Nach Jahren einer Parallelentwicklung in der Geldpolitik verspricht die nähere Zukunft einiges mehr an Spannung. Aus einer komfortablen Position startet die SNB ins Rennen. Doch was kommt noch?

Nach zwei langen Pandemiejahren mit Niedrigzinsen und offenen Geldschleusen folgt die Normalisierung, umso mehr, als dass die Inflation vor allem wegen den Energiepreisen und Lieferketten-Problemen in die Höhe schiesst. Wäre da nur nicht der Krieg in der Ukraine.

Er hat das Zeug, einiges durcheinanderzubringen, auch wenn die Auswirkungen je nach Dauer und Entwicklung unterschiedlich gross sein werden.

Und so entwickelt sich die Geldpolitik in den für die Schweiz wichtigsten Wirtschaftsräumen mittlerweile nicht mehr derart ausgeprägt im Gleichtakt wie noch vor kurzem. Die Federal Reserve (Fed) hat schon im März damit angefangen, die Schraube anzuziehen, und wie die Protokolle vom März-Meeting zeigen, gab es einige Stimmen für eine noch kräftigere Zinserhöhung von einem halben Prozentpunkt.

Unsicherheit wegen Ukraine-Krieg

Ein solcher Schritt steht nun stattdessen im kommenden Mai an. Damit versucht die Fed die Inflation wieder in den Griff zu bekommen, nachdem die Teuerung Anfang Jahr auf fast 8 Prozent gestiegen war und damit das höchste Niveau seit 40 Jahren erreicht hatte. Nur die Unsicherheit wegen der russischen Aggression in der Ukraine hat wohl dämpfend gewirkt.

Noch wichtiger als in den USA allerdings ist diese Unsicherheit in Europa zu spüren, vor allem weil der Kontinent stärker von russischen Energieträgern abhängig ist als die USA. Wenn nun mit dem zunehmend brutaleren Vorgehen der Russen in der Ukraine die Sanktionen schrittweise verschärft werden, drohen der EU nicht nur höhere Energiepreise und damit höhere Inflation, sondern möglicherweise auch weniger Wachstum.

EZB: Erster Schritt kommt, aber wann?

Jedenfalls dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) erst gegen Ende des Jahres den ersten Zinsschritt vornehmen. Aber, und darüber laufen die Diskussionen heiss, ist noch unklar wie spät die erste Erhöhung kommt. Und dies wiederum bringt auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) und ihre Geldpolitik ins Spiel.                                  

Eigentlich machte die Spitze der SNB im vergangenen März klar, dass sie nach wie vor eine lockere Frankenpolitik betreibt, weil die Währung unter Aufwertungsdruck steht. Gleichzeitig aber deutete Nationalbankpräsident Thomas Jordan an, dass er einen etwas höheren Franken dulden wird, weil die Inflation in der Schweiz signifikant tiefer liegt als im Euro- und im Dollarraum.

Vom Negativzins loskommen

Die anstehende Zinswende der EZB sollte der SNB eigentlich Raum verschaffen, um ebenfalls schrittweise vom Negativzins loszukommen. Grundsätzlich sieht die SNB in der Inflationsprognose noch kein grösseres Problem. Zwar ist die Jahresteuerung mittlerweile über die 2-Prozentmarke gestiegen, aber in der mittelfristigen Sicht sollte sie wieder unter 1 Prozent fallen, gerade auch dank der Aufwertung des Franken.

Eine weitere massive Aufwertung des Franken würde aber den wirtschaftlichen Aufschwung gefährden und sogar ein Deflationsrisiko erhöhen, wie auch die Raiffeisen-Ökonomen in einem Bericht vom Freitag schreiben. Und so bleibt eben der Negativzins in der Schweiz weiterhin ein wichtiges Instrument für die SNB.

Zinserhöhung noch in diesem Jahr?

Ob allerdings die Preise trotz der Energieproblematik, trotz der abnehmenden wirtschaftlichen Dynamik und trotz bislang ausbleibenden Zweitrundeneffekten in der Schweiz tatsächlich eher wieder Richtung unten tendieren, wird sich zeigen müssen.

Und dies entscheidet letztlich, ob die Schweiz weiterhin eher entspannt die Lage im Dollar- und Euroraum verfolgen oder ob auch sie etwas aggressiver vorgehen muss – und dies würde auch eine Zinserhöhung noch in diesem Jahr ermöglichen.

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