Fintech stellt sich nicht nur in den Dienst milliardenschwerer Finanzkonzerne und zahlungskräftiger Konsumenten. Neue Apps sollen Flüchtlingen den Zugang zu Finanzdienstleistungen verschaffen.

Flüchtlingen aus dem Nahen Osten gilt Deutschland als rettender Hafen. Wer sich bis dorthin durchschlägt, sieht sich aber oftmals mit einem neuen Problem konfrontiert: Ohne Bankkonto geht wenig. Es dient als Grundlage für die Wohnungsmiete, einen Arbeitsvertrag und vieles mehr. Ohne Pass wiederum gibt es kein Konto. Und Papiere sind genau das, was viele Asylsuchende nicht besitzen.

Diesen Mangel will Taqanu beseitigen, wie das Portal «Fast Company» berichtete. Dies, indem die Applikation eine Identität erstellt, wo kein Pass mehr vorhanden ist. Dazu nutzt Taqanu (Akkadisch für «in Sicherheit sein») den Umstand, das die meisten Flüchtigen zumindest etwas besitzen: Ein Smartphone.

Neue Identität über Social Media

Anhand ihres sozialen Netzwerks, Bürgschaften von Bekannten und Freunden sowie Fotografien von Papieren spinnt die App eine neue Identität für die Nutzer. Entwickelt hat die Lösung ein gebürtiger Ungar – wütend darüber, dass seine Heimat Zäune gegen den Flüchtlingsstrom aus dem Süden errichtete. Nicht von ungefähr heisst der Slogan der Jungfirma: Banking ohne Grenzen.

Inzwischen sucht Taqanu nach Bankpartnern und Mikrofinanz-Investoren. Zwei mächtige Verbündete hat das Startup schon gewonnen: Die Beratungsfirma Deloitte sowie der IT-Riese Microsoft unterstützen die Initiative, wie berichtet wurde.

Blockchain statt Pass

Ebenfalls an Identitäten für Papierlose tüftelt Banqu aus dem amerikanischen Minneapolis. Das Startup nutzt dabei die als bahnbrechend geltenden Blockchain-Technologie, an der auch die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse in verschiedenen Projekten arbeiten. Wie finews.ch berichtete, gibt es auch hierzulande Ideen, die Identität vermittels der Blockchain zu digitalisieren – etwa für die elektronische Stimmabgabe.

Anders als in der Schweiz existiert in Deutschland seit dem Juni 2016 ein Gesetz, das Banken verpflichtet, jedermann Grunddienste anzubieten – Flüchtlinge eingeschlossen. Einzelne Institute, so diverse Sparkassen, haben den Faden rasch aufgenommen.

Die Krux mit der Terrorfinanzierung

In weiten Teilen der Branche regt sich jedoch Widerstand. Denn die Banken müssen gleichzeitig strikten Geldwäscherei-Regeln entsprechen. Was Wunder, trauen sie Kunden mit lückenhafter Identität nicht über den Weg. Ironischerweise sind die verschärften Vorkehrungen nicht zuletzt dem Terrorismus geschuldet – und damit einer wesentliche Ursache für den Exodus in Nahost.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.55%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.9%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.99%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel