Christian Spieler: Kernkapitalquote wird über 14 Prozent liegen
Leonteq-CEO Christian Spieler hat die Führung des Derivatespezialisten Leonteq vor rund fünfeinhalb Monaten übernommen. Seitdem hat er bereits eine Reihe von Veränderungen vorgenommen und eine neue strategische Linie vorgegeben.
Dazu zählen etwa die Umstrukturierung des Managements, eine Anpassung der Gehaltsstruktur, personelle Aufstockung in einigen Bereichen des Vertriebs oder eine geplante Stellenverlagerung nach Portugal. Auch der geplante Verkauf des Japan-Geschäfts oder das Ende für die mit der Glarner Kantonalbank angebotenen 3a-Vorsorgelösung «bench» bis Mitte 2026 gehören dazu.
In einem Interview mit der Zeitschrift «Finanz und Wirtschaft» (Artikel bezahlpflichtig) erläutert Spieler den Weg, den er mit Leonteq einschlagen will. Die Strategie beruhe auf drei Prinzipien: Redimensionierung, Optimierung und Expansion.
Anpassung des Geschäftsmodells
«Das steht auch für die Eigenkapitalrendite, die wir unseren Aktionären künftig bieten wollen. 2027 soll sie bei rund 10 Prozent stehen», sagte der CEO. «Wir werden dies durch Anpassungen des Geschäftsmodells erreichen.»
Als er zu Leonteq kam, seien ihm die motivierten Mitarbeiter, die hervorragende Technologie und die beeindruckende Kundenbasis aufgefallen. «Mit diesen drei Voraussetzungen können wir eine Menge erreichen als Unternehmen.»
Fehlinterpretationen der neuen Kapitalanforderungen
Den Kursrückgang der Leonteq-Aktie nach der Publikation der Halbjahreszahlen am 24. Juli führt Speicher auf zwei Faktoren zurück. Erstens sei der Rückgang im Kommissionsgeschäft negativ bewertet worden. «Hinzu kam, dass der Markt uns missverstanden hat. Es gab beim Thema der neuen Kapitalanforderungen einige Fehlinterpretationen.»
Vor allem der Modellwechsel bei der Berechnung der risikogewichteten Aktiva für Marktrisiken habe zu Missverständnissen geführt. Während der Implementierung des risikosensitiven Modells nach «Basel III Final» könne Leonteq Marktrisiken gemäss einem vereinfachten Ansatz berechnen. In einer Übergangsphase bis Ende 2026 wird sich dabei die Gewichtung der Marktrisikofaktoren alle sechs Monate schrittweise erhöhen.
Ende 2026 harte Kernkapitalquote über 14 Prozent
«Zum 30. Juni 2025 wies Leonteq unter dem vereinfachten Modell eine harte Kernkapitalquote von 14,4 Prozent bei einem Phase-in von 25 Prozent aus», sagte der CEO. «Der Markt hat nun angenommen, es bleibt beim ersten Modell, wonach wir Ende 2026 bei einem Phase-in von 100 Prozent auf Basis einer Pro-forma-Berechnung eine harte Kernkapitalquote von 10,2 Prozent ausweisen würden. Dazu kommt es aber nicht, weil wir vorher auf das zweite Modell umstellen werden. Wir gehen davon aus, dass unsere harte Kernkapitalquote dann über 14 Prozent liegt.»
Aktienrückkäufe ab 2027
Das Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, ab einer Kernkapitalquote von 15 Prozent mit Aktienrückkäufen zu starten. Diese Schwelle soll 2026 erreicht werden, womit 2027 erste Rückkäufe erfolgen könnten.
Eine höhere Quote als 15 Prozent brauche das Unternehmen nicht. Leonteq sei keine Bank, sondern ein nicht kontoführendes Wertpapierhaus. «Wir haben kein Einlagengeschäft und keine illiquiden Kredite auf der Bilanz liegen. Deswegen ist unsere Bilanz hochgradig flexibel und liquide», betonte der CEO.
Gegenüber den Aktionären will Spieler bei der Dividendenausschüttung für 2025 um Geduld bitten. «Bei einer Ausschüttungsquote von 30 Prozent bräuchten wir für eine Dividende von 3 Franken einen Gewinn von rund 180 Millionen Franken. Das wäre eine ziemlich steile Anforderung an den Gewinn im zweiten Halbjahr.»
Zum Vergleich: Im ersten Semester hatte Leonteq einen Reingewinn von 9,3 Millionen Franken erzielt.
Eine solide Kapitalbasis und dann ein Aktienrückkaufsprogramm sei auch im Sinne der Aktionäre mehr wert, als zu früh zu viel Kapital in Form von Dividenden auszuschütten, betonter der Unternehmenschef.