Er richtete die Credit Suisse neu aus, zog ein rigoroses Sparprogramm durch und er ist auf dem Weg, den ersten Gewinn in seiner Amtszeit zu vermelden. Dennoch hat CEO Tidjane Thiam noch einiges nachzuholen.

Die Credit Suisse wird diese Woche wohl ein ansprechendes Quartalsresultat präsentieren, womit der erste Konzerngewinn seit drei Jahren in Griffweite ist. Dennoch ist das laufende Jahr für die Credit Suisse (CS) ein Desaster – zumindest was die Aktienkursentwicklung anbelangt. Seit Jahresbeginn haben die CS-Papiere über einen Viertel ihres Wertes eingebüsst und performten damit noch schlechter als die Aktien der Erzrivalin UBS.

Noch schlimmer fällt die Dreijahresbilanz für die CS-Investoren aus mit einem Minus von 40 Prozent. Darin enthalten sind allerdings auch die von CS-Konzernchef Tidjane Thiam geforderten zwei Kapitalerhöhungen. Thiam ist seit Juli 2015 der Frontmann bei der Schweizer Grossbank.

Bester seines Metiers

Ungeachtet der schlechten Aktienentwicklung wurde Thiam dieses Jahr vom britischen Fachmagazin «Euromoney» zum Banker des Jahres gekürt. Er wurde vor allem wegen des erfolgreich durchgezogenen Turnarounds geehrt, so die Begründung der Jury.

Auch die UBS weist im laufenden Jahr und über drei Jahre betrachtet eine Aktienkursentwicklung aus, die nur wenig besser ist als jene der CS. Im Unterschied zum gekrönten Thiam kritisieren Analysten und Medien UBS-CEO Sergio Ermotti für seine Leistung und reiben ihm die schlechte Aktienkursentwicklung immer wieder unter die Nase.

Dies veranlasste Ermotti am jährlichen Kapitalmarkttag der Grossbank vergangene Woche zur Aussage: «Unsere Ziele werden entweder nicht verstanden, oder wir haben sie nicht gut genug erklärt».

Wie einst bei Prudential?

Das Schicksal Ermottis könnte auch Thiam ereilen, sollte der Aktienkurs in den kommenden Quartalen nicht merklich nach oben gehen. Diese derzeit miese Aktienperformance abzuschütteln, gehört folglich zu seinen wichtigsten Aufgaben, will er nicht nur als Manager in die CS-Annalen eingehen, der den Turnaround eingeleitet hat.

Ein CEO wird letztlich daran gemessen, wieviel Mehrwert er während seiner Amtszeit für die Aktionäre erwirtschaftet. Unter diesen Prämissen müsste die CS-Aktie über den Stand vom Juli 2015 bei 24 Franken klettern. Heute notieren die Titel bei knapp 13 Franken.

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Thiam weiss aber aus eigener Erfahrung, dass es möglich ist. Er verweist denn auch immer wieder gerne auf seine Erfolge beim britischen Versicherer Prudential und darauf, dass sich während seiner Amtszeit der Aktienpreis verdreifacht hat. Thiam trat sein CEO-Amt allerdings 2009 an, als die Prudential-Aktie auf einen absoluten Tiefpunkt gefallen war.

Grosse Erwartungen an den Investorentag

Eine Chance die Aufholjagd zu beschleunigen, bietet sich am kommenden Donnerstag. Dann präsentiert die CS ihre Drittquartalszahlen. Es ist davon auszugehen, dass die CS ein ansprechendes Zahlenset vorliegen wird – dies zumindest antizipiert der Markt mit Blick auf die UBS-Zahlen.

Diese hat die Erwartungen des Marktes übertroffen und frischen Schwung in die UBS-Aktie gebracht. In der Folge verteuerten sich auch die Valoren der CS. Allzu viel darf am kommenden Donnerstag nicht erwartet werden, denn Thiam wird die Zahlen nicht selber präsentieren. Nur den Analysten steht der CS-Chef an einer Telefonkonferenz kurz Red und Antwort.

Stattdessen richten die Investoren ihre Blicke auf den Investor Day der CS am 12. Dezember. Spätenstens dann muss der CS-Konzernchef seinen Investoren erklären, wie er das Unternehmen nach Ablauf seines 2015 vorgestellten Drei-Jahres-Plans für die Zukunft positionieren will.

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