Die steigenden Zinsen haben den Boom im Geschäft mit Privatmarktanlagen deutlich gebremst. Für Benjamin Böhner von Bellevue Private Markets hat damit eine neue Zeitrechnung begonnen, wie er im Interview mit finews.tv feststellt.

Das Private-Markets-Geschäft, also Investitionen in Firmen und Sachwerte, die nicht an der Börse kotiert sind, hat in den vergangenen Jahren einen wahren Boom erlebt. Allerdings waren diese Anlagen lange Zeit nur sehr vermögenden Investoren vorbehalten, da für entsprechende Engagements grössere Summen erforderlich sind.

Um das Geschäft einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, sind zahlreiche Finanzinstitute dazu übergegangen, neuartige Investitionslösungen zu entwickeln, über die sich auch kleinere Beträge in Privatmarkt-Anlagen investieren lassen.

Adbodmer übernommen

Unter diesen Vorzeichen entstand 2019 auch Bellevue Private Markets, ein spezialisierter Asset Manager in Küsnacht bei Zürich. Einen ersten Fonds lancierte das Unternehmen, das zur Bellevue-Gruppe gehört, nach der Übernahme der Firma Adbodmer, die auf Wachstumsinvestitionen in der DACH-Region fokussiert. Inzwischen ist Bellevue Private Markets weiter gewachsen und hat mit Spezialisten der Zuger Partners Group seine Kompetenzen unlängst ausgebaut und Anfang 2023 einen zweiten Fonds lanciert, der auf Sekundärmarktanlagen fokussiert, wie Benjamin Böhner im Interview mit finews.tv erklärt. Er präsidiert das Investment Committee von Bellevue Global Private Equity. 

Grundsätzlich korrelieren Privatmarktanlagen nicht mit der Börse, da jedes Investment für sich alleine steht. Allerdings räumt Böhner ein, dass die Zinsen auf das Geschäft durchschlagen. Denn mit höheren Zinsen werde zwangsläufig auch die Refinanzierung teurer, was sich in der Branche in einer gewissen Zurückhaltung äussert. «Man zahlt nicht mehr so viel für Zukunftsmusik», sagt Böhner und meint damit, dass Anlegerinnen und Anleger nun verstärkt nach Firmen Ausschau halten, die bereits einen Leistungsausweis haben und nicht bloss Projektionen in die Zukunft. 

Verschiedene Exitmöglichkeiten

Gleichwohl betont Böhner aber, dass Privatmarktanlagen nicht die grossen Sprünge wie Aktieninvestitionen machen würden, darum sei die Korrelation mit der Börse begrenzt. Insofern eigneten sich entsprechende Engagements durchaus zur Ertragsdiversifikation.

Zu Geld kommen Private-Markets-Investoren erst, wenn sogenannte Exits stattfinden, also wenn eine Beteiligung wieder veräussert wird. Wie Böhner erklärt, erfolgt dies heute eher weniger über Börsengänge. Häufiger seien stattdessen Verkäufe an andere Fonds oder an Konkurrenten des jeweiligen Unternehmens oder auch an strategische Investoren, welche die nächste Wachstumsphase der Firma begleiten wollen.

Deutlich tiefere Bewertungen

«Der Risikoappetit ist inzwischen zurückgekommen», sagt Böhner, selbst wenn das Umfeld nach wie vor schwierig sei. Aber professionelle Investorinnen und Investoren wüssten, dass die Opportunitäten nun sehr attraktiv seien, da die Unternehmensbewertungen in den vergangenen zwei Jahren deutlich zurückgingen. 

 

 

 

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