In der darbenden Schweizer Privatbanken-Szene sind längst nicht alle Institute und ihre CEO so träge und unbeweglich, wie die Beratungsgesellschaft KPMG es dargestellt hat. Maerki Baumann und ihr Chef Stephan Zwahlen sind ein Beispiel dafür.

Wenn auf dem Schweizer Finanzplatz künftig nur noch 20 Privatbanken aktiv und erfolgreich geschäften sollen, wie es kürzlich die Beratungsgesellschaft KPMG skizziert hat, will Stephan Zwahlen mit Maerki Baumann dazu gehören.

Dabei passt die sich in Familienbesitz befindliche Zürcher Privatbank in mancher Hinsicht genau in das Schema jener Institute, bei welchen KPMG eigentlich keine Existenzberechtigung mehr sieht.

Gezwungenermassen nur im noch Heimmarkt

Maerki Baumann musste sich wie praktisch jede andere Schweizer Privatbank von der Vergangenheit mit undeklarierten Kundergeldern aus aller Welt verabschieden. Die Gewinnbasis litt darunter und die verwalteten Vermögen sanken drastisch. Per Ende 2018 verwaltete Maerki Baumann rund 7 Milliarden Franken Kundengelder, vornehmlich aus der Schweiz und Deutschland und erzielte damit einen Gewinn von 3 Millionen Franken.

Andere Auslandsmärkte im Offshore-Modell oder gar durch eine internationale Präsenz zu bedienen, würde die Kapazitäten des Instituts aber bei weitem übersteigen.

Veraltete Kundenbasis

Ein tragbares und zukünftiges Geschäftsmodell zu finden, erschweren zwei grosse Herausforderungen. Erstens ist das organische Wachstum in den Märkten von Maerki Baumann sehr schwach, was eine aktive Akquisitionsstrategie bedingt. Zweitens droht die Kundenbasis der Bank zu bröckeln. Denn rund die Hälfte ihrer Kunden sind 70 Jahre alt, nur 5 Prozent sind unter 40 Jahre.

In diesem Umfeld mit «intensivem Wettbewerb und sinkenden Margen» war Maerki Baumann gezwungen, sich nach «alternativen Erlösquellen» umzuschauen, wie die Nachrichtenseite «Swissinfo» CEO Zwahlen in einem Artikel zitiert.

Ungewöhnlicher Schachzug

Vor gut einem Jahr meldete finews.ch exklusiv, wo Maerki Baumann und Zwahlen zumindest eine dieser alternativen Erlösquellen gefunden haben will: In der boomenden Blockchain- und Krypto-Branche. Die Bank öffnete sich zunächst gegenüber Krypto-Währungen, indem sie Startups Geschäftskundenkonti anbot. Das war für eine reine Privatbank ein ungewöhnlicher Schritt. Aber er erfolgte nicht aus reinem Opportunismus, sondern auch mit strategischem Weitblick.

«Es kann nicht sein, dass innovative Schweizer Firmen nach Liechtenstein ausweichen müssen, um als Geschäftskunden Bankdienstleistungen zu erhalten», sagte Zwahlen. «Viele dieser Unternehmen repräsentieren grosses Potenzial, den Schweizer Finanzplatz weiter zu entwickeln.»

Und plötzlich kamen die jungen Kunden

Was dann bei Maerki Baumann geschah, ist im Prinzip genau das, was auf der Wunschliste jedes Private Bankers zuoberst stehen müsste. Die Telefone klingelten Sturm. «Auf einen Schlag haben uns etwa 400 Personen kontaktiert. Und es waren genau diese Art von Leuten, denen wir zehn Jahre lang vergeblich versucht haben, traditionelle Bankdienstleistungen zu verkaufen», erzählt Zwahlen.

Die meisten Anrufer seien zwischen 30 und 40 Jahre alt gewesen, hätten eine sehr gute Ausbildung gehabt und eine unternehmerische Denkweise.

Ein Musterkunde für jeden Vermögensverwalter, der bereit ist, eine Kundenbeziehung aufzubauen und weiter zu entwickeln, auch wenn anfänglich die Millionenvermögen noch nicht da sind.

Der Weg über Partnerschaften und Outsourching

Das gewaltige Echo habe ihn und sein Team davon überzeugt, auf dem richtigen Dampfer zu sitzen, so der CEO. «Wir haben den Ehrgeiz, die Privatbank in der Schweizer Kryptoszene zu werden». Inzwischen bietet Maerki Baumann auch Beratungsdienstleistungen für Startups an, die über Token Offerings Kapital aufnehmen wollen.

Und ab kommendem Jahr will Zwahlen auch in Partnerschaft mit Kryptowährungs-Spezialisten Custody- und Handelsdienstleistungen mit digitalen Währungen wie Bitcoin anbieten. Weiter bestehen Pläne, für Privatkunden auch Beratungs- und Vermögensverwaltungsdienstleistungen ins Angebot aufzunehmen.

Dabei weicht Zwahlen von der generellen Strategie und dem Geschäftsmodell der Privatbank nicht ab. Das Institut hat schon früher alle Prozesse mit geringer Wertschöpfung an die eigens gegründete Transaktionsbank Incore ausgelagert: Handel, Clearing und Settlement.

Auch den Handel mit Kryptowährungen würde er nie ins Haus holen, so Zwahlen, der damit belegt, dass wesentliche Strategieerweiterungen im Private Banking durchaus möglich sind, ohne die wirtschaftlichen Kapazitäten zu strapazieren.

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