Verkehrte Welt: 2020 war ein Jahr extremer Gegensätze. Covid-19 zerstörte Millionen an Menschenleben und Existenzen. Trotzdem stieg das globale Brutto-Geldvermögen um fast zehn Prozent und erreichte erstmals die Marke von 200 Billionen Euro.

Gegensätzlicher hätte das Jahr 2020 kaum sein können. Covid-19 zerstörte Millionen von Leben und Existenzen, und die Weltwirtschaft stürzte in die tiefste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg.

Gleichzeitig mobilisierte die Geld- und Finanzpolitik ungeahnte Summen, um die Wirtschaft, die Märkte und die Menschen zu stützen. Mit Erfolg: Die Einkommen wurden stabilisiert und die Aktienmärkte erholten sich rasch.

Globales Phänomen

Mit diesem Rückenwind überstand das Vermögen der privaten Haushalte die Covid-19-Krise: Das globale Brutto-Geldvermögen stieg 2020 um 9,7 Prozent und erreichte damit erstmals die magische 200-Billionen-Euro-Marke, wie dem Allianz Global Wealth Report 2021 zu entnehmen ist.

Die wichtigste Triebkraft war das Sparen: Da die Lockdowns die Konsummöglichkeiten drastisch einschränkten, entstand das globale Phänomen des «Zwangssparens». So stiegen die entsprechenden Ersparnisse um 78 Prozent auf 5,2 Billionen Euro 2020, ein absoluter Rekord. Die Zuflüsse in Bankeinlagen – die Standardoption des Zwangssparens, bei der nicht ausgegebenes Einkommen einfach auf dem Bankkonto verbleibt – verdreifachten sich fast (+187 Prozent).

Grosse Unterschiede

Bankeinlagen machten in allen betrachteten Märkten die Hälfte oder mehr der neuen Ersparnisse aus, wie die Autoren der Studie weiter schreiben. Damit wuchsen die Bankeinlagen weltweit erstmals mit einer zweistelligen Rate von 11,9 Prozent; der bisherige Höchstwert lag bei 8 Prozent im Finanzkrisenjahr 2008.

Während die Anlageklasse Wertpapiere – begünstigt durch die starken Aktienmärkte – um 10,9 Prozent wuchs, entwickelten sich die Vermögenswerte von Versicherungen und Pensionsfonds mit 6,3 Prozent deutlich schwächer.

Tiefer graben

«Diese Zahlen sind durchaus beeindruckend», sagt Ludovic Subran, Chefökonom der Allianz. «Aber wir sollten ein wenig tiefer graben. Die meisten Haushalte haben nicht wirklich gespart, sondern ihr Geld einfach zur Seite gelegt. All dieses ungenutzte Geld auf Bankkonten ist eine vergeudete Chance.»

Unter diesem Prämissen kommt Subran zum Schluss, die Konsumentinnen und Konsumenten sollten in ihre Vorsorge und in die «grüne» Transformation investieren – damit die Gesellschaft die grössten Herausforderungen meistern könne: den Klima- und den demografischen Wandel.

Neue Sparkultur

«Meine Befürchtung ist, dass, wenn die Haushalte irgendwann wieder anfangen, Geld auszugeben, es im kurzfristigen Konsum landet und so die Inflation angeheizt wird. Wir brauchen daher dringend eine neue Sparkultur», betont Subran.


  • Der Allianz «Global Wealth Report» analysiert das Geldvermögen und Verschuldung der privaten Haushalte in fast 60 Ländern.

 

 

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