Der Jahresauftakt an den Aktienmärkten war einer der besten seit Jahren. Zwar hat eine Reihe von Notenbankern und Ökonomen vor zu grossem Optimismus gewarnt. Die Botschaft kam aber offensichtlich nicht wirklich an.

Mit den anstehenden Entscheidungen der US-Notenbank (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB) könnte es an den Aktien und Bond-Märken zu einer spürbaren Ernüchterung kommen. Börsenbeobachter sehen jedenfalls ein grosses Enttäuschungspotenzial.

Zwar hatte es in den vergangenen Wochen einige makroökonomische Daten gegeben, die in die richtige Richtung weisen. Doch insbesondere in der Eurozone sei die Zentralbank bei der Inflationsbekämpfung noch weit von dem Punkt entfernt, der es rechtfertigen würde, die Zügel der Geldpolitik locker zu lassen.

Den Auftakt wird am (morgigen) Mittwochabend, um 20 Uhr europäischer Zeit, die Fed machen. Im Vorfeld der Sitzung des Offenmarktausschusses haten einige lokale Fed-Chefs bereits eine weitere Anhebung signalisiert. Dabei dürfte aber das Tempo auf 25 Basispunkte verlangsamt werden, wie der überwiegende Teil der Experten erwartet.

Kleinere Schritte

«Ich gehe davon aus, dass wir die Zinsen in diesem Jahr noch einige Male anheben werden, obwohl die Zeiten, in denen wir die Zinsen um jeweils 75 Basispunkte steigern, meiner Meinung nach vorbei sind», hatte etwa Patrick Harker, der Präsident der Philadelphia Fed, in der vergangenen Woche in einer Rede gesagt. «Erhöhungen von 25 Basispunkten werden in Zukunft angemessen sein.»

Anders sieht es bei der EZB aus. Hier wird am Donnerstag ein weiterer Aufschlag um 50 Basispunkte erwartet. Was dann an der März-Sitzung folgen wird, ist hingegen Gegenstand der Spekulationen. Und ob die Zentralbank der Eurozone eine klarere Indikation über den weiteren Verlauf liefert, wird das Hauptaugenmerk der Beobachter sein.

«Wir erwarten einen Kräftemessen zwischen der EZB und den Märkten», sagte Nomura-Ökonom Andrzej Szczepaniak gegenüber der Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig). «Es ist klar, dass die Märkte darauf erpicht sind, das Mantra der EZB von ‹mehreren Erhöhungen um 50 Basispunkte› infrage zu stellen.»

Bremsende Wirkung in den USA

Die Fed und die Notenbank der Eurozone würden sich an unterschiedlichen Wegmarken befinden, betont auch Thomas Stucki, der Investmentchef (CIO) der St.Galler Kantonalbank. In den USA habe das Zinsniveau bei den Krediten und Hypotheken ein Niveau erreicht, das über dem konjunkturneutralen Bereich liegt und auf die US-Wirtschaft eine bremsende Wirkung entfaltet. Dass die Fed nun das Tempo drosselt mache Sinn.

«Ich erwarte, dass bis Mitte Jahr noch ein paar kleinere Zinsschritte folgen werden und am Ende ein Niveau knapp über 5 Prozent erreicht wird», so Stucki weiter. Demgegenüber habe sich die EZB trotz der aus dem Ruder gelaufenen Inflation erst spät zu einer restriktiven Zinspolitik entschlossen und befinde sich erst am Anfang ihres Zinserhöhungszyklus. Der Zins liege erst am unteren Ende des konjunkturneutralen Bereichs.

«Die EZB darf keine Erwartung aufkommen lassen, dass ihr Wille zur Bekämpfung der Inflation nachlässt», sagt der CIO. Dabei habe es bei einigen die Wirtschaft belastenden Aspekten sogar eine Entspannung gegeben. So seien etwa die befürchteten Energieengpässe ausgeblieben, und die Energiepreise sind gefallen.

Mit einem Zinsschritt um 50 Basispunkte würden die Leitzinsen in Euroland auf 2,5 Prozent steigen, den höchsten Wert seit 15 Jahren.

SNB schaut zu

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihre nächste turnusmässige Zinsentscheidung erst für den 23. März terminiert. Bis dahin könnten Thomas Jordan und das Direktorium in Ruhe die Lage beobachten, heisst es. Druck, vorzeitig mit einer Zinserhöhung aufzuwarten, gebe es nicht.

Der Zinsabstand zur EZB ist derzeit sogar willkommen – dies mit Blick auf die steigenden Preise. Angesichts der sowieso schon hohen importierten Inflation hat die SNB an einer Schwächung des Franken aktuell kein Interesse.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.55%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.53%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.27%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.11%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel