Exzessive Löhne und Boni stossen dieses Jahr auf enorme Ablehnung der Aktionäre, nicht nur bei der Credit Suisse. Aber dort sitzt im Verwaltungsrat neben Präsident Urs Rohner ein Vertreter des Schweizer Lohnfilzes.

Während sich bei der Credit Suisse (CS) Aktionärsvertreter und Stimmrechtsberater auf Präsident Urs Rohner eingeschossen haben und seiner Vergütungspolitik an der Generalversammlung (GV) von kommendem Freitag eine Abfuhr erteilen wollen, hat der Unmut der Aktionäre einen weiteren CS-Verwaltungsrat bereits voll getroffen: Andreas Koopmann.

Er ist seit 2009 im Verwaltungsrat (VR) der CS, seit 2003 im VR der Nahrungsmittelkonzerns Nestlé und seit 2013 Präsident des VR des Industrieunternehmens Georg Fischer. Als dieser musste er vergangene Woche an der Generalversammlung die Ablehnung der Aktionäre des von ihm vorgelegten Vergütungsbericht entgegennehmen – auf Empfehlung der angelsächsischen Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis.

Ein Vorgeschmack auf die GV der CS

Die Niederlage Koopmanns ist in mancherlei Hinsicht bedeutend: Erstens könnte sie ein Vorgeschmack auf die GV der CS sein. Der gelernte Maschineningenieur und frühere Chef des Maschinenbauunternehmens Bobst steht neben Präsident Rohner im Mittelpunkt der Kritik.

Er ist Mitglied des CS-Vergütungsausschusses, welches die überrissenen Saläre und Boni für CEO Tidjane Thiam und die weiteren Geschäftsleitungsmitglieder abgesegnet hat.

Der Vergütungsbericht wird – auch nach dem Teilverzicht – auf breiter Front abgelehnt: Wie berichtet werden ISS, Glass Lewis, Ethos und auch der Zürcher Aktionärsdienstleister Zrating dagegen stimmen.

Vorbei mit der Bescheidenheit

Zweitens ist Koopmanns Niederlage bei Georg Fischer bedeutend, weil das Schaffhauser Unternehmen ein Inbegriff der grundsoliden Schweizer Industriekultur ist und trotz globaler Ausrichtung bis anhin auch Bodenständigkeit und Bescheidenheit ausgestrahlt hat.

Dass ausgerechnet Georg Fischer eine Aktionärsklatsche wegen des hochsensiblen Themas Managersaläre gefasst hat, ist für das 215 Jahre alte Traditionsunternehmen beschämend. Zurückzuführen ist dies – auf Koopmann.

Saftige Lohnerhöhungen

Der 66-Jährige im Wallis aufgewachsene Deutschschweizer gilt im VR der Grossbank als ein Vertreter Schweizer Unternehmertums. Er hatte bei aus der Vergangenheit bekannten Firmen wie Bruno Piatti, Motor-Columbus und SIG gearbeitet, bevor er bei Bobst Karriere machte.

Er ist als Vorstandsmitglied der Economiesuisse und als Beirat der ETH Lausanne bestens vernetzt und gehört dank seiner langjährigen hochkarätigen Verwaltungsratsmandate zum Schweizer Wirtschaftsestablishment.

Als er bei Georg Fischer ins VR-Präsidium aufgestiegen war, erhöhte er sich den Lohn von 300'000 auf 443'000 Franken. 2016 streichte er bereits 543'000 Franken ein. Fischer-CEO Yves Serras Vergütung stieg derweil von 1,8 Millionen im Jahr 2013 auf nun 3 Millionen Franken.

Aufstieg in die internationale Hochfinanz

Das sind für ein Schweizer Mittelstandsunternehmen stolze Beträge und steile Lohnkurven, die mit der einstigen Bodenständigkeit des in Schaffhausen verwurzelten Unternehmens nichts mehr gemein haben.

Koopmann hat den Boden unter den Füssen bei der CS und bei Nestlé verloren, in der internationalen Hochfinanz. Beim Nahrungsmittelmulti – er verdient dort als Vize-Präsident 641'000 Franken – ist er wie bei der CS Mitglied des Kompensationsausschusses.

Stossende Antrittszahlungen

Also bewilligten er und sein Gremium in diesem Jahr das Antrittsgeld von 13,2 Millionen Franken für den neuen Nestlé-Chef Ulf Mark Schneider. Gleiches geschah beim Antritt von Thiam im Jahr 2015: Er erhielt 14 Millionen Franken, ohne für die CS irgendeine Leistung erbracht zu haben.

Mögen solche Antrittszahlungen – als Ersatz für gesperrte Boni beim vorherigen Arbeitgeber – nur eine Fussnote in der ganzen Lohndebatte sein, so stehen sie doch für die Mentalität heutiger Wirtschaftskapitäne, die mit möglichst geringem persönlichen Risiko das Maximum an persönlichem Profit herausschlagen wollen.

Mitverantwortlich für die Strategie

In den VR der CS wählten die Aktionäre Koopmann zeitgleich mit Rohner im Jahr 2009. Beide verbindet zudem, dass sie von Haus aus keine Banker sind, nach Richard Thornburgh inzwischen aber die dienstältesten VR-Mitglieder bei der Grossbank.

Was Rohner vorgeworfen wird, nämlich dass er die Strategie der CS in den letzten Jahren getragen hat und für die Kapitalknappheit mitverantwortlich ist, gilt auch für Koopmann. Die Kritik an der Vergütungspraxis in der CS richtete sich bislang aber nicht an ihn.

Bei Nestlé wollten ihn Aktionäre abwählen

Nur der Stimmrechtsberater Glass Lewis ist gegen die Wiederwahl Koopmanns – wie auch gegen die Wahl von Iris Bohnet und von Kai Nargolwala, die ebenfalls Mitglieder des Vergütungsausschusses sind.

Koopmann geht mit einer dicken Haut ins Gefecht am kommenden Freitag. Bereits an der Nestlé-Generalversammlung letzten März hatte er Aktionäre gegen sich. Zrating stellte sich gegen seine Wiederwahl: 14 Jahre seien genug, und ein schlankerer Verwaltungsrat käme auch ohne sein Know-how gut zurecht.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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