privatleben wie auch im Berufsalltag über allem. Ich bin ein Menschenfreund und versuche alle Menschen so zu behandeln, wie ich selbst behandelt werden möchte. C’est le ton qui fait la musique.

Man kann auch in Konfliktsituationen respektvoll und ehrlich miteinander umgehen. Ausserdem steht das Wir über dem Ich. Wie traurig wäre die Welt, wenn jeder ein Einzelkämpfer ist – im Kollektiv sind wir stärker, erfinderischer und glücklicher.

Welche Frage würden Sie Warren Buffet stellen, wenn Sie mit ihm zum Nachtessen verabredet wären?

Bloss eine Frage? Herr Buffet käme nicht zu Wort vor lauter Fragen... Was trieb ihn damals an, Investor zu werden? Wie hat sich seine Art des Investierens über all die Jahrzehnte entwickelt/verändert? Gab es Momente, wo er an seiner Strategie zweifelte, gar die Motivation abflachte und er sich andere Wege überlegte? Dann wären natürlich ein paar Details über die Privatperson sehr spannend zu erfahren.

Welchen Stellenwert haben Soziale Medien bei Ihnen?

Privat praktisch keinen – ich bin weder auf Facebook noch auf Instagram oder Twitter. Ich habe auch nicht das Bedürfnis, immer und überall kommunizieren zu wollen, wo ich bin und was ich tue. Diese Zeit nutze ich lieber, um absolut den Moment zu geniessen. Ich erzähle meine Erlebnisse lieber in meinem privaten Umfeld persönlich.

Als Plattform nutze ich nur LinkedIn zur Pflege meiner geschäftlichen Kontakte. Beruflich profitieren wir stark von einer aktiv genutzten Website und «begleiten» diese – wo angebracht – mit Social-Media-Aktivitäten.

Wo finden Sie in Ihrer Freizeit den Ausgleich?

Ich bin nicht der Typ Mensch, der ein Haupt-Hobby hat und dieses sehr intensiv pflegt. Ich mache gerne verschiedene Sachen – Skifahren, Wandern, Joggen, Oldtimer fahren, Reisen, Filme/Kino, Wein gemütlich daheim mit Freunden trinken, Zeit mit meiner Familie geniessen und sie bekochen.

Wie heisst Ihr liebstes Reiseziel?

In der Schweiz bin ich unheimlich gerne im Oberengadin – ich liebe die Bergwelt und bin sehr oft auf den Skiern im Corviglia-Gebiet.

Im Ausland faszinieren mich vor allem Landschaften, die es in dieser Form in der Schweiz nicht gibt. Hier fallen mir spontan zwei Attraktionen ein, die man gesehen haben sollte: Der Salar de Uyuni in Bolivien, der weltgrösste Salzsee, und die Sossusvlei in Namibia, eine Salz/Ton-Ebene umgeben von riesigen roten Sanddünen. Beide Orte haben etwas Unwirkliches/Magisches und haben mich überwältigt mit ihrer Schönheit.

Wofür sind Sie dankbar?

Ich bin für viele Sachen dankbar – dass ich in der Schweiz geboren wurde und hier so ein privilegiertes Leben führen darf. Dass meine Eltern mich meinen Weg gehen liessen und mich immer unterstützt haben. Dass ich über genügend finanzielle Mittel verfüge, um tolle Reisen unternehmen zu können. Dass ich einen so grossartigen Mann, Familie, Freunde und Arbeitskollegen habe.

Und – aus aktuellem Anlass – dass ich mich guter Gesundheit erfreuen darf und dies auch allen Menschen wünsche. Stay safe and healthy!

Welches ist Ihr Lieblings-Essen oder -Menu?

Grundsätzlich bin ich ein «Vielfrass» und esse vom einfachen Wurstsalat bis hin zum Zwölf-Gang-Gourmetdinner einfach alles gerne. Meine Lieblingsküche ist wohl die piemontesische.

Jedes Jahr «pilgern» wir dahin zum Kurzurlaub und auch daheim kommt oft ein Carne Cruda vom Fassone-Rind mit Trüffel auf den Tisch, gefolgt vom piemontesischen Tajarin al Ragu mit einem feinen Tropfen Barbera oder Barolo. Ich mag die Einfachheit dieser Küche und die Top-Qualität der Zutaten.

Spielen Sie ein Instrument oder in einer Band?

Das war einmal… Ich habe in meinen späten Teenie-Zeiten in einer Band Keyboard gespielt. Aus unterschiedlichen Interessen hat sich die Band dann leider aufgelöst, und ich habe auch nichts Neues gesucht. Seitdem konsumiere ich Musik eher, als dass ich sie spiele.

Welches Hintergrundbild haben Sie auf Ihrem Mobiltelefon?

Meinen Mann in einem «old-fashioned» Mechaniker-Overall. Wir sind grosse Fans von historischen Autos, haben selber einen Oldtimer. Vor zwei Jahren fuhren wir an das Goodwood Revival südlich von London, das wohl grösste und bekannteste Oldtimer-Rennen.

Das ganze Publikum kommt zu diesem Car Meeting in Original-Klamotten aus der Zeit der Oldtimer – also mein Mann in seinem Overall und ich im Petticoat – es war ein Riesenspass, und das Bild stammt von damals.


Erika Kessler arbeitet seit dem Jahr 2011 als Geschäftsführerin bei der Swiss Fund Data in Zürich. Zuvor war sie bei der SIX Group für das Projekt TIF «Transparenz im Fondsmarkt» tätig. Sie verfügt über mehr als 20 Jahre an Erfahrung im Fondsgeschäft. Als nicht-gewinnorientiertes Gemeinschaftsunternehmen der Schweizer Fondswirtschaft offeriert die Swiss Fund Data über ihre Datenbank eine Vielzahl von Dienstleistungen. Investoren können Daten, Mitteilungen und Dokumente zu Anlagefonds kostenlos nutzen, womit die Transparenz steigt.

Dieser Beitrag erscheint in Zusammenarbeit mit der Asset Management Platform.

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