Kommt jetzt die Zeit der Leerverkäufer? Glaubt man dem amerikanischen Short Seller Kevin Duffy, dann sollte man sich nun Strohhütten am Strand kaufen, bevor der Hurrikan darüber hinweg fegt. 

Der amerikanische Investor Kevin Duffy gehört zu jenen Auguren, die den Börsencrash zumeist vor Augen haben. Das kommt nicht von ungefähr, gilt er doch als ein notorischer Short Seller, als Anleger also, der auf fallende Aktienkurse setzt. Damit hatte er in der Vergangenheit offenbar schon verschiedentlich Erfolg.

Und nun, in einer Zeit, in der die Untergangsstimmung fast täglich zunimmt, sieht er sich nun wieder in seinem Element, wie er in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» (Artikel kostenpflichtig) zu Protokoll gibt. Allein der Umstand, dass er im kommenden Jahr aufgrund der einschlägig bekannten wirtschaftspolitischen und konjunkturellen Unwägbarkeiten Kurseinbrüche von 20 Prozent und mehr kommen sieht, ist noch nicht der Rede wert.

Spannend wird das Interview allerdings, wenn er seine aktuelle Situation beschreibt und auch jene Firmen und Aktien nennt, welche 2019 die grössten Einbussen verzeichnen werden – denn als Short Seller spekuliert er genau mit diesen Werten.

Wie Strohütten am Strand

Für Duffy, der 2002 die in Dallas, Texas, ansässige Firma Bearing Asset Management zusammen mit Bill Laggner gegründet hat, ist das Umfeld nun «ideal». Mehr noch: Als Short Seller fühle er sich gegenwärtig wie eine «Stechmücke in einer Nudistenkolonie», sagt er im Interview.

«Die besten Chancen ergeben sich in Bereichen, in denen sich die Anhäufung von Schulden, Blasen in Vermögenswerten und mangelhafte Geschäftsmodelle überschneiden. Bildlich gesprochen suchen wir nach den Strohhütten am Strand, bevor der Hurrikan darüber fegt. Das sind meist Unternehmen, die von günstigen Krediten abhängen, den Launen der Konsumenten ausgesetzt sind und aus zyklischen, kapitalintensiven Branchen mit tiefen Eintrittsbarrieren stammen», erklärt der 57-jährige Duffy.

Kreditblase in China

Als konkrete Beispiele dafür nennt er die Exzesse im Markt für Autokredite. Unternehmen wie CarMax würden immer mehr Darlehen von Gläubigern halten, die mit ihren Zahlungen im Verzug seien, so der Spezialist.

Insgesamt bewirtschaftet Duffys Portfolio fünfzehn Investmentthemen. Dazu gehört die Kreditblase in China, speziell bei Finanzgesellschaften. «Ebenso wetten wir gegen den kanadischen Häusermarkt, wo Institute wie die Canadian Imperial Bank of Commerce ihre Bilanz strapaziert haben», erklärt Duffy gegenüber der «Finanz und Wirtschaft».

Passive Finanzprodukte gefährdet

Kritisch äussert sich der Amerikaner auch in Bezug auf den Boom in passiven Finanzprodukten, wie Exchange Traded Funds (ETFs). In den vergangenen Jahren seien enorme Summen in solche Instrumente geflossen, was US-Finanzgiganten wie Blackrock oder State Street zu grossen Gewinner dieses Megatrends gemacht hätten.

Dieser Markt sei jedoch enorm wettbewerbsintensiv, und bei den Gebühren tobe ein erbitterter Unterbietungskampf, so Duffy: «Diese Unternehmen müssen sich gegen einen Aggressor wie Vanguard behaupten, der nach einem genossenschaftlichen Modell organisiert ist.»

Konsumenten sparen

Harte Zeiten kommen laut Duffy auch auf sogenannte Indexanbieter wie MSCI zu, denn wegen des Preisdrucks würden Fondsanbieter wie Vanguard oder Charles Schwab vermehrt eigene Indizes konstruieren – um Kosten zu sparen.

Allerdings gibt es in Duffys Universum auch Aktien, von denen er die Finger lässt. Dazu gegen Firmen, die von langfristigen Trends profitieren. Aus diesem Grund macht der Investor einen grossen Bogen um Titel aus der Tech- sowie der Gesundheitsbranche. «Gut positioniert sind auch Discounter wie Walmart und Target. Sie werden davon profitieren, dass die Konsumenten vermehrt sparen», sagt der Short Seller.