Das Anlagejahr 2022 war für die in der Schweiz ansässigen Asset Manager schwierig. In Zukunft wird vor allem die Kundenakquisition eine der grössten Herausforderungen sein.

Die Erfolgsgeschichte der Schweiz ist eng mit ihrem Finanzplatz verbunden. Banken und Versicherungen tragen dabei wesentlich zur Wirtschaftsleistung der Schweiz bei: Im Jahr 2022 erwirtschaftete der Finanzsektor 8,9 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung, was einer Wertschöpfung von rund 68,9 Milliarden Franken entspricht.

Von zunehmender Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Schweiz ist das Asset Management. Schätzungen zufolge trägt diese Branche zwischen 0,95 und 1,2 Prozent zum Bruttoinlandprodukt der Schweiz bei. Dies entspricht bis zu 13 Prozent der Wertschöpfung des Schweizer Finanzsektors, wie eine Studie der Hochschule Luzern (HSLU) und des Branchenverbandes Asset Management Association Switzerland (AMAS) zeigt.

An der diesjährigen «Swiss Asset Management Study 2023» nahmen insgesamt 58 Finanzinstitute teil, die zu den grössten und bekanntesten ihrer Branche gehören.

Erheblicher Rückschlag im vergangenen Jahr

Das Anlagejahr 2022 war angesichts der Verwerfungen an den Finanzmärkten, der hohen Inflation und des Zinsanstiegs auch für die Schweizer Asset Manager eine enorme Herausforderung. Nach dem Rekordjahr 2021 musste die Branche erhebliche Rückschläge hinnehmen.

Ende 2022 verwalteten die hiesigen Häuser insgesamt noch knapp 2,9 Billionen Franken. Dies entspricht laut der Studie einem Minus von 13,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert.

Licht und Schatten

Trotz dieses deutlichen Rückgangs der verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM) gibt es in der längerfristigen Betrachtung auch Erfreuliches zu berichten. So ist das Volumen der im Inland verwalteten Vermögen seit 2016 um durchschnittlich 6,5 Prozent pro Jahr gewachsen.

Jüngste Schätzungen deuten zudem darauf hin, dass die in der Schweiz verwalteten Vermögen im ersten Halbjahr 2023 um rund 2,9 Prozent gestiegen sind und per Ende Juni wieder die Schwelle von 3 Billionen Franken erreichten.

Schlüsselrolle für die zweite Säule

Dank gesteigerter Kosteneffizienz verzeichnete die Branche trotz des schwierigen Marktumfelds im vergangenen Jahr eine robuste Geschäftsentwicklung. Der Nettoertrags-Pool per Ende 2022 belief sich auf 14,4 Milliarden Franken, gegenüber 16,5 Milliarden Franken im Jahr 2021, der Gewinn auf 4,89 (4,95) Milliarden Franken. Dank Effizienzsteigerungen bei den betrieblichen Abläufen und Prozessen sank die Cost-Income-Ratio von zuvor 70 auf 66 Prozent.

Wie die Studie zeigt, sind die in der Schweiz ansässigen Asset Manager nicht nur wichtige Steuerzahler. Im Zeitraum 2018 bis 2022 zahlten sie insgesamt rund 3,5 Milliarden Franken an Steuern auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene.

Sondern sie leisten auch einen wesentlichen Beitrag an das Vorsorgesystem: Seit 2004 wurden rund 32 Prozent des Vermögens der Pensionskassen durch Nettoanlage-Erträge geäufnet. Dies entspricht rund 452 Milliarden Franken. Gemäss der Studie nehmen die Asset Manager damit eine Schlüsselrolle für die zweite Säule in der Schweiz ein.

Künstliche Intelligenz

Weiter spiegeln die Umfrageergebnisse, dass die Digitalisierung den Finanzsektor noch stark verändern wird und damit ein wichtiger Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes Schweiz ist. Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML) rücken auch bei den Asset Managern immer mehr in den Mittelpunkt.

Rund zwei Drittel der befragten Unternehmen geben an, dass diese Technologien in den nächsten zehn Jahren den grössten Einfluss auf die Branche haben werden. Das Thema Nachhaltigkeit gilt weiterhin als vielversprechende Chance.

Kunden gesucht

Wie aus der Studie ebenfalls hervorgeht, ist die die Kundenakquisition erstmals seit Beginn der Studie im Jahr 2018 die drängendste Herausforderung, gefolgt von der Regulierung und dem Wettbewerb.

Vor diesem Hintergrund ist die Erschliessung neuer Wachstumschancen auf ausländischen Märkten entscheidend für künftiges Wachstum, zumal der inländische Markt begrenzt und der Wettbewerb generell sehr intensiv sei, wie es in dem Bericht weiter heisst.

Mehr Innovationen

Auch der Ausbau bestehender Stärken und Innovationen im Bereich der Alternativen Anlagen oder die Etablierung der Schweiz als international führende Drehscheibe für Nachhaltigkeit könnten zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit beitragen.

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