Eine weitere Alternative könnte der laut einer letztjährigen Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug IFZ beste Fintech-Hub der Welt darstellen: Singapur. Seit mehreren Jahren hat der Stadtstaat am Äquator gegenüber Zürich und Genf die Nase vorn in Sachen Fintechs, insbesondere des technologischen Entwicklungsstands des Landes und der Verzahnung von Politik und Wirtschaft wegen.

Dass eben gerade diese Verzahnung auch den Fintechs zugute kommt, zeigt sich an den Hilfsmassnahmen, die diese Branche in Singapur bekommt: Die Finanzbehörde von Singapur kündigte am 8. April 2020 ein Unterstützungspaket in Höhe von umgerechnet fast 85 Millionen Franken für den Finanz- und Fintech-Sektor an, um die unmittelbaren Herausforderungen der Coronakrise zu bewältigen.

Massnahmen sind verhältnismässig

Die Massnahmen beinhalten zum Beispiel bezahlte Weiterbildungskurse, Lohnzuschüsse, Funding-Unterstützung sowie die Stundung oder Herabsetzung des Mietzinses für Fintechs. Damit sollen die Angestellten unterstützt, die Betriebsbereitschaft und Widerstandsfähigkeit der Branche verbessert, die Digitalisierung beschleunigt und die Kompetenzen in allen Sektoren gestärkt werden.

Da könnte die Schweizer Branche tatsächlich neidisch sein. Ist sie aber nicht, wie aus einem Brief der Swiss Finance + Technology Association, einem der grossen Schweizer Fintech-Verbände, ans Eidgenössische Finanzdepartement zu entnehmen war. Das Schreiben liegt finews.ch vor.

Darin erklären SFTA-Präsident John Hucker und der Chefanwalt des Verbands, Christian Meisser, die SFTA und ihre Mitglieder begrüssten die Massnahmen mit dem breiten Konsens, dass sie notwendig, verhältnismässig und im Allgemeinen gut umgesetzt sind.

Erforderliche Finanzierungsbeiträge zu niedrig

Jedoch gäbe es noch einige Lücken, zum Beispiel in der Finanzierung. Während bereits verhandelte Finanzierungsrunden in der Regel auch jetzt fortgesetzt und abgeschlossen würden, sei die Situation problematisch für Startups, die sich noch im Anfangsstadium der Investorensuche befinden: «Potenzielle Investoren sind anderweitig beschäftigt, möglicherweise selbst betroffen und verschieben Investitionsentscheidungen bis 'nach der Krise'.»

Für solche Startups überstiegen die erforderlichen Finanzierungsbeträge in der Regel bei weitem die Beträge, auf die sie im Rahmen des derzeitigen Notkreditprogramms Anspruch hätten, heisst es, da dieser Anspruch auf den früheren Einnahmen des Unternehmens basiert.

Schweigen des Bundes

Weiter nimmt die SFTA in ihrem Schreiben Bezug auf den Brief der Swiss Marketplace Lending Association (SMLA), die Branchenorganisation der Schweizer Kredit-Plattformen. Wie finews.ch bereits im März berichtet hat, hat die SMLA dem Bund angeboten, beim Hilfsprogramm für die Schweizer Wirtschaft mitzuhelfen.

Die SFTA unterstützt das Angebot der Kredit-Plattformen: «Diese Plattformen verfügen über die Technologie und Erfahrung, um Kredite in grossem Umfang zu prüfen, zu vergeben und zu verwalten. Gleichzeitig können sie durch ihre Online-Kreditprüfungssysteme, die eine Vielzahl von Datenquellen der Gesuchsteller einbeziehen, dazu beitragen, Betrug zu erkennen und zu verhindern.»

Antwort hat die SFTA auf ihr Schreiben ans Finanzdepartement übrigens keine erhalten. Der Bund scheint sich bei der Rettung der Schweizer Wirtschaft nur auf den traditionellen Teil der Finanzbranche verlassen zu wollen.

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