Trotz des widrigen Marktumfelds gewinnen Fintech-Unternehmen weiter an Stärke und Bedeutung für Kunden und die Wirtschaft. Welche Trends prägen die Branche im kommenden Jahr?

Das vergangene Jahr war in mehrfacher Hinsicht äusserst turbulent. Insbesondere Fintech-Unternehmen haben dabei stark unter dem schwierigen Marktumfeld und den Marktverwerfungen gelitten. Etliche High-Flyer wurden auf den harten Boden der Realität zurückgeholt.

Obschon auch 2023 ein nach wie vor anspruchsvolles Jahr sein wird, entwickelt sich die Fintech-Branche mit den Markttrends weiter, Innovation im Fintech-Sektor werden weiterhin zu einem Wandel bei traditionellen Finanzmethoden und -dienstleistungen führen.

Über welche Trends und Entwicklungen spricht die Fintech-Branche im neuen Jahr?

1. RegTech ist ein Profiteuer des Krypto-Debakels

Kaum ein Sektor ist so stark reguliert wie die Finanzbranche. Der spektakuläre Zusammenbruch und die mutmasslichen Betrügereien von FTX werden global zu mehr Regulierungen im Krypto-Bereich führen. Da gleichzeitig die Verzahnung zwischen dem Krypto-Universum und dem traditionellen Finanzwesen laufend fortschreitet, müssen herkömmliche Finanzinstitute punkto Dienstleistungren rund um digitale Vermögenswerte ebenfalls mit künftig verschärften Vorschriften rechnen.

RegTech hilft Banken und Finanzdienstleistern, nahezu jeden Aspekt des Compliance-Prozesses zu rationalisieren. Die Lösungen tragen dazu bei, Risiken effizient zu erkennen und zu verhindern. Da viele Finanzinstitute auch nicht über das Personal oder das fachliche und technologische Know-how verfügen, um regulatorische Hürden im Krypto-Bereich ohne Fremdhilfe zu bewältigen, werden sie Partnerschaften mit Dritten suchen, um einen effizienten Compliance-Prozess im Umgang mit digitalen Vermögenswerten zu gestalten.

2. Künstliche Intelligenz wird erfolgsentscheidend

Das Thema findet sich immer wieder auf den Listen der Top-Technolgiegetrends. Doch der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) wird künftig noch selbstverständlicher werden. Der Einsatz von KI beispielsweise bei der Kreditvergabe oder bei der Bekämpfung von Cyberkriminalität und Betrug wird weiter zunehmen. KI ermöglicht zudem die Automatisierung von komplexen und hochwertigen Prozessen im Finanzwesen, während KI-unterstützte Chatbots auch im Online-Kontakt mit Bankkunden immer häufiger auftreten werden.

Laut einer Studie wird KI die Kosten für Bankgeschäfte bis Ende 2030 um 22 Prozent senken. Das könnte Einsparungen von bis zu 1 Billion Dollar bedeuten. In einer Deloitte-Umfrage unter IT- und Fachbereichsleitern sagten auch 86 Prozent der KI-Anwender im Finanzdienstleistungssektor, dass die Einführung dieser Technologie in den nächsten zwei Jahren für den Erfolg ihres Unternehmens entscheidend sein wird.

3. Embedded Finance ist mehr als nur BNPL

Der Begriff «Embedded Finance» ist nicht wirklich neu. Doch Konsumenten wie Investoren interessieren sich immer stärker für eingebettete Finanzierungen. Vereinfacht ausgedrückt, versteht man darunter die Integration von Finanzinstrumenten oder -dienstleistungen in das Angebot von Nicht-Finanzinstituten. Unter allen Formen des eingebetteten Finanzwesens ist «Buy-now-pay-later» (BNPL) die bis anhin wohl bekannteste.

Doch das Ökosystem von Embedded Finance umfasst weit mehr, von Finanzdienstleistungen wie Bankgeschäfte, Kredite und Investitionen bis hin zu Zahlungsabwicklung und Versicherungen. Da Konsumenten immer mehr Dinge des täglichen Lebens online erledigen, suchen sie nach Lösungen, die ihr Kundenerlebnis erleichtern. Eingebettete Finanzierungen ermöglichen dies und stellen damit eine der wichtigsten Verbesserungen des Kundendienstes dar.

4. Mit Open Banking hin zum kundenzentrierten Ökosystem

Auch das Schlagwort Open Banking steht schon seit längerem auf der Agenda, die Bewegung nimmt aber zusehends konkretere Züge an. Die Praxis der «Offenen Bankdaten» bedeutet, dass Drittanbieter über Anwendungsprogrammierschnittstellen (API) Zugang zu Finanzdaten gewährt wird. Das API-Banking hat mehrere Vorteile, darunter eine verbesserte Effizienz. 

Im Zuge der digitalen Transformation der Banken werden solche Schnittstellen immer wichtiger. Denn Banken, wenn bislang viele noch zugeknöpft, werden künftig immer mehr Finanzdaten mit anderen Plattformen teilen, was wiederum das Banking benutzerfreundlicher macht. Durch Open Banking entwickelt sich die Bankenwelt zunehmend zu einem offenen, kundenzentrierten Ökosystem.

5. Wagniskapitalgeber kehren zurück

Das volatile Marktumfeld hat Fintech-Unternehmen hart getroffen. Einschneidende Sparprogramme, Massenentlassungen und heftige Bewertungskorrekturen prägten dieses Jahr die Schlagzeilen. Finanzierungsrunden laufen jetzt viel schwieriger, weil sich viele Risikokapitalgeber die Finger verbrannt haben und sich daher zurückhalten. Selbst in der Vergangenheit erfolgsverwöhnte Fintechs müssen jetzt auf ihre Finanzen achten und Risiken minimieren. Nach dem Rekordjahr 2021 hat sich die Aktivität bei Firmenexits, Fusionen und Übernahmen entsprechend stark abgekühlt.

Im kommenden Jahr könnte sich das Aktivitätsniveau wieder normalisieren. Vor allem die Wagniskapitalgeber dürften ab der zweiten Jahreshälfte 2023 wieder vermehrt an die Verhandlungstische zurückkehren. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht: Es gibt weiterhin reichlich Risikokapital, das am Pre-IPO-Markt renditeträchtige Chancen sucht. Zugleich sind verheissungsvolle Fintech-Unternehmen jetzt viel vernünftiger bewertet als noch vor einem Jahr.

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