Die Privatbank Julius Bär transferiert Hypothekar-Kunden an die Konkurrentin UBS, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Betroffen von der Massnahme sind auch Ex-Bär-Angestellte.

Der Tonfall im Brief ist höflich, aber bestimmt. «Da Sie bei uns ausschliesslich Hypothekar-Dienstleistungen beziehen, möchten wir Sie darüber informieren, dass für die betreffende Position (...) eine Übertragung auf eine andere, nicht mit Julius Bär verbundene Bank vorgesehen ist.»

Wenige Zeilen tiefer lässt die Privatbank Julius Bär die Katze aus dem Sack. Beim fraglichen Institut handelt es sich um die UBS, die grösste Bank des Landes. Auf Ende September werden der «Hypothekarkredit sowie sämtliche zugehörigen Sicherheiten an UBS übertragen», heisst es im Schreiben der noblen Zürcher Privatbank, das finews.ch vorliegt.

Nur noch Zusatz

Für einen der Adressaten war der Verkauf seiner Hypothek an die UBS eine unschöne Überraschung. Weder sei er zuvor über die Massnahme vorgewarnt worden, noch habe die Bank bei ihm sondiert, ob er über die Hypothek hinaus Geschäfte mit Julius Bär machen möchte. Denn genau damit begründete das Institut den Schritt. «Im Zuge einer kürzlich durchgeführten Analyse hat sich die Bank entschieden, Hypothekarkredite künftig nur noch als Zusatz-Dienstleistungen zu ihrem Kernangebot zu gewähren.»

Auf Anfrage bestätigte die Privatbank den Schritt. Betroffen seien jedoch nur ein kleines Volumen und eine geringe Anzahl Kunden. Julius Bär hatte Ende 2018 Hypothekarforderungen von 9'420,8 Millionen Franken ausstehend.

Auch nach dem Abschied an die Bank gebunden

Das sind keine «peanuts». Dies umso mehr, als im Geschäft mit reichen Schweizern Hypotheken als wichtiges Instrument gelten. Kleinere Häuser wie die Banque Syz in Genf haben eben erst begonnen, dieses Feld zu beackern.

Doch bei Julius Bär gilt neu: Wenn der Vermögenskern fehlt, dann wird der Hypo-Kunde ohne viel Federlesens hinaus komplementiert. Warum das Institut sich jetzt gerade zum Schritt entschieden hat, ist unklar. Dem Vernehmen nach soll es sich bei den betroffenen Kunden oftmals um ehemalige Angestellte von Julius Bär handeln; diese hatten zu Vorzugskonditionen ein Hypothek bei der Privatbank gelöst und blieben nach ihrem Austritt bei Julius Bär an den Vertrag gebunden.

Ausharren möglich

Nun werden diese Verträge – zu den gleichen Konditionen – an die UBS übertragen. Und die Hypothekarkunden blieben gebunden, was einigen sauer aufstösst. Unter den zig Schweizer Hypothekarbanken gäbe es wohl einige Alternativen zur Grossbank. Doch Julius Bär ist zum Schluss gekommen, dass sich die Schweizer Nummer eins am besten für den Kauf von Hypothekarkrediten eignet. Weil heute langlaufende Hypotheken so günstig wie nie sind, dürfte es für die UBS wiederum nicht unattraktiv sein, ältere und damit höhermargige Kredite aufs Buch zu nehmen.

Von Widerstand gegen die Massnahme ist bisher nichts bekannt. Wer mit dem Transfer zur UBS nicht einverstanden ist, kann diesen aber zumindest verzögern. Seine Hypothek wird bis auf weiteres bei Julius Bär weitergeführt, vorderhand zu den bestehenden Konditionen.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.18%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.92%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.44%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.67%
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