Was eine Privatbank mit elektrischem Motorsport zu tun hat, erklärt Heinrich Henckel, CEO der LGT Bank Schweiz, im Interview mit finews.ch.


Herr Henckel, das erste Formel-E-Rennen in Zürich steht vor der Tür. Freuen Sie sich darauf?

Ja, sehr. Vor einiger Zeit hatte ich die Gelegenheit, die Firma ABT in Kempten besuchen. Das hat mein Interesse für die Formel E geweckt. Entsprechend gross ist meine Vorfreude auf das Rennen in Zürich. Ich bin sehr gespannt und werde es gemeinsam mit Kunden und Mitarbeitern live verfolgen.

Es war ein langer Weg, bis feststand, dass Zürich einen E-Prix ausrichtet. Hätten Sie damit gerechnet?

Diese Veranstaltung ist definitiv ein grosser Schritt für die Schweiz, in der seit mehr als 60 Jahren kein Rundstreckenrennen mehr stattgefunden hat. Und ein guter, wie ich finde. Mit dem Rennen lenkt Zürich für ein paar Wochen den Fokus aller auf die Elektromobilität.

Glauben Sie an die E-Mobilität?

Ob diese Technologie die Zukunft für die individuelle Mobilität ist, wird sich erst zeigen. Viel wichtiger ist, dass wir beginnen, umzudenken. Das Zeitalter der fossilen Energiequellen neigt sich dem Ende zu. Sie mögen zwar noch für ein, zwei Generationen reichen. Aber wir müssen schon heute Verantwortung übernehmen und nach Alternativen suchen.

Und die Formel E soll dazu beitragen können?

Ich denke schon. Sie bietet dem Thema Elektromobilität eine grossartige Promotions- und Entwicklungsplattform. Und sie beweist, dass die Elektroenergie als Antriebsquelle für Fahrzeuge zu hoher Leistung fähig ist. Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass ein E-Autorennen, bei dem die Boliden ohne Motorenlärm daherkommen, so viel Aufmerksamkeit erhält?

Sponsert die LGT deshalb ein Formel-E-Team?

Wir sind davon überzeugt, dass wir mit unserem Engagement die Weiterentwicklung innovativer, nachhaltiger Technologien unterstützen können.

Was können Sie als Bank konkret dazu beitragen?

Eine gute Rendite zu erwirtschaften und eine positive Wirkung für die Umwelt und Gesellschaft zu erzielen, lässt sich durchaus vereinbaren.

Wie funktioniert das?

Zum Beispiel bewerten wir Unternehmen, in die wir investieren, oder mit denen wir zusammenarbeiten, nicht nur nach den typischen Finanzzahlen. Wir beziehen auch ihre Führungsprinzipien und ihr Verhalten gegenüber Mitarbeitern, Umwelt und Gesellschaft in unsere Analyse ein. Auch unsere Privatkunden unterstützen wir dabei, ihr Portfolio nachhaltiger auszurichten.

Passt Private Banking und Motorsport überhaupt zusammen?

Definitiv. Wenn man im Rennsport erfolgreich sein will, braucht es Konzentration, Entschlossenheit und Engagement. Diese Werte, spielen in unserer Unternehmenskultur eine wichtige Rolle. Ausserdem arbeitet das Team Audi Sport ABT Schaeffler mit dem gleichen «Winning Spirit», den auch wir von der LGT haben.


Heinrich Henckel ist seit April 2013 CEO der LGT Bank (Schweiz). Er studierte an der Universität Fribourg Rechtswissenschaften promovierte dort auch. Danach arbeitete er während mehreren Jahren als Anwalt in Hongkong, Indonesien und in der Schweiz. Anschliessend war er bei der Schweizer Börse in Zürich und London tätig, von 2001 bis 2008 als deren CEO, bevor er 2009 zur LGT stiess.