Finanzstabilitätsbericht: Kapital- und Liquiditätspuffer sind gut gefüllt

Die SNB schlägt in ihrem Bericht zur Einschätzung der Finanzstabilität einen positiven Grundton an. Sie stellt sich einmal mehr hinter die bundesrätlichen Vorschläge für eine Verschärfung der Bankenregulierung – insbesondere beim umstrittensten Punkt der Eigenmittelanforderungen. Im Zusammenhang mit ihrer Rolle als letzte Liquiditätsquelle in Krisenzeiten ruft sie die Banken dazu auf, genügend Sicherheiten vorzubereiten.

Bevor die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Donnerstagvormittag ihren geldpolitischen Entscheid nach der vierteljährlichen Lagebeurteilung verkündet, hat sie den jährlichen Finanzstabilitätsbericht vorgelegt. Darin gibt sie ihre Einschätzung der Stabilität des Finanzsystems ab.

Die SNB hält fest, dass sich das wirtschaftliche Umfeld für den Finanzsektor und die Bedingungen an den Finanzmärkten in den vergangenen zwölf Monaten verschlechtert haben, und hebt als Ursache die handelspolitischen Spannungen hervor.

Trotz CS-Aus und Basel III keine Kreditverknappung

Sie stellt zudem fest, dass die ausstehenden Kredite in der Schweiz weiter zugenommen haben, trotz der Übernahme der Credit Suisse (CS) durch die UBS und der Einführung von Basel III. Die Schweiz hat als einziges Land die finale Basel-III-Regulierung per Anfang 2025 eingeführt.

Für die Systemstabilität positiv ist, dass sich die Profitabilität im Bankensektor 2024 verbessert hat, wobei die UBS als Treiber genannt wird. Und ein mit Blick auf die Resilienz der Banken erfreulicher Befund lautet: «Die Kapitalpuffer der Banken reflektieren insgesamt eine hohe Verlusttrag- und Kreditvergabekapazität. Ausserdem verfügen die Banken über hohe Liquiditätspuffer.»

Schmalbrüstige Postfinance

Die SNB konstatiert zudem, dass bei den drei inlandorientierten systemrelevanten Banken (Postfinance, Raiffeisen und Zürcher Kantonalbank) die Profitabilität abgenommen hat und die Kapitalpuffer der Postfinance vergleichsweise gering sind.

In Bezug auf die letzte Grossbank wird festgestellt, dass die CS-Integration die Profitabilität belastet und die UBS die ab 2030 geltenden Kapitalanforderungen bereits heute erfüllt.

Regulierung: Unterstützung für den Bundesrat

Erwartungsgemäss nutzt die SNB die Gelegenheit, um nochmals mit Nachdruck die von ihr mitgetragene Position des Bundesrats und auch der Finanzmarktaufsicht (Finma) in Bezug auf die Reform der Too-big-to-fail-Regulierung zu kommunizieren: «Aus Sicht der SNB sind insbesondere die Massnahmen zur Erhöhung der vorbereiteten Sicherheiten für den Bezug von Liquiditätsunterstützung bei Zentralbanken sowie zur Stärkung der Kapitalanforderungen relevant.»

Wenn Banken ausreichend Sicherheiten vorbereitet haben, können sie diese in einer Krise rasch als Collateral an die SNB abtreten, damit sie von ihr genügend Liquidität beziehen können. Die SNB darf eigentlich nur Kredite gegen Sicherheiten gewähren (ein Grundsatz, der bei der CS-Krise nicht eingehalten wurde).

Vollständige Eigenmittelunterlegung von Töchtern ist «die beste Lösung»

Und den Vorschlag des Bundesrates (der im Wesentlichen allein die UBS betrifft), wonach das Stammhaus einer Bank seine Beteiligungen an ausländischen Tochtergesellschaften vollständig vom harten Kernkapital abziehen und damit vollständig mit Eigenmitteln unterlegen muss, bezeichnet die SNB in ihrem Bericht als die «aus Sicht der Finanzstabilität beste Lösung».

Die SNB äussert sich auch zum Schattenbankensektor, wobei dafür ein anderer Begriff verwendet wird. Die entsprechenden Institute (darunter fallen gemäss SNB Investmentfonds, Pensionskassen, Versicherungsgesellschaften, Wertpapierhäuser und andere Akteure) werden als Nichtbanken-Finanzintermediäre (NBFI) bezeichnet.

Der Befund der SNB, dass die NBFI eine wichtige Rolle im inländischen Finanzsektor spielten, überrascht wenig. Auch dass dieser Sektor seit der Finanzkrise stärker gewachsen ist als der Bankensektor, ist bekannt.

Schattenbankensektor: «Mehr und bessere Daten» sollen es bringen

Immerhin hält die SNB auch fest, dass die Gruppe der NBFI, die ähnlich verwundbar sind wie die Banken, hierzulande vergleichsweise klein ist. Allerdings seien einige Schweizer Banken eng mit in- und ausländischen NBFI verflochten.

«Um die Risiken für die Finanzstabilität durch NBFI in der Schweiz besser beurteilen zu können, sind mehr und bessere Daten notwendig», fasst die SNB zusammen.

Das ist, nachdem die Problematik von Schattenbanken seit der Finanzkrise intensiv diskutiert wird (noch früher galten die Sorgen v.a. den Hedge Funds), ein Resümee, das doch von einer gewissen Hilf- oder Ratlosigkeit der Stabilitätswächter zeugt.