Das vergangene Jahr markiert einen Knick in der Entwicklung der Schweizer Fintech-Szene, wie ein aktueller Report feststellt. Trotzdem gibt es für Branche einiges zu feiern.

In der Schweiz war die Zahl der Fintech-Firmen 2021 zum ersten Mal seit sechs Jahren rückläufig. Das Geschäftsvolumen hat aber dennoch zugelegt. Zu diesem Schluss kommt die Hochschule Luzern (HSLU) in der am Mittwoch vorgestellten, neuesten Ausgabe der Branchenstudie.

Per Ende 2021 beheimatete der Finanzplatz demnach 384 Fintech-Unternehmen. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 21 Unternehmen weniger oder ein Rückgang von 5 Prozent. Seit 2015 war die Zahl der Unternehmen in diesem Sektor kontinuierlich Jahr um Jahr gewachsen, wobei von 2017 auf 2018 mit einem Sprung von 220 auf dann 356 Firmen ein regelrechter Boom eingesetzt hatte.

Mehr Jobs geschaffen

Trotz des Rückgangs der Firmen habe es in Bezug auf die Geschäftsmodelle der Unternehmen positive Tendenzen gegeben, heisst es in der Studie weiter. So stieg der Medianwert der Zahl der Mitarbeitenden an und auch die Gesamtfinanzierung der Fintechs legte zu. Diese Kennzahlen hätten 2020 noch stagniert oder waren rückläufig.

Ein Rekordniveau habe die Risikokapital-Aktivität (siehe Grafik unten) im Schweizer Fintech-Sektor erreicht, stellen die Autoren des Reports fest. Die Anzahl der Finanzierungsrunden legten auf 87 von 61 im Vorjahr zu und das Volumen stieg auf 446 Millionen Franken von 259 Millionen Franken im Vorjahr deutlich.

Fintech Grafik s

Als Trends für den thematischen Fokus der Unternehmen macht die Studie die Bereiche Analytics, künstliche Intelligenz oder Big Data aus. Dies stehe im Gegensatz zu anderen Technologien, bei denen die Zahl der Fintech-Unternehmen im letzten Jahr rückläufig war.

Die Autoren rechnen damit, dass insbesondere die Bedeutung von Analytics-Aktivitäten in Zukunft weiter zunehmen dürfte. «Den traditionellen Instituten mangelt es teilweise an entsprechenden Ressourcen und Kompetenzen», sagt Thomas Ankenbrand, Dozent an der HSLU und Projektleiter der Studie. Das Potenzial der Nutzung von Daten im Finanzsektor werde zunehmend erkannt, aber noch nicht voll abgeschöpft.

B2B und Internationalisierung als Erfolgsfaktor

Die Zahl der Firmen die sich auf «B2B» fokussieren, also auf Geschäftskunden, habe zugenommen, und die Unternehmen seinen vorwiegend international ausgerichtet. «Der wachstumsschwache Schweizer Heimmarkt ist für wachstumshungrige Fintech-Unternehmen oftmals zu klein», betont HSLU-Experte Ankenbrand. Diese Trends seien auch weltweit an der Kursentwicklung der börsenkotierten Fintech-Unternehmen abzulesen.

Auch Open Finance bleibt Thema. «Insbesondere im Bereich des Wealth Management bietet Open Finance gute Erfolgschancen», sagt der Finanzwissenschafter. Als Gründe verweist er auf die globale Marktgrösse und den Schweizer Marktanteil. Das Potenzial von Finanzökosystemen als zukünftiges Geschäftsmodell sei in einer Umfrage unter Schweizer Banken betätigt worden. Dazu sei aber ein breites Adoptieren gemeinsamer Standards notwendig, womit der sich die Banken und Fintechs derzeit noch schwertun würden.

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