Der scheidende UBS-Investmentbank-Chef Andrea Orcel eckt mit seiner energischen Art permanent an, hat aber trotzdem Erfolg. Wie schafft er das? 

Als Sergio Ermotti vor sechs Jahren seinen früheren Arbeitskollegen Andrea Orcel zur UBS-Investmentbank holte, konnte er sich auf einen der erfolgreichsten «Regenmacher» verlassen. Doch es brauchte noch mehr, um die Turbulenzen bei der grössten Schweizer Bank durchzustehen: Vertrauen, das die beiden Banker bereits bei ihrem vormaligen Arbeitgeber Merrill Lynch zueinander gefasst hatten.

Das Chaos beim UBS-Umbau und nach dem Libor-Skandal ist seitdem der von Ermotti oft propagierten Langweiligkeit gewichen. Unter diesen Prämissen musste Orcel, ausgestattet mit enormer Energie und riesigen Ambitionen, seine Einheit stets innerhalb enger Grenzen führen.

«Natürlich» wollte er CEO werden

Dass er aus seiner erfolgreichen UBS-Karriere aber noch mehr herausholen wollte, machte er gegenüber der britischen «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) bereits im Frühling 2015 deutlich. «Natürlich» wolle er eines Tages selbst eine Bank führen, offenbarte er damals ganz unschweizerisch seine Ambitionen.

Dass dieser Wunsch nun in Erfüllung geht, verdankt er einer weiteren langjährigen Freundschaft: Orcel beriet Emilio Botín, den 2014 verstorbenen Patriarchen des spanischen Finanzkonzerns Santander, und seine Familie während mehr als 20 Jahren. Auch für Ana Botín, die nach dem Tod ihres Vaters die Führung der Bank übernahm, war Orcel einer ihrer engsten Berater, wie die «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) schrieb.

Nicht alle werden jubeln

Wie schon bei der UBS kann der Italiener das Vertrauen seiner Vorgesetzten dazu nutzen, eine neue Strategie zu entwickeln und letztlich zum Erfolg zu führen. Allerdings dürften bei Santander nicht alle Mitarbeiter ob dieser Vorstellung jubeln.

Denn bei der UBS verlangte Orcel von manchen Leuten, dass sie jährlich mindestens 300 Kundengespräche führten, und diese Vorgabe war keineswegs nur eine hohle Phrase. Die Banker wurden daran gemessen.

Vorbildlich im Umgang mit der Tochter

Orcel verlangt dabei nie etwas von seinen Untergebenen, das er nicht selber praktizieren würde. Auch dies eine seiner Devisen. Aber er verlangt einiges, bereits ab fünf Uhr morgens, wenn er seine ersten Telefonate führt. Um dieses Pensum überhaupt durchzuhalten, setzt Orcel auf Espresso und Sport. Der durchtrainierte und stets adrett gekleidete Banker joggt, geht ins Fitnessstudio und fährt Wasserski.

Vorbildlich gibt er sich auch, wenn er sich Zeit für seine Tochter nimmt. «Realistisch gesehen, ist auch danach noch genug Zeit, um aufzuholen, was ich in der Zwischenzeit verpasst haben könnte», sagte er unlängst in einem von der UBS selbst publizierten Interview.

 

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