Der Ukrainekrieg stellt die Fondsmanager vor ein grosses Dilemma. Können Anlagen in Aktien von Rüstungskonzernen und Waffenherstellern den ESG-Kriterien entsprechen?

In den vergangenen Jahren hat die Diskussion darüber, welche Investitionen nachhaltig sind und welche nicht, deutlich an Fahrt gewonnen. Dabei ging es bisher vor allem um die Frage, wie die Klimaziele erreicht werden können, und ob der Einsatz etwa von Gas oder Kernkraft als Übergangstechnologie dabei hilfreich ist oder nicht?

Doch mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist eine komplett neue ESG-Diskussion entbrannt. «Ich würde mir Sorgen machen, dass sich die Rüstungsindustrie durch die Hintertür einschleicht», sagt Hendrik du Toit, Geschäftsführer von Ninety One Asset Management, in einem Artikel der britischen Branchenplattform «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig).

Rolle beim Schutz der Zivilbevölkerung

Diejenigen, die Rüstungsinvestitionen als ESG-konform bewerten, argumentieren, dass der Verteidigungssektor eine wichtige Rolle beim Schutz der Zivilbevölkerung spielt, da die geopolitischen Spannungen zunehmen. «Die Frage ist nun, ob Sicherheit ein Gemeingut ist, in das ESG-Portfolios investieren können und sollten. Meiner Ansicht nach ist Sicherheit ein Allgemeingut», sagt Euan Munro, Geschäftsführer von Newton Investment Management.

«Ich bin zwar voll und ganz der Meinung, dass jede Nation das Recht hat, sich selbst zu verteidigen», so Amanda Young, Chief Sustainability Officer beim britischen Fondsmanager Abrdn. «Aber der Einsatz von Waffen gegen Zivilisten und die wahllosen Opfer bei bestimmten Waffen haben massive Folgen. Solange nicht sichergestellt ist, dass Waffen an weniger demokratische Staaten weitergeliefert werden, können sie nicht als ESG-konform angesehen werden.»

Meinungsumschwung bei einigen Vermögensverwaltern

Unterdessen arbeitet die Europäische Kommission weiter an einer Taxonomie für nachhaltige Investitionen, und die Rüstungsunternehmen bemühen sich, auch in diese Kategorie aufgenommen zu werden.

Einige Fondsemittenten haben ihre Haltung angesichts des Kriegs in der Ukraine geändert. Während einige nur Hersteller von Waffen wie Streubomben ausschliessen, haben andere die gesamte Branche ausgesondert.

Der schwedische Konzern SEB hatte im vergangenen März für einige seiner Fonds Investitionen in diesem Sektor geöffnet, und hob damit ein im Februar 2021 eingeführtes generelles Verbot auf.

Verteidigung als Notwendigkeit

Sogar Banken haben sich dafür ausgesprochen, Aktien aus dem Verteidigungsbereich als nachhaltige Anlagen zu klassifizieren. «Verteidigung wird wahrscheinlich zunehmend als eine Notwendigkeit angesehen, die ESG als Unternehmen sowie die Aufrechterhaltung von Frieden, Stabilität und anderen sozialen Gütern erleichtert», heisst es in einer Analystennotiz der Citigroup.

Dabei wird auf die geplante Anhebung der Verteidigungsausgaben in Deutschland verwiesen. Und das Land werde «wahrscheinlich nicht die einzige europäische Nation sein, die ihre Verteidigungsausgaben erhöht». «Angesichts der jüngsten Ereignisse bekräftigen wir unsere Ansicht, dass der Markt die ESG-Einstufung der Verteidigungsindustrie überdenken wird», so die Citi-Analysten.

An Beschränkungen festhalten

Der Vermögensverwalter Federated Hermes will seine Herangehensweise an Verteidigungsaktien nicht ändern.

«Wir haben immer eine firmenweite Beschränkung auf Unternehmen gehabt und werden dies auch weiterhin tun, die Einnahmen aus der Produktion von Waffen erzielen, die durch internationales Recht oder anerkannte internationale Konventionen verboten sind», sagte Leon Kamhi, Head of Responsibility. «Jegliche Beteiligung an der Herstellung dieser Waffen oder eine entscheidende Rolle bei deren Herstellung führt zum Ausschluss.»

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