Eigentlich rechnet der Markt damit, dass die Europäische Zentralbank im Herbst erstmals seit Jahren die Zinsen erhöht. Ein amerikanische Grossbank stellt nun eine ganz neue Prognose – die auch Folgen für die Schweiz hätte.

Der Konsensus unter den Ökonomen scheint gegenwärtig auf eine erste Zinserhöhung im Euroraum im September zu lauten, mit weiteren bis zu sechs Schritten in kürzeren Abständen. Dies, um die auch in Europa galoppierende Inflation in den Griff zu bekommen. Damit würde der Leitzins von jetzt minus 0,5 Prozent auf 1,25 Prozent angehoben.

Inflation hier, Konjunktursorgen da

In diesem Standardszenario ist auch das Ende der Anleihenkäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) im dritten Quartal vorgesehen. Als Konsequenz aus diesem Szenario könnte die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren ersten «Normalisierungsschritt» aus dem Bereich der Minuszinse Ende Jahr oder Anfang 2023 unternehmen.

Zur Erinnerung: die SNB hält einen Sicherheitsabstand von 0,25 Prozentpunkten zur EZB, um den Aufwertungsdruck auf den Franken unter Kontrolle zu behalten.

Allerdings wird dieses mittlere Szenario von zwei Seiten bedrängt. Einerseits sind da die historisch gesehen hohen Inflationsraten im Euroraum – eine Konsequenz von steigenden Energiepreisen und unterbrochenen Lieferketten. Im Euroraum lag die Inflation im März bei 7,5 Prozent. Auch im wichtigsten kontinentalen Wirtschaftsraum sieht es nicht besser aus: Die deutsche Regierung rechnet nun auch fürs 2023 mit einer Teuerung von 2,8 Prozent.

Goldman Sachs glaubt an frühen Zinsschritt

Damit ist die Preisstabilität nicht mehr gewährleistet, und der Blick richtet sich auf die Zweitrunden-Effekte. Unter Druck der Inflation wäre die EZB gut beraten, eher früher als später die Notbremse zu ziehen, wie einige Experten betonen. Damit würde die Bank auch mit den Instituten in Grossbritannien und den USA gleichziehen, wo die ersten Zinsschritte schon erfolgt sind.

An eine solche Beschleunigung glaubt auch die grösste amerikanische Bank, die Goldman Sachs. Gemäss ihrem Team von Ökonomen dürfte die EZB-Präsidenton Christine Lagarde im Juli den ersten Schritt vollziehen, wie unter anderem die Agentur «Bloomberg» (Artikel hinter Bezahlschranke) berichtete.

Luft für die SNB

Damit könnte die EZB noch dieses Jahr drei Mal die Zinsen erhöhen und den Leitzins in positive Gefilde hieven. Nächstes Jahr würden dann die erwähnten vier weiteren Schritte auf 1,25 Prozent folgen.

Für die SNB ergäbe sich dadurch noch etwas mehr Marge, um die eigenen Schritte genau zu planen. Dass auch hierzulande erste Normalisierungs-Bemühungen anstehen, steht ausser Frage. Aber da die Inflation in der Schweiz vergleichsweise moderat zwischen 2 und 3 Prozent zu liegen kommt, ist der Druck weniger hoch.

Dies erlaubt es der Nationalbank, den Gang der Wirtschaft unter Druck des Krieges in der Ukraine genau zu verfolgen. Und damit das schlimmste der Szenarien abzuwenden helfen – die Stagflation.

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