Im Asset Management sind die beiden Schweizer Grossbanken zu gross zum Sterben und zu klein zum Überleben. Noch knobeln die UBS und die Credit Suisse am Problem. Doch viel Zeit bleibt nicht mehr.

Vermögensverwaltung und Investmentbanking: Dafür sind die beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) bekannt. Im Schatten ihrer Kernsparten führen beide Häuser aber jeweils noch ein Asset Management. Damit rangieren sie im hiesigen Markt zwar auf Rang eins und zwei. Aufs weltweite Geschäft besehen nehmen sich die Asset-Management-Arme der Grossbanken aber eher wie Boutiquen aus.

Das zeigen die Zahlen. Beim Primus UBS steuerte die Division Asset Management zuletzt rund 10,8 Prozent zum Vorsteuergewinn bei. Bei der Erzrivalin CS waren es lediglich 8 Prozent. 

Banken unter Zugzwang

In der Theorie ist das Asset Management für Universalbanken wertvoll. Es bindet wenig Kapital, und über das bestehende Vertriebsnetz lassen sich die Investmentprodukte ideal zu den Kunden spielen.

In der Praxis ist im Mittelfeld, wo UBS und CS mit ihrem Finanzprodukte-Verkauf stehen, derzeit nicht viel zu gewinnen. Das Rennen machen die ganz grossen Player, so der weltgrösste Vermögensverwalter Blackrock, die amerikanische State Street oder der deutsche Allianz-Konzern mit Asset-Management-Töchtern wie Pimco.

Das bringt die Grossbanken unter Zugzwang – am Ende könnte dies gar auf den Entscheid herauslaufen, das Business an den Nagel zu hängen.

Wie ein Callgirl in Strapsen

Das Dilemma ist nicht neu. Der ehemalige UBS-Manager John Fraser versuchte vor Jahren, die Fondssparte der Grossbank an den Mann zu bringen. «Das war so ähnlich, als würde ein Callgirl Strapse anziehen, um mehr Geschäft zu machen», erinnert sich eine Quelle spöttisch.

Fraser gelang es jedenfalls nicht, einen Käufer für die UBS-Division zu angeln. Vor zwei Jahren verliess er die Grossbank, um Schatzkanzler Australiens zu werden. Für ihn hatte schon 2013 Ulrich Körner (Bild unten) übernommen, der sich bei der UBS einen Namen als taffer Restrukturierer gemacht hat.

ulrich korner 500

«Wir schaffen das»

Erfolgreicher Ballast abgeworfen hatte die CS. 2008 verkaufte die zweitgrösste Schweizer Bank ihre Fonds an den unabhängigen schottischen Asset Manager Aberdeen. Anfang 2013 stiess das Institut dann ihr Schweizer Indexfonds-Business an die Blackrock-Tochter iShares ab.

Mittlerweile entpuppt sich das Asset Management einmal mehr als wahrer Zauberwürfel «Rubik's Cube» für das Grossbank-Management, findet finews.ch. Sowohl die UBS wie auch die CS haben sich zwar zum Geschäft bekannt; sie sind aber bisher eine klare Antwort schuldig geblieben, wie sie es künftig mit den Branchenriesen aufnehmen wollen. Ähnlich wie bei der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel scheint die Parole zu lauten: «Wir schaffen das.»

Franzosen machens vor

Nur: wie? Gerade der wichtige amerikanische Markt gehört derzeit jenen, die Skaleneffekte spielen lassen können – oder aber den wendigen Spezialisten. Konkurrenten haben sich schon entschieden: Das französische Fondshaus Amundi etwa, das den Banken Crédit Agricole und Société Générale gehört, hat letztes Jahr von der italienischen Unicredit den Asset Manager Pioneer erworben und damit in den USA eine Position aufgebaut.

Die UBS hatte damit vor knapp fünf Jahren weniger Glück. Sie versuchte über ein Jointventure mit State Street, im wichtigstem Vermögensverwaltungsmarkt der Welt besser Fuss zu fassen. Der Deal zerbrach über der Frage, wer die Mehrheit am gemeinsamen Unternehmen halten solle.

Administration verkauft

Währenddessen folgte die CS dem Schlagwort der «Multi-Boutiquen-Strategie», mit der das buntscheckige Angebot von alternativen Investments und Immobilienfonds in eine Klammer gebracht werden sollte. Auch unter dem jetzigen CS-Asset-Management-Chef Eric Varvel (Bild unten) und dessen Vorgesetzten Iqbal Khan, dem Leiter der IWM-Division, war vereinzelt vom Boutiquen-Ansatz die Rede.

Allerdings hat die CS nach zwei tiefroten Jahren dringendere Probleme zu bewältigen; die Intiative ging deshalb zuletzt an die UBS. Dort verkaufte Asset-Management-Lenker Körner die Fondsadministration an den US-Anbieter Northern Trust, wie auch finews.ch berichtete. Die Käuferin wird demnach künftig 420 Milliarden Franken Fondsvermögen der UBS «administrieren».

eric varvel 500

Asiatische Alternative

Indes: Mit dem jüngsten Verkauf gelingt der UBS im Asset Management der Turnaround zu einer massiven Verbesserung sicherlich noch nicht. Um die von Körner im Jahr 2014 gesetzten Mittelfristziele eines Vorsteuergewinns von 1 Milliarde Franken und einer Verdoppelung der verwalteten Vermögen zu erreichen, braucht es mehr. Was genau – das kam dem notorisch wortkargen Körner bisher nicht über die Lippen.

Ganz ohne Optionen sind die Grossbank-Strategen dabei nicht. Während in den USA alles auf die Frage «zukaufen oder abhauen» hinausläuft, bieten sich in Europa und im asiatischen Markt wohl Alternativen dazu. In Asien können CS und UBS für einmal gar die Trumpfkarte Grösse spielen: Unter den dortigen Vermögensverwaltern belegen die Schweizer Grossbanken Rang eins uns drei.

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