Als abgehobene Investmentbank hat Goldman Sachs auch die Weltpolitik mitbestimmt. Doch die Wall-Street-Bank wandelt sich rasant – und wird von Fintechs beargwöhnt.

Das Banken- und Finanzwesen völlig neu erfinden wollen eigentlich die Myriaden von Fintech-Startups im Bereich Kredit, Zahlungen oder Transaktionen. Doch die Disruption der Finanzwelt kommt inzwischen aus dem Inneren – und eine Bank tut sich dabei besonders hervor: Goldman Sachs.

Es sind nur acht Jahre her, seit der US-Schriftsteller und Journalist Matt Taibi Goldman Sachs im «Rolling Stone»-Magazin als vampirartige Krake beschrieben hat, die mit ihren Tentakel die Menschheit im Würgegriff hält.

Disruptiver als alle andere zusammen

Das gegenwärtige Bild der 148 Jahre alten Investmentbank ist inzwischen ein ganz anderes geworden. Pascal Bouvier, einer der profundesten Fintech-Kenner und Gründer des Santander Innoventures Fonds, meinte kürzlich: «Goldman Sachs könnte die grössere Bedrohung für das traditionelle Banking darstellen als alle Fintech-Startups und Tech-Unternehmen zusammen.»

Es ist hinlänglich bekannt, dass Goldman Sachs das Google der Wall Street werden will. Das Tech-Research-Unternehmen CB Insights veranschaulicht dies mit einer Grafik zur Rekrutierung von neuem Personal bei Goldman Sachs.

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46 Prozent aller ausgeschriebenen Stellen betreffen Technologie: Die Bank sucht Plattform-Spezialisten, Programmierer für die diversen Handelsabteilungen, Operations, Finanzen und Risiko und vor allem für mobile Anwendungen.

Damit scheint die Stossrichtung von Goldman Sachs klarer: Sie will sich noch stärker auf das Endkundengeschäft fokussieren, was sie bereits mit der Lancierung ihrer Kreditplattform Marcus begonnen hat.

Retailgeschäft wird internationalisiert

Nach acht Monaten sind über Marcus bereits über 1 Milliarde Dollar an Krediten vergeben worden. Die Plattform soll nun internationalisiert werden, Grossbritannien ist der erste ausländische Markt.

Als Fintech-Investorin gehört Goldman Sachs zu den aktivsten Banken: Sie kaufte Anteile an Startups, die in den Bereichen Kredite, mobiles Bezahlen, Fintech-Infrastruktur und Immobilien-Investments tätig sind. Für den Bereich Digital Consumer Finance sucht Goldman Sachs dringend nach M&A-Profis.

Dutzende von Patenten

Auch Patente hat Goldman Sachs zu Dutzenden angemeldet, wobei Kryptowährungs-Transaktionssystem SETLCoin diesen Sommer für die grössten Schlagzeilen sorgte. Andere Patente betrafen mehr die internen Systeme im Bereich Compliance, Regulierungsrisiken, Datenmanagement und Cyberrisiken.

Angesichts der Breite und Tiefe der Digitalisierungsoffensive von Goldman Sachs ist die Prognose nicht allzu gewagt: Diese Bank will die technologische Disruption in Finanzwesen anführen.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.33%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.74%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.84%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.44%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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